Wahlmännerprinzip: Wahlmänner in den USA

Amerikas Präsident wird nicht direkt vom Volk gewählt

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Wahlmänner…! In vielen Ländern der Welt würden die Feministen zu Großkundgebungen aufrufen. Schon allein wegen des Wortes. Nicht so in den Vereinigten Staaten von Amerika, wo sich das Land ein Wahlprinzip gegeben hat, von dem der Rest der Welt meint, es sei kompliziert. Wenn nicht gar merkwürdig oder undemokratisch. Doch man muss das System der sogenannten Wahlmänner in den USA kennen, um es zu verstehen.

Wenn der Verlierer ein Sieger ist

Frauenfeindlich ist dieses Wahlmännerprinzip natürlich nicht, denn selbstverständlich geben auch die weiblichen Bürger in Amerika ihre Stimme ab, wenn es gilt, den Präsidenten zu wählen. Und Wahlfrauen gibt es auch – nur spricht kaum jemand von ihnen, weil immer nur von den Männern die Rede ist.

Allerdings müssen es sich die Amerikaner gefallen lassen, dass nicht alle auf der Welt begreifen, warum bei dieser Wahl zuweilen der Verlierer als Sieger das Feld verlässt. So geschehen unter anderem bei der Präsidentenwahl des Jahres 2016, als Hillary Clinton deutlich mehr Stimmen erhielt als Donald Trump und dieser trotzdem der neue Präsident wurde und ins Weiße Haus einzog.

Das „Electoral Collage“

Das „Electoral Collage“ ist jenes Gremium, das in den Vereinigten Staaten letztlich darüber befindet, wer für vier Jahre Präsident und Vizepräsident des Landes wird. Es ist das „Wahlmännerkollegium“ und es besteht derzeit aus insgesamt 538 Wahlleuten beiderlei Geschlechts. Sie werden in dieses Gremium durch die fünfzig amerikanischen Bundesstaaten und durch den Bundesdistrikt gewählt.

Man spricht auch vom „Bundesdistrikt Columbia“ und meint damit Washington. Das „D.C.“ hinter dem Namen der Metropole an der amerikanischen Ostküste steht für „District of Columbia“. Washington wird nicht als Bundesstaat geführt sondern ist direkt dem Kongress der USA unterstellt. Bei der Wahl des Präsidenten stellt Washington drei Wahlmänner.

Der Status des Bundesdistricts

Der Status der amerikanischen Hauptstadt Washington wurde durch den 23. Zusatz der Verfassung festgelegt. Darin wurde am 29. März 1961 gesetzlich geregelt, dass der Bundesdistrict so viele Wahlmänner bekommt, wie er sie erhielte, wenn er nach amerikanischen Recht der kleinste aller Bundesstaaten wäre. Und damit bekommt er eben diese drei Stimmen.

Für die Bürger der Vereinigten Staaten findet letztlich keine direkte sondern lediglich eine indirekte Wahl statt, wenn es darum geht, einen Präsidenten zu küren. Entweder zur Wiederwahl nach einer ersten Amtsperiode von vier Jahren oder zur Neuwahl. Seit dem Jahr 1911 hat das Repräsentantenhaus, das letztlich die Wahl entscheidet, eine Größe von 435 Abgeordneten.

Die Hill-Huntington-Methode

Ein Statistiker und ein Physiker befassten sich im Jahr 1911 mit dem Wahlmodus in den USA. Es handelte sich um den Chef der amerikanischen Zensusbehörde, Joseph A. Hill und um den amerikanischen Harvard-Absolventen Edward Vermilye Huntington. Beide schlugen dem Repräsentantenhaus einen Modus vor, der nach den jeweiligen Bevölkerungszahlen der Bundesländer die Verteilung der Abgeordnetensitze regeln sollte.

Nach dieser Hill-Huntington-Methode wird nunmehr das höchste Gremium der USA gewählt. In einem Zehn-Jahre-Rhythmus wird in Volkszählungen in Amerika die Größe aller fünfzig Bundesstaaten neu ermittelt – und damit auch die Zahl der Wahlmänner.

Welcher Bundesstaat hat wie viele Wahlmänner?

Die Zahl der Wahlmänner oder der Wahlfrauen ist naturgemäß von Bundesstaat zu Bundesstaat verschieden und richtet sich nach deren Größe. So verfügt das wirtschaftlich starke Kalifornien über insgesamt 66 Stimmen. Das kleine Delaware muss sich mit lediglich drei Stimmen begnügen. Texas bestimmt 38 Wahlmänner und Wahlfrauen, North Dakota und Wyoming verfügen ebenso wie der District der Hauptstadt Washington nur über drei Stimmen.

Durch das komplizierte Wahlsystem der USA kann es also passieren, dass ein Präsidentschafts-Kandidat zwar die meisten Stimmen der amerikanischen Wähler erhält, doch dass das Wahlmänner-Prinzip den Ausgang entscheidend korrigiert. Die Amtseinführung des neuen Präsidenten findet seit dem Jahr 1937 immer am 20. Januar nach der Wahl statt.

BundesstaatWahlmännerEinwohner pro Wahlmann
Alabama9531.082
Alaska3236.744
Arizona11581.092
Arkansas6485.986
Colorado9558.800
Connecticut7510.585
Delaware3299.311
Florida29648.321
Georgia16605.478
Hawaii4340.075
Idaho4391.896
Illinois20641.532
Indiana11589.437
Iowa6507.726
Kalifornien55677.345
Kansas6475.520
Kentucky8542.421
Louisiana8566.672
Maine4332.090
Maryland10577.355
Massachusetts11595.239
Michigan16617.728
Minnesota10530.393
Mississippi6494.550
Missouri10598.893
Montana3329.805
Nebraska5365.268
Nevada6450.092
New Hampshire4329.118
New Jersey14627.992
New Mexico5411.836
New York29668.210
North Carolina15635.699
North Dakota3224.197
Ohio18640.917
Oklahoma7535.907
Oregon7547.296
Pennsylvania20635.119
Rhode Island4263.142
South Carolina9513.929
South Dakota3271.393
Tennessee11576.919
Texas38661.725
Utah6460.648
Vermont3208.580
Virginia13615.463
Washington12560.378
Washington D.C.*3200.574
West Virginia5370.599
Wisconsin10568.699
Wyoming3187.875

* Aufgrund des 23. Zusatzartikels zur Verfassung besitzt Washington D.C. drei Wahlmänner, obwohl es kein eigener Bundesstaat ist.

Wer ist wahlberechtigt?

Wahlberechtigt ist in den Vereinigten Staaten jeder Bürger, der das 18. Lebensjahr vollendet hat und nicht vorbestraft ist. Die rund 220 Millionen Menschen, die alle vier Jahre – wenn auch auf Umwegen – ihren Präsidenten wählen, müssen sich vor der Wahl registrieren lassen. Die entsprechenden Regeln variieren von Bundesstaat zu Bundesstaat.

Da fast neun Millionen US-Bürger permanent im Ausland leben, haben die sogenannten „Expatriates“ ein Wahlrecht per Brief. Die eigentliche Wahl findet traditionell am Dienstag nach dem ersten Montag im November statt – und zwar in Jahren mit einer geraden Jahreszahl.

Das System „Winner-takes-all“

In den amerikanischen Bundesstaaten ist das relative Mehrheitswahlrecht die Regel. Man bezeichnet es auch als „Winner-takes-all“-System. Das bedeutet, dass jener Kandidat, der in den diversen Bundesstaaten die meisten Stimmen auf sich vereint, über alle Stimmen verfügt, die diesem Bundesstaat bei der Präsidentenwahl zustehen. Der Sieger vereint also die gesamten Stimmen bei der eigentlichen Wahl des Präsidenten auf sich und auf die Kandidaten seiner Partei. Der Verlierer geht leer aus.

Dem historischen Ritual zufolge treffen sich die Wahlmänner jeweils am Montag nach dem zweiten Mittwoch im Dezember in ihren Hauptstädten und geben ihre Stimme zur Präsidentschaftswahl ab. Also tritt das besagte Wahlmännerkollegium nie zusammen.

„Swing States“ – Zünglein an der Waage

Zweifellos ist das System der amerikanischen Wahl kompliziert und wird außerhalb der Grenzen der Vereinigten Staaten hin und wieder heftig kritisiert. Auch innerhalb des Landes gibt es Stimmen, die für eine Direktwahl des Präsidenten votieren.

Zwar erfüllen die sogenannten „Primaries“, also die Vorwahlen, den Zweck, innerhalb der verschiedenen Parteien eine gewisse Transparenz zu erzielen, doch bei den eigentlichen Wahlen des Präsidenten bilden die Staaten ohne klare Mehrheitsverhältnisse so etwas wie das Zünglein an der Waage.

So konzentrieren sich alle Beobachter der Wahlen auf diese „Swing States“. Das sind insbesondere Florida, Pennsylvania und Wisconsin. Häufig konzentrieren sich die Präsidentschaftskandidaten bei ihren Wahlkampfauftritten auf diese Staaten.

Eine Mehrheit von 270 Stimmen

Die wichtigste Aufgabe der Wahlmänner und Wahlfrauen ist es, den neuen Präsidenten oder die neue Präsidentin der USA genau 41 Tage nach dem eigentlichen Wahlgang der Bevölkerung zu wählen. Die Entscheidung ist gefallen, wenn einer der Kandidaten die Mehrheit von 270 Stimmen auf sich vereint.

Dieses Resultat steht aber im Grunde schon nach dem allgemeinen Wahltag fest, denn die Wahlmänner und Wahlfrauen fühlen sich ihrem Auftrag und ihrer jeweiligen Partei verpflichtet. Und dies, obwohl die Prozedur des Präsidenten-Wahlgangs eigentlich geheim stattfindet. Auch schreibt die Verfassung der USA den Delegierten nicht vor, dass sie dem Votum ihres Bundesstaates zwingend folgen müssen.

Häufige Fragen und Antworten

Was sind Wahlmänner?

Die Wahlmänner repräsentieren die Wahl-Mehrheit ihrer jeweiligen Bundesstaaten und wählen den Präsidenten sowie den Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika.

Wer wählt die Wahlmänner?

Die Wahlmänner werden von den Parteien – also von den Delegierten der Republikaner oder der Demokraten – gewählt.

Wann ist das Wahlmänner-System entstanden?

Seit dem Jahr 1803 ist dieses Wahlsystem in den USA durch die Verfassung geregelt. Sie erhielt im Laufe der Zeit einige Korrekturen.

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