Wisconsin

Amerikas Molkereiland ist das Tor zu den Großen Seen

Malerische Landschaft im Winter in Wisconsin
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Wisconsin ist einer der Bundesstaaten, die häufig unterschätzt und von Besuchern, die diese Region nicht kennen, leicht übersehen wird. In diesem Landstrich, der nicht nur den Beinamen Amerikas Molkereiland führt, sondern auch als Dachs-Staat bezeichnet wird, gibt es keine weltweit bekannten Nationalparks, keine Traumstrände wie in Florida und keine Metropolen wie Las Vegas, New York City oder Hollywood, die Anziehungspunkt für Besucher aus der ganzen Welt sind.

  • Dennoch gibt es in Wisconsin viel zu entdecken, sowohl landschaftlich als auch hinsichtlich interessanter Ausflugsziele. Wer einen Urlaub jenseits der weltweit bekannten Anziehungspunkte plant, Wert auf Ruhe, Individualität und abwechslungsreiche Landschaften setzt, der sollte Wisconsin auf seine Prioritätenliste setzen.
  • Im Mai 1848 wurde Wisconsin der 30. Bundesstaat der USA und blieb bis 1854 ein freier Staat, in dem die Sklaverei verboten wurde. Traditionell waren die Gegner der Sklaverei stark vertreten. Diese verhalfen wiederholt entflohenen Sklaven aus anderen US-Bundesstaaten zur Flucht über die kanadische Grenze.
  • Der Wisconsin Supreme Court erklärte das mit einem Auslieferungsabkommen vergleichbare Fugitive Slave Law für verfassungswidrig. Demnach wurden in Wisconsin festgenommene entflohene Sklaven nicht an ihre rechtmäßigen Besitzer ausgeliefert. Im Sezessionskrieg von 1861 bis 1865 stellte sich Wisconsin auf die Seite der Union, die für die Abschaffung der Sklaverei kämpfte.
Wisconsin
Malerische Landschaft im Winter in Wisconsin

Ein Naherholungsgebiet für gestresste Großstädter aus Chicago

Dass Wisconsin ein interessantes Ausflugsziel ist, ist den Einwohnern aus dem Großraum Chicago längst bekannt. Aufgrund der geografischen Nähe nutzen die gestressten Großstädter das nördlich gelegene Nachbarland gerne als Naherholungsgebiet oder für einen Kurzurlaub.

Im Gegensatz zu anderen Bundesstaaten ist Wisconsin nicht besonders groß, gerade einmal zweieinhalb Mal so groß wie Bayern. Dennoch überrascht dieser scheinbar unspektakuläre Bundesstaat immer wieder und wer einmal hier war, kommt auch gerne wieder.

Fünf unterschiedlich geprägte Gebiete

Der Dachs-Staat ist ein wasser- und waldreicher Staat. Ungefähr 46 Prozent der Oberfläche sind mit Wald und 17 Prozent mit Wasser bedeckt. 15.000 Seen und Waldgebiete verteilen sich über das gesamte Staatsgebiet. Die geografische Unterteilung erfolgt in fünf unterschiedliche Gebiete, die die Vielseitigkeit dieses Landstriches veranschaulichen.

Im Südosten befinden sich die Eastern Ridges and Lowlands, in denen die größten Städte wie Milwaukee, Madison, Green Bay, Kenosha und Appleton angesiedelt sind. Alleine diese Beispiele zeigen, dass die größeren Städte Wisconsins mit Ausnahme von Milwaukee überregional kaum bekannt sind.

Die Central Plains, die sich auf einer Nord-Südachse von der kanadischen Grenze bis nach Texas ziehen, sind auch in Wisconsin zu finden. In diesem Landstrich ist die Landwirtschaft aufgrund des ergiebigen Ackerlandes stark vertreten. Die Nothern Highlands sind durch Misch- und Nadelwälder geprägt, hier befindet sich der Chequamegon-Nicolet National Forest, der von tausenden eiszeitlicher Seen durchzogen ist. Die Western Uplands zeigen die Vielseitigkeit der Landschaft, denn hier gibt es sowohl Wälder als auch Ackerland.

Wisconsin im Steckbrief

  • Fläche: 169.639 qkm
  • Einwohner: 5.778.708
  • Abkürzung: WI
  • Hauptstadt: Madison
  • Ortszeit: UTC -6
  • Spitzname: Badger State (Dachs-Staat)

Karte von Wisconsin

Wisconsin Karte
Karte von Wisconsin | © nationalmap.gov

Lage und Geografie von Wisconsin

Im Norden grenzt Wisconsin an den Oberen See an der kanadischen Grenze. Die Nachbarstaaten sind Michigan, Iowa, Illinois und Minnesota. Die heutige Bezeichnung Wisconsin geht auf einen Namen zurück, den die Ureinwohner diesem Landstrich einst gegeben hatten. In der Sprache der Indianer bedeutet dieser Name „der rot liegt“.

Dieser Name bezieht sich auf den Wisconsin River und den dort prägenden roten Sandstein. Der Beiname Molkereiland geht auf die Landwirtschaft zurück, die überwiegend aus Milchviehhaltung besteht. So trifft man in Wisconsin Farmen und landwirtschaftliche Betriebe, die denen in Deutschland recht ähnlich sind.

Diese Ähnlichkeit ist kein Zufall, denn ungefähr die Hälfte der Einwohner hat deutsche Vorfahren. Es gibt zwar nicht viele Großstädte in Wisconsin, dafür jedoch zahlreiche Orte mit typischem Kleinstadtidyll. Namen wie New Berlin, Rhineland, New Holstein, New Berlin und Kiel deuten auf den deutschen Bezug der Einwohner hin.

Das Klima in Wisconsin: ausgeprägt schöne Jahreszeiten

Das Klima ist recht ausgeglichen, denn aufgrund des großen Wald- und Seebestandes weist das Land nur geringe Höhenunterschiede auf. Spektakuläre Bergwelten wie in den weltweit bekannten Nationalparks anderer Bundesstaaten gibt es hier nicht.

Obwohl sich dieser Bundesstaat vergleichsweise weit nördlich in der Nähe der kanadischen Grenze befindet, sind die Sommer hier warm bis schwül. Temperaturen von 30 Grad sind durchaus möglich. Diese warme Jahreszeit wird durch den farbenfrohen Indian Summer beendet.

Auch die Winterzeit ist recht ausgeprägt und fängt meistens schon im November an. Häufig fallen größere Mengen Schnee, was Wisconsin zu einem idealen Wintersportort macht. Hier gibt es zwar keine groß angelegten Skigebiete, jedoch sind die schneereichen Winterlandschaften ideal geeignet für Skilanglauf, Schneeschuhwanderungen und alle weiteren Aktivitäten, die bei diesem Wetter einfach Spaß machen. Im Dezember kann jedoch auch viel Niederschlag fallen. Die Temperaturen sind dann recht warm für diese Jahreszeit und können durchaus 19 Grad Celsius erreichen.

Klimatabelle

Temperatur °CNiederschlagrelative
Feuchte
Sonne
max. Ømin. ØmmTageh/Tag
Jan-2,3-12,1366754,2
Feb-0,6-10,7285735,5
Mär5,4-4,9468717
Apr13,61,6669667,5
Mai20,77,6849668,6
Jun26,213,29986810,5
Jul29,815,79187110,6
Aug28,414,6868749,4
Sep23,110,3848778,6
Okt16,34,2567736,5
Nov6,5-3,2537774,1
Dez-0,6-9,4337793,5
Jahr13,92,376290737,2

Aktuelles Wetter

Wisconsin - 02 Dezember
-5° -7°

Aufgelockerte Bewölkung

-7°

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Hinweis: Für die hier zur Verfügung gestellten Klima und Wetterdaten kann USA-Info.net keine Gewähr geben.

Bevölkerungsentwicklung und Einwohnerstruktur

Ein großer Teil der etwas mehr als fünf Millionen Einwohner hat deutsche Wurzeln. Wisconsin ist vergleichsweise dünn besiedelt, denn hier leben gut 400.000 Einwohner weniger als in Hessen. Das Bevölkerungswachstum ist seit 1850 konstant geblieben. Den größten Bevölkerungszuzug erlebte Wisconsin in seiner Gründungsphase, als sich hier zahlreiche deutsche Auswanderer niederließen.

In diesem Zeitraum konnte sich der Bundesstaat über eine Zuwanderungsrate von 154 Prozent freuen. Bis zur Jahrhundertwende bewegten sich diese Zahlen zwischen 22 und 36 Prozent. In den einhundert Jahren zwischen 1910 und 2010 wuchs die Bevölkerungszahl um 9,6 bis 12,8 Prozent. Den niedrigsten Bevölkerungszuwachs verzeichnete Wisconsin in den Jahren 1940, 1990 und 2010 mit Werten zwischen 4 und 6,5 Prozent.

Weiße Amerikaner stellen 87 Prozent der Bevölkerung, Afroamerikaner sind mit 6,3 Prozent und Hispanics mit 2,9 Prozent vertreten. Obwohl hier einst zahlreiche Indianerstämme beheimatet gewesen sind, stellen die Ureinwohner nur noch 1 Prozent der Bevölkerung. Asiaten sind mit 2,3 Prozent gut vertreten.

Die politische Situation in Wisconsin

Politisch gesehen ist Wisconsin ein attraktives Gebiet sowohl für die Demokraten als auch die Republikaner. In diesem Staat herrscht ein ausgewogenes Verhältnis zwischen liberal geprägten Großstadtregionen und ländlich-konservativen Gebieten.

Aufgrund dieser politischen Landschaft gilt Wisconsin als Swing State, in dem beide Parteien gute Chancen haben, die Mehrheit der Wähler für sich einzunehmen. Unabhängig von ihrer politischen Ausrichtung galten Politiker aus Wisconsin schon immer als progressiv und offen gegenüber neuen Ideen. Dies gilt auch im Sozialbereich. Abgesehen von den Problemen eines Teils der schwarzen Bevölkerung sind soziale Nachteile hier kaum greifbar.

Geschichte von Wisconsin

Nach der erfolglosen Revolution in Deutschland 1848 waren viele Bürger enttäuscht, denn sie hatten sich gegenüber dem Adel und weiterer Eliten mehr politische und zivile Rechte versprochen.

Aufgrund dieser wenig viel versprechenden Situation wagten viele Deutsche den Aufbruch in die neue, unbekannte Welt. Es zog sie in ein Land, das wenig erschlossen war, schlechter als in der alten Heimat konnte die Situation dort doch auch nicht sein.

Nach der Ankunft an der Ostküste, meistens New York, zog es viele deutsche Einwanderer nach Wisconsin. Einer der sogenannten Achtundvierziger war der Revolutionär Carl Schurz. Seine Frau Magarete gründete in Watertown den ersten Kindergarten der USA. Auch der bekannte Geistliche Constantin August Maria von Droste zu Hülshoff schiffte sich 1860 nach Amerika ein und wirkte bis zu seinem Tod 1901 als Missionar in Wisconsin.

Milwaukee

Milwaukee ist die größte und zugleich auch einzige überregional bekannte Stadt Wisconsins, die überwiegend durch deutsche Einwanderer geprägt wurde. Die Hauptstadt von Wisconsin ist allerdings Madison.

Milwaukee in Wisconsin
Milwaukee in Wisconsin

1850 gab es in Milwaukee sechs deutschsprachige Zeitungen. Die Stadt entwickelte sich recht schnell und zeichnete sich durch ihre Modernität aus. Genauso schnell wie die Stadt entwickelte sich die deutsche Bevölkerung, die 1870 bereits 27 Prozent der Einwohner stellte.

1910 bekam Milwaukee mit dem deutschen Einwanderer Emil Seidel den ersten sozialistischen Bürgermeister. Auch in kulinarischer Hinsicht wurde Milwaukee von deutscher Tradition geprägt. Hier gibt es noch heute zahlreiche Brauereien, die auf deutsche Wurzeln zurückgehen. Milwaukee trägt daher auch den Beinamen amerikanische Bierhauptstadt. Auch das typisch deutsche Essen Bratwurst und Sauerkraut war sehr beliebt.

Der Erste Weltkrieg beendete jedoch vorerst die Beliebtheit deutscher Traditionen. Wenn irgendwie möglich, betonte man das Deutschsein jetzt nicht mehr so stark wie zuvor. Eine weitere problematische Zeit war der Zweite Weltkrieg. Heutzutage sind diese wenig erfreulichen Zeiten jedoch vergessen und jedes Jahr findet in Milwaukee das Germanfest statt. Vor den Einwanderern aus der sogenannten alten Welt (Europa) war Wisconsin in der Hand der Franzosen und der Briten.

Die Herrschaft der Franzosen wurde durch den Frieden von Paris 1763 beendet, während das Mandat der Engländer nach der erfolgreichen Lossagung vom britischen Mutterland mit Ende des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges 1783 endete.

Wirtschaft und Handel

Während der ersten Jahrzehnte der Erschließung und Besiedlung des heutigen Wisconsins war der Pelzhandel lange Zeit eine wichtige Einnahmequelle. Während in anderen Bundesstaaten Gold- und Silberminen ausgebeutet wurden, setzte man in Wisconsin auf Bleiminen.

Die Zeit der Erschließung dieser Minen brachte wirtschaftlichen Wohlstand und eine steigende Bevölkerungszahl. Die in diesen Minen arbeitenden Bergleute wurden als Dachs bezeichnet, da sie sich genauso flink und wendig durch die Gänge und Stollen bewegten wie diese Tiere durch ihre Bauten.

Neben deutschen Einwanderern entdeckten auch Neuankömmlinge aus Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Polen und der Schweiz die Vorteile dieses waldreichen Landstrichs.

Aktivurlaub in Wisconsin

Es gibt nicht besonders viele Sehenswürdigkeiten, die individuell hervorstechen. Wisconsin ist vielmehr ein Bundesstaat, der seinen Charme als Ganzes entfaltet. Warme Sommer, leuchtend buntes Laub im Indian Summer, Kirschblüte im Frühling und maritime Umgebung rund um tausende von Seen.

Outdoor-Abenteuer in den waldreichen Gegenden, unendlich viel Spaß im Schnee und zahlreiche Möglichkeiten, familienfreundliche Tage zu verbringen. Dem Unternehmensdrang von Urlaubern, die Wert auf einen aktiven Urlaub legen, sind also keine Grenzen gesetzt. Kunst-, Kultur- und Food-Liebhaber kommen hier gleichfalls auf ihre Kosten.

Wisconsin ist einer der größten Käseproduzenten und produziert etwa sechzig Prozent der Cranberrys in den USA. Zahlreiche Bierbrauereien mit angeschlossenen Biergärten bieten urdeutsche Gemütlichkeit. Aufgrund des hohen Gewässerbestands sind Fischspezialitäten gleichfalls sehr beliebt.

Der bekannte Architekt Frank Lloyd Wright wurde in Wisconsin geboren. Zeitzeugen seiner genialen Baukunst sind über das ganze Land verteilt und können besonders gut über den Frank Lloyd Wright Trail besichtigt werden. Auch der berühmte Motorradhersteller Harley Davidson kommt aus diesem Bundesstaat.

Fähre auf der Oberen See in Bayfield Harbor, Wisconsin
Fähre auf der Oberen See in Bayfield Harbor, Wisconsin

Ein besonderes Ausflugsziel ist der Obere See an der Grenze zu Kanada. Es handelt sich um den größten der fünf Großen Seen Nordamerikas und das zweitgrößte Binnengewässer weltweit. Durch diesen See verläuft die Grenze zwischen Kanada und den USA. Neben Wisconsin erstreckt sich der Obere See auf Minnesota und Michigan.

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