Todesstrafe in den USA

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Was in den meisten Staaten Europas schon lÀngst abgeschafft ist, ist in den USA noch möglich. Die Vereinigten Staaten zÀhlen zu den Staaten auf der Erde, die als höchste Strafe auch heute noch die Todesstrafe verhÀngen können.

In der Regel ist dies aber abhÀngig vom Bundesstaat, denn in nur wenigen Belangen (wie etwa in militÀrischen Angelegenheiten) hat der Bund die rechtliche Kompetenz und ZustÀndigkeit.

Daher ist fĂŒr die Anwendbarkeit der Todesstrafe in der Regel der jeweilige Bundesstaat entscheidend. Im Jahre 1972 erklĂ€rte der Oberste Gerichtshof die Aussetzung der Todesstrafe in den USA. Daraufhin ĂŒberarbeiteten einige Bundesstaaten ihre Gesetze, insbesondere zur Beseitigung des Vorwurfs der WillkĂŒr.

Todesstrafe in den USA
Todesstrafe in den USA: in den blau markierten Staaten ist sie abgeschafft | By Death_penalty_statutes_in_the_United_States.svg: Lokal_Profilderivative work: Flappiefh [Public domain], via Wikimedia Commons
Auch andere Änderungen wurden vorgenommen und so wurde die VerhĂ€ngung der Todesstrafe ab 1976 wieder zulĂ€ssig. Entgegen der landlĂ€ufigen Meinung ist das Thema Todesstrafe durchaus umstritten in der Bevölkerung der USA. Bei diesem Thema kommen ganz besonders die MentalitĂ€tsunterschiede innerhalb der USA zu Tage.

Auch die Bundesstaaten uneinig

Zwischenzeitlich gibt es auch immer wieder Diskussionen ĂŒber die Art der Hinrichtung, die sich im Laufe der Jahre geĂ€ndert hat. War frĂŒher auch der elektrische Stuhl (teilweise auch ErhĂ€ngen, Erschießen oder durch Gas) verbreitet, ist heute die wesentliche Hinrichtungsmethode in den USA die tödliche Injektion einer Giftspritze.

In Washington D.C. wurde die Todesstrafe wie in einige anderen Bundesstaaten abgeschafft. Die Todesstrafe abgeschafft, vereinzelt nur fĂŒr zukĂŒnftige Verurteilungen, haben die US-Staaten Alaska, Connecticut, Hawaii, Illinois, Iowa, Maine, Massachusetts, Michigan, Minnesota, New Jersey, New Mexico, New York, North Dakota, Rhode Island, Vermont, West-Virginia, Wisconsin. Außerdem einige Außengebiete wie Puerto Rico.

Alle anderen lassen die Todesstrafe als höchste Strafe gegenĂŒber einem TĂ€ter zwar zu, aber es gibt trotzdem massive Unterschiede in der jĂ€hrlichen Anzahl der Todesurteile und Vollstreckungen.

Die meisten Todeskandidaten wurden seit WiedereinfĂŒhrung in den Bundesstaaten Texas, Virginia und Oklahoma hingerichtet. Insbesondere Texas, das im StaatsgefĂ€ngnis von Huntsville vollstreckt, hat einen großen Anteil an der Gesamtstatistik.

Wer sich die Statistik anschaut, wird schnell feststellen, dass die SĂŒdstaaten der USA in diesem Punkt hervortreten. Besonders kontrovers ist auch in den USA die Hinrichtung jugendlicher TĂ€ter. Dies ist in einigen Bundesstaaten wie Alabama, Arizona, Mississippi, Missouri, Oklahoma und Texas möglich.

Todesstrafe in den USA nach Staaten

Bundesstaat / JustizExekutionen seit 1976 - (1. Juni 2020)aktuell zum Tode verurteilte GefÀngnis­insassen (1. Januar 2020)Letztmalige Vollstreckung der Todesstrafe (6. Mai 2020)
Texas5692182020
Virginia11332017
Oklahoma112462015
Florida993472019
Missouri90232019
Georgia76482020
Alabama671752020
Ohio561412018
South Carolina43402011
North Carolina431452006
Arizona371192014
Arkansas31312017
Louisiana28692010
Mississippi21432012
Indiana2082009
Delaware1602012
Kalifornien137252006
Tennessee13522020
Nevada12742006
Illinois1201999
Utah772010
Washington502010
South Dakota512019
Maryland502005
Nebraska4122018
Pennsylvania31471999
Montana322006
Kentucky3282008
Idaho382012
Bundesregierung der Vereinigten Staaten3622003
Oregon2311997
Wyoming111992
New Mexico102001
Connecticut102005
Colorado131997
StreitkrÀfte der Vereinigten Staaten04
New Hampshire011939
Kansas010
USA insgesamt15182620

Todesstrafe in Texas: Warum gibt es so viele Todesurteile in Texas?

Texas wendet auch heute noch als Staat in den USA die Todesstrafe an. Von den Strafgerichten wird sie bei entsprechender Schwere des Verbrechens verhĂ€ngt. Texas ist mit knapp 500 hingerichteten Menschen seit 1976 der Bundesstaat in den USA, der die Todesstrafe am hĂ€ufigsten gebraucht. Nahezu ein Drittel aller Hinrichtungen in den Vereinigten Staaten gehen auf das Konto des „Lone Star State“

Seit 2007 gehen sogar zwei Drittel aller Todesstrafen auf Texas zurĂŒck. Der Grund liegt jedoch nicht in einer hohen Zahl der ausgesprochenen Urteile – die ist in andere Bundesstaaten ebenso hoch – , sondern in einer geringen Einwende der Berufungsgerichte. Lediglich drei Prozent der Urteile, die in erster Instanz zum Todesurteil fĂŒhrten, wurden durch das Berufungsgericht aufgehoben. Normalerweise werden so knapp 70 Prozent der Urteile rĂŒckgĂ€ngig gemacht – nicht aber in Texas.

Weiterhin ist es dem Gouverneur nicht möglich, aus eigener Initiative heraus, eine Todesstrafe aufzuheben. Erst wenn der texanische Begnadigungsausschuss (Texas Board of Pardons and Paroles) eine Begnadigung empfiehlt, kann der Gouverneur das Wort ergreifen und eine Entscheidung fÀllen. Ansonsten darf er die Hinrichtung nur um 30 Tage aufschieben.

DurchfĂŒhrung der Todesstrafe: Wie lĂ€uft diese in Texas ab?

Hinrichtungen werden in Texas ausschließlich in der Huntsville Unit vollstreckt. Ist der Befehl zur Todesstrafe eingegangen, so wird der Betroffene in den speziellen Sicherheitsbereich des GefĂ€ngnisses verlegt. Nun untersteht der Gefangene stĂŒndlicher Überwachung – das Verhalten wird regelmĂ€ĂŸig dokumentiert.

Die Aufzeichnungen, die auch schon 2 Wochen vor der Hinrichtung angefertigt werden und innerhalb der Zeitspanne immer wieder wiederholt werden, beinhalten folgende Punkte:

  • Bericht der Psyche: Drei Psychiater beurteilen den Geisteszustand des Verurteilten und schĂ€tzen anhand von Befragungen und Untersuchungen in ErgĂ€nzung mit der Vorgeschichte die Psyche detailliert ein.
  • Bericht eines Geistlichen: Aus geistlicher Sicht wird der spirituelle und emotionale Zustand des Gefangenen dokumentiert.
  • Beobachtungen des GefĂ€ngnispersonals ĂŒber das Verhalten der Person
  • Abschlussbericht vom GefĂ€ngnisdirektor: AuffĂ€lligkeiten und Beobachtungen aus GesprĂ€chen mit dem Gefangenen und seinen Bekannten/Verwandten.

Dieser Bericht wird immer wieder neu aufgesetzt, um auch VerÀnderungen im Verhalten des zum Tode verurteilten Menschen festzustellen.

24 Stunden vor der Hinrichtung

24 Stunden vor der Hinrichtung muss der Gefangene dann in eine separierte Überwachungskammer unmittelbar neben der Hinrichtungskammer. Er hat hier bei dem Bewusstsein, gleich der Todesstrafe zu erliegen, die letzte Möglichkeit, Medien zu nutzen oder zu lesen. Das Verhalten wird von gleich drei WĂ€chtern rund um die Uhr kontrolliert. In dieser Überwachungskammer kann der Verurteilte auch noch ein letztes Mal mit seiner Familie, den Freunden, Verwandten oder Bekannten sprechen und auch mit seinem Anwalt noch einmal Kontakt aufnehmen. Diese Personen mĂŒssen dann allerdings bis zum Mittag des Hinrichtungstages weg sein.

Umsetzung der Todesstrafe

Dann folgt die Umsetzung der Todesstrafe. Laut Strafgesetzbuch können bis zu 50 Zeugen bei der Hinrichtung als Zeugen dabei sein. Möglich sind der GefĂ€ngnisdirektor, Generalstaatsanwalt, bis zu 2 Ärzte, 5 Familienmitglieder oder Freunde des Verurteilten und 12 renommierte BĂŒrger. Außerdem sind 2 Geistliche, bis zu 17 Medienvertreter, 9 vom Staat bestimmte Zeugen oder 4 Beamte, die den Verurteilten begleiten. Diese Zeugen mĂŒssen bis zu 2 Stunden vor der Hinrichtung vor Ort sein und eingetroffen sein.

Die anwesenden Medienvertreter, also Reporter und Journalisten dĂŒrfen allerdings keine Aufnahmen machen – weder Bild noch Ton. Doch alleine die Tatsache, dass sie, um das öffentliche Interesse zu befriedigen, dabei sind, regt zum Nachdenken ĂŒber die Todesstrafe an. Der Verurteilte selber darf nur 5 Zeugen frei wĂ€hlen, die auch noch vom Direktor selber bestĂ€tigt werden mĂŒssen. Ein Mitarbeiter des TDCJ-Victim Service Division bereitet die gewĂ€hlten Angehörigen auf die DurchfĂŒhrung der Todesstrafe vor. Dazu wird ein Video gezeigt und auf mögliche Probleme aufmerksam gemacht. Außerdem wird der Hinrichtungsraum und das Zeugenzimmer vorgestellt.

Die Henkersmahlzeit

Das letzte Essen, also die Henkersmahlzeit, vor der DurchfĂŒhrung der Todesstrafe in Texas darf der Gefangene frei wĂ€hlen. Zwischen 15:30 Uhr und 16:00 Uhr kann er die Mahlzeit, die aus Zutaten und Lebensmitteln aus der GefĂ€ngniskĂŒche besteht, einnehmen. Danach muss er sich schon fertig machen fĂŒr die Hinrichtung. Diese findet etwa um 18.00 Uhr statt. Auch hier gilt: alles, was der Gefangene sagt und tut, wird akribisch protokolliert.

Nach ein paar wenigen letzten Worten des Verurteilten gibt der Direktor ein Startzeichen zur DurchfĂŒhrung der Todesstrafe, die in Texas immer in Huntsville stattfinden. Die tödlichen Injektion wird vom Giftteam verabreicht. Ein Arzt verfolgt das gesamte Prozedere, damit nichts schieflĂ€uft und der Verurteilte auch ohne großes Leiden stirbt. Vom Beginn der Injektion bis zum Herzstillstand vergehen etwa acht Minuten. Anschließend muss der Arzt den Tod bescheinigen und die Zeugen werden davon in Kenntnis gesetzt.

Todesstrafe in den USA: Zustimmung lÀsst aktuell nach

Die Zustimmung in der Gesamtbevölkerung der USA hat ĂŒber die letzten Jahrzehnte eher nachgelassen.

Selbst BefĂŒrworter der Todesstrafe kritisieren oft VerfahrensmĂ€ngel und ungleiche Behandlung vor Gericht. So gibt es zahlreiche Statistiken, die belegen dass sowohl Hautfarbe, Bildungsstand als auch Geschlecht entscheidend sein können ob jemand die Todesstrafe erhĂ€lt oder alternativ lebenslĂ€nglich. Ganz zu schweigen von den finanziellen HintergrĂŒnden und dem Unterschied zwischen Staranwalt und Pflichtverteidiger.

So gibt es auch immer wieder engagierte Demonstrationen, wenn ein entsprechender Prozess in den USA stattfindet. Es bleibt abzuwarten, wie die weitere Entwicklung ist. Generell ist die Zahl der ablehnenden Bundesstaaten sukzessive gewachsen und es laufen in den letzten Jahren mehr Staaten ĂŒber in das Lager der Bundesstaaten ohne Todesstrafe.

Auch Umfragen zeigen in letzter Zeit oft eine Tendenz gegen die Todesstrafe, insbesondere wenn die Alternative „LebenslĂ€nglich“ angeboten wird. Trotzdem sind vor allem auch regionale Schwerpunkte festzustellen. Auch die politische Haltung und religiöse Anschauungen sind oft entscheidend, ob jemand fĂŒr oder gegen die Todesstrafe ist.

Fragen und Antworten zur Todesstrafe

Wo gibt es noch die Todesstrafe in den USA?

Aktuell gibt es die Todesstrafe noch in Alabama, Arizona, Arkansas, Colorado, Delaware, Florida, Georgia, Idaho, Indiana, Kalifornien, Kentucky, Louisiana, Mississippi, Missouri, Montana, Nebraska, Nevada, North Carolina, Oklahoma, Ohio, Oregon, Pennsylvania, South Carolina, South Dakota, Texas, Tennessee, Utah, Virginia, Washington und Wyoming.

Wie wird in den USA hingerichtet?

Die aktuell am hÀufigsten genutzte Methode zur Hinrichtung in den USA ist die tödliche Injektion einer Giftspritze.

Wie viele Menschen wurden in den USA hingerichtet?

In den USA wurden bisher 1518 Menschen hingerichtet (Stand 2020, Quelle 1). Ca. ein Drittel der Hinrichtungen wurden im Bundesstaat Texas durchgefĂŒhrt.

Quellen:

  1. Executions by State and Region

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1 Kommentar
  1. Marlin sagt

    Das „Texas Department of Criminal Justice“ veröffentlicht auf seiner Website sĂ€mtliche Daten der Hingerichteten, nebst „Last statement“, also die letzten Worte der Delinquenten unmittelbar vor Vollzug ihrer Hinrichtung.
    Sehr bewegend und nachdenklich stimmend.
    https://www.tdcj.texas.gov/death_row/dr_executed_offenders.html

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