Wer war Gerald Ford?

Gerald Ford – der niemals gewählte amerikanische Präsident

Präsident Gerald Ford
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Es waren bemerkenswerte Worte, die der soeben als 38. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigte Gerald Ford in seiner Antrittsrede wählte: „Ich übernehme die Präsidentschaft unter außergewöhnlichen Umständen. Dies ist eine Stunde der Geschichte, die unseren Verstand beunruhigt und unser Herz verletzt.“

Und jeder Amerikaner, der an diesem 9. August 1974 vor den Fernsehschirmen des Landes das Procedere der Amtseinführung vor dem Weißen Haus verfolgte, wusste, was damit gemeint war.

Gerald Ford trat in die Fußstapfen seines umstrittenen Vorgängers Richard Nixon, der über den Watergate-Skandal stolperte und nicht zuletzt durch die öffentliche Meinung aus seinem Amt gejagt wurde.

Steckbrief: Gerald Ford

  • Präsident Gerald Ford
    Präsident Gerald Ford

    Name: Gerald Rudolph Ford

  • Geburtsdatum: 14. Juli 1913
  • Geburtsort: Omaha, Nebraska
  • Ehepartnerin: Betty Ford (verh. 1948 –2006)
  • Kinder: Steven Ford (Sohn), Susan Ford (Tochter), John Ford (Sohn), Michael Gerald Ford (Sohn)
  • Eltern: Leslie Lynch King senior, Dorothy Ayer Gardner Ford
  • Geschwister: Richard Addison Ford (Bruder), Leslie Henry King (Bruder), Thomas Gardner Ford (Bruder), Patricia Jane King (Schwester), James Francis Ford (Bruder), Marjorie King (Schwester)
  • Sternzeichen: Krebs
  • Sterbedatum: 26. Dezember 2006
  • Sterbeort: Rancho Mirage, Kalifornien
  • Amtszeit als Präsident: 9. August 1974 – 20. Januar 1977
  • Website: Portrait auf whitehouse.gov

Kindheit und Jugend

Die Ehe seiner Eltern stand unter einem denkbar schlechten Stern

Als Leslie Lynch King junior wurde der Mann der klaren Worte am 14. Juli 1913 in Omaha/Nebraska geboren. Er war der Sohn eines Geschäftsmannes, der die Militärakademie in Missouri besucht hatte aber mit seinem Leben nicht zurechtkam. King senior neigte offenbar zum Jähzorn und die Ehe mit seiner acht Jahre jüngeren Frau Dorothy Ayer Gardner stand unter einem denkbar schlechten Stern. Bereits kurz nach ihrer Heirat verließ die Jungvermählte die gemeinsame Wohnung und zog zu ihren Eltern nach Grand Rapids östlich des Michigan Sees.

16 Tage nach der Geburt verließ die junge Mutter das Haus

Doch eines Tages kehrte sie zu ihrem Mann zurück, lebte mit ihm in einer Kellerwohnung in Omaha, an der Grenze zum Bundesstaat Iowa. Als Leslie Lynch King junior die Welt erblickte, war die Ehe seiner Eltern endgültig so gut wie gescheitert. 16 Tage nach der Geburt verließ die junge Mutter erneut das Haus, nachdem sie von ihrem Mann mit einem Fleischermesser bedroht worden war. Drei Jahre später ging Dorothy Ayer Gardner ein zweites Ehebündnis ein und heiratete Gerald Rudolff Ford, der im elterlichen Betrieb beschäftigt war und mit Farben und Lacken handelte. Nach der Hochzeit gab Ford seinem drei jährigen Stiefsohn seinen Namen. Später änderte dieser seinen zweiten Vornamen von „Rudolff“ in „Rudolph“ und beließ es sein Leben lang, wie in den USA üblich, mit einem „R“. Offiziell adoptiert wurde Ford junior von seinem Stiefvater allerdings nicht.

Ein kurzes Treffen mit dem leiblichen Vater in einem Restaurant

Fords leiblicher Vater verfiel mehr und mehr dem Alkohol und ignorierte die Aufforderungen eines Gerichts auf Unterhaltszahlungen für seinen Sohn. Schließlich waren es Leslie Lynch Kings Eltern, die mit den Überweisungen einsprangen. Erst kurz vor seinem 15. Lebensjahr erfuhr der junge Gerald, der mit seinen drei jüngeren Brüdern aufwuchs, von der Identität seines Erzeugers. Zu einer ersten Begegnung mit Leslie Lynch King kam es, als Gerald als Zweitklässler in einem Restaurant in Grand Rapids aushalf. Sein Vater war nach Michigan gereist, um dort ein Auto abzuholen. Im besagten Restaurant soll es zu einer kurzen Unterhaltung zwischen Vater und Sohn gekommen sein.

Ein Star in der Football-Mannschaft der South High School

Leslie Lynch King, der niemals Kindergeld überwiesen hatte, schenkte seinem Sohn bei diesem Treffen angeblich 25 Dollar. Es war die einzige Erinnerung, die Gerald Ford an seinen Vater hatte. Dieser starb am 18. Februar 1941 in Tucson/Arizona. Sein Sohn hielt sich mit der Beurteilung der charakterlichen Eigenschaften seines Erzeugers allerdings zurück. Einmal soll er über seinen leiblichen Vater gesagt haben: „Er war ein sorgloser Mann, der sich allerdings nicht wirklich um die Hoffnungen und Träume seines erstgeborenen Sohnes kümmerte.“ In einer der zahlreichen Biographien über den späteren Präsidenten der Vereinigten Staaten heißt es, auf der South High School in Grand Rapids habe man sehr früh dessen sportliche Begabung registriert. Gerald Ford war so etwas wie ein Star der Football-Mannschaft seiner Schule.

Ausbildung und Studium

Student der Wirtschafts-Wissenschaften der University of Michigan

Seine sportliche Erscheinung und vermutlich insbesondere sein sportliches Talent halfen dem jungen Gerald Rudolph Ford auf seinem weiteren Weg. Er erhielt eines Tages die Zulassung der University of Michigan und studierte dort Wirtschafts-Wissenschaften. Da seine Eltern nicht sonderlich vermögend waren, nahm er während seines Studiums eine Reihe verschiedener Jobs an, doch das Spiel mit der Football-Pille war und blieb seine Leidenschaft. In den Jahren 1932 und 1933 wurde er wiederholt in die Universitäts-Auswahl berufen und 1934 als deren wertvollster Spieler ausgezeichnet. Beim jährlichen Spiel der All-Stars des East-West College in San Francisco spielte er zugunsten des Shrine Crippled Children’s Hospital und im August 1935 auf dem Soldier Field gegen die starke Mannschaft der Chicago Bears.

Zwei amerikanische Profi-Football-Clubs buhlten um seine Gunst

Als Ford viele Jahre später ins Weiße Haus berufen wurde, war davon zu lesen, dass keiner der USA-Präsidenten vor ihm über eine derartige sportliche Vita verfügte. Der junge Mann mit der Figur eines Athleten war sogar drauf und dran, sich einem professionellen Football-Team anzuschließen. Die Detroit Lions und die Green Bay Packers aus Wisconsin klopften bei ihm an, doch Ford entschied sich, seine Karriere als Boxtrainer und Assistent der Football-Auswahl der renommierten Yale-Universität in New Haven/Connecticut fortzusetzen. Insgeheim schwang bei ihm die Hoffnung mit, in dieser nationalen Elite-Schmiede, in der fünf amerikanische Präsidenten ihren Ausbildungsschliff erhalten hatten, die juristische Fakultät zu besuchen.

Starke Fürsprecher in Yale und ein erster Schritt in die Politik

Allerdings bekam Gerald R. Ford wegen dieser Nebentätigkeiten als Trainer, die ihm 2.400 Dollar pro Jahr einbrachten, Probleme mit der Yale-Universität. Die verweigerte ihm zunächst die Zulassung zum Jura-Studium, obwohl er mit den späteren Senatoren William Proxmire und Robert Taft jr., die er trainierte, zwei Fürsprecher hatte. Im Frühjahr 1938 erreichte Ford dann doch sein Ziel und schloss sein Studium drei Jahre später als einer der Besten seines Jahrgangs ab. Zu diesem Zeitpunkt hatte Ford seinen ersten Schritt in die Politik bereits hinter sich, denn 1940 gehörte er zum Team des Wendell Willkies bei dessen Präsidentschafts-Kampagne. Willkies war Mitbegründer des „Freedom-House“, einer Einrichtung, die das Ziel verfolgte, weltweit liberale Ideen zu pflegen. Als er die Hand nach der Präsidentschaft ausstreckte, scheiterte er allerdings an dem Amtsinhaber Franklin D. Roosevelt.

Interessante Begegnungen und eine Beziehung mit einem Model

Yale University
Yale University

Die Station und die Zeit in der Yale University war für Gerald R. Ford von wegweisender Bedeutung. Auch deshalb, weil er dort Menschen begegnete, die künftig zur amerikanischen Elite zählten. Unter anderem waren dies der spätere Außenminister Cyrus Vance und Potter Stewart, der als Richter des Obersten Gerichtshofes tätig war. Aber Ford junior hatte sich in eine blonde Studentin namens Phyllis Brown verliebt. Sie besuchte das Connecticut College of Women und plante eine Karriere als Model. Nach einer vierjährigen Beziehung trennten sich die beiden, weil Ford in seiner alten Heimat Grand Rapids in eine Anwaltskanzlei eintreten wollte, während Phyllis Brown in New York blieb.

Berufliche Tätigkeit und Zeit in der Navy

An Bord des Flugzeugträgers „Monterrey“ im südlichen Pazifik

Im fernen Europa tobte der Zweite Weltkrieg. Auch das war für Gerald Ford ein Grund, sich intensiv mit der Politik zu beschäftigen. In Michigan wurde sein alter Freund und spätere Anwalt des Weißen Hauses, Philip Buchen, ein zuverlässiger Partner in der mehr und mehr erfolgreichen Kanzlei. Ford machte keinen Hehl aus seinen Sympathien für die Partei der Republikaner und schloss sich schon bald einer Gruppe an, die sich „Heimatfront“ nannte und deren Mitglieder sich als „Reformer“ verstanden. Im April 1942 erhielt Ford die Einberufung zur US-Marine und diente fortan an Bord des Flugzeugträgers „Monterrey“ im südlichen Pazifik. Es war die Zeit, in der Amerika nur mühsam sein Trauma vom japanischen Angriff auf Pearl Harbor überwand. Offenbar überzeugte Ford als zuverlässiger Offizier und kehrte aus dem Krieg gegen die Japaner mit zehn Sternen zurück.

Mitglied einer neuen Kanzlei und eine Liebe fürs Leben

Spätestens in den Gefechten mit der japanischen Marine wuchs bei Ford die Überzeugung, dass er seinem Land als Politiker zu dienen habe und dass die Vereinigten Staaten ihrer Rolle als „Weltpolizist“ gerecht werden mussten. Als die Kanonen auch in Europa schwiegen und Ford wieder in Grand Rapids weilte, trat er in eine Anwaltskanzlei namens Butterfield, Keeney und Amberg ein. Es war die Zeit, in der er die dreißigjährige Elizabeth Ann Bloomer umwarb. Die war als Modekoordinatorin im ortsansässigen Kaufhaus „Herpoltsheimer’s“ beschäftigt und hatte nach fünfjähriger Ehe eine gütliche Trennung hinter sich. Für Gerald R. Ford war sie „die Betty“, und er verehrte sie auch wegen ihrer Ausstrahlung. Elizabeth Ann Bloomer hatte einige Zeit im New Yorker Team der legendären Martha Graham, die den amerikanischen Tanz revolutionierte, gearbeitet.

Die Hochzeit mit der einstigen Tänzerin wurde einige Male verschoben

Am 15. Oktober 1948 heirateten „Betty“ und Gerald in der Grace Espiscopal Church in Grand Rapids. Es waren aufregende Zeiten für den jungen Anwalt, denn der hatte sich soeben um einen Sitz im Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten beworben. Deshalb wurde die Hochzeit immer wieder verschoben, weil die Mitarbeiter von Ford nicht sicher waren, wie die sogenannte öffentliche Meinung darauf reagieren würde, wenn die Ehe des Amts-Bewerbers mit einer ehemaligen Tänzerin publik würde. Ford hatte während seiner Kampagne an zahlreiche Türen geklopft und war zu den Farmern der Umgebung gereist. Dort hatte er eine Wette verloren, die dazu führte, dass er im Falle seines Wahlsiegs zwei Wochen lang Kühe melken musste.

Politischer Aufstieg des Gerald R. Ford

„Ich bin als Internationalist aus dem Krieg heimgekehrt…“

Gerald Ford hatte sich bei seiner Bewerbung für den Sitz im Abgeordnetenhaus eine einfache aber letztlich überzeugende Strategie ausgedacht. Die Zeit bei der Marine veränderte seine Sicht der Dinge, und er verabscheute es, dass sich einige Politiker vor dem Militärdienst gedrückt hatten. Und so ließ er seine Wähler wissen: „Ich bin als konvertierter Internationalist aus dem Krieg heimgekehrt. Dagegen war mein Rivale Bartel J. Jonkman in dieser Zeit ein engagierter Isolationist. Ich denke, man sollte ihn ersetzen…“ Sicherlich war es auch die Gradlinigkeit seines Denkens, die die Wähler letztlich überzeugte.

Sitz und Stimme im mächtigen Bewilligungsausschuss

Fords Wähler schickten ihn für insgesamt 25 Jahre ins Repräsentantenhaus. Dort erhielt er Sitz und Stimme im mächtigen Bewilligungsausschuss, der sämtliche Ausgaben des Staates überwachte und wo der junge Abgeordnete intensive Einblicke in die Handlungen und Chancen der Politik bekam. Gerald R. Ford verfolgte eine für viele Gegner unantastbare Strategie. Danach sollte die amerikanische Außenpolitik radikal antikommunistisch sein. Und um diese Ziele zu erreichen, unterstützte er nicht nur die Präsidenten seiner Partei sondern auch die der Demokraten. Es gelang ihm nahezu spielend, mit den Mitgliedern der gegnerischen Partei zusammen zu arbeiten. Das brachte ihm viele Sympathien ein. Gleichzeit untermauerte er seinen Ruf, ein hartnäckiger Arbeiter zu sein.

Mit vier Kindern aus der Provinz in einen Vorort von Virginia

In den Augen der Öffentlichkeit und auch in denen der Abgeordneten beider Parteien war Gerald Ford so etwas wie das Paradebeispiel eines loyalen, ehrlichen und freundlichen Republikaners. Tugenden, die womöglich aus einem intakten häuslichen Umfeld herrührten. Aus der Ehe mit seiner „Betty“ erblickten vier Kinder das Licht der Welt: Michael, John, Steven und Susan. Mittlerweile waren die Fords aus der provinziellen Aura von Grand Rapids in einen Vorort von Virginia, etwas außerhalb von Washington, gezogen. Betty gewöhnte sich überraschend schnell an ihre Rolle an der Seite eines Abgeordneten und unterstützte ihren Mann als inoffizielle Beraterin. Nebenbei engagierte sie sich ehrenamtlich für einige wohltätige Organisationen.

Ein Amt, das er niemals anstreben wollte: Präsident des Senats

Einige Male lehnte es Ford ab, für den Senat oder auch für das Amt eines Gouverneurs von Michigan zu kandidieren. Vielmehr war es sein Ziel, Sprecher des Repräsentantenhauses zu werden. Erstmals gab es für ihn Kontakte zu Richard Nixon, dem künftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten, im Jahr 1960. Ford sollte dessen Kampagne unterstützen und Nixon bezeichnete er zuweilen als seinen „Freund“. Zu diesem Zeitpunkt hatte er seinen Traum aufgegeben, zum Sprecher des Repräsentantenhauses aufzusteigen, denn dazu fehlte den Republikanern die Mehrheit. Und so wurde er schließlich das, was er eigentlich nicht werden wollte: Präsident des Senats.

Engagierter Gegner der Politik von Präsident Lyndon B. Johnson

Auf seinen politischen Wegen wurde Ford einige Male unterstützt durch eine jüngere Gruppe innerhalb seiner Partei, die sich „Young Turks“ nannte. Nicht zuletzt dank dieser „Jungen Türken“ wurde Ford zu einem Schlüsselspieler der Republikanischen Partei. Er war ein Mann, der es glänzend verstand, den ideologischen Bogen zwischen den politischen Extremen zu spannen und zu überwinden. Während der Regierungszeit von Präsident Lyndon B. Johnson war er dessen engagierter Gegner, der sich fast allen nationalen Gesetzesvorlagen widersetzte. Dabei war es der Präsident höchstpersönlich, der Gerald R. Ford nach der Ermordung von John F. Kennedy mit der Leitung der Warren-Kommission betraut hatte, um die Hintergründe des Attentats aufzuklären.

Nixon und der Prozess der Entspannung mit der Sowjetunion

Im Jahr 1972, als in Deutschland die Olympischen Sommerspiele in München stattfanden, begann für Gerald Ford eine Zeit, in der sich die Ereignisse überschlugen und die Menschen in den Vereinigten Staaten Zweifel daran hegten, ob sie der Politik und den Politikern ihres Landes noch trauen durften. Präsident Richard Nixon hatte sich zu Initiativen durchgerungen, um Bewegung in den Prozess der Entspannung mit der Sowjetunion zu bringen. Außerdem war er um eine allmähliche Annäherung der USA an China bemüht. Ford unterstützte diese Initiativen. Nixon hatte Erfolg bei seiner Wiederwahl zum Präsidenten, und auch Ford bereitete es kaum Mühe, um erneut in den Kongress gewählt zu werden. Seiner Familie teilte Ford mit, dass er sich fünf Jahre später vom Kongress zurückziehen werde.

Verdächtige Geräusche an den Türen des Watergate-Hotels

Der Watergate-Gebäudekomplex in Washington
Der Watergate-Gebäudekomplex in Washington ist Schauplatz des Einbruchs

Doch der wiedergewählte amerikanische Präsident Richard Nixon war offenbar ein Spieler. Er spielte mit den Gefühlen derer, die ihn in dieses hohe Amt gewählt hatten und er missbrauchte die Fülle seiner Macht. Es war der 17. Juni 1972, als sich der Nachtwächter Frank Mills zu seinem abendlichen Rundgang durch den weitläufigen Gebäudekomplex am Potomac-Fluss aufmachte. Das Watergate-Hotel beherbergte im sechsten Stock 29 Büros der Demokratischen Partei. Dies war deren Hauptquartier. Als Frank Mills einige merkwürdige Geräusche vernahm, verständigte er die Polizei. Und die Ordnungshüter nahmen gleich fünf Einbrecher fest, die sich an der Tür zur Partei zu schaffen machten. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand, dass dieser vereitelte Versuch, in die Kommandozentrale der Demokraten einzubrechen, schließlich zum Sturz des amerikanischen Präsidenten führen würde.

Zwei Journalisten auf der Spur einer politischen Intrige

Tags darauf waren in der renommierten „New York Times“, allerdings versteckt zwischen den Anzeigen einer Möbelfirma, ein paar Zeilen über den merkwürdigen Einbruch im Watergate-Hotel zu lesen. Dass die verhinderten Eindringlinge mit zahlreichen Abhörtechniken ausgestattet waren und einer von ihnen einst in Diensten des CIA stand, erregte sehr schnell die Aufmerksamkeit der Redakteure Bob Woodward und Carl Bernstein von der Washington Post. Sie begannen mit einer umfangreichen Recherche und stießen dabei auf allerlei Ungereimtheiten. Unter anderem fanden sie heraus, dass besagter CIA-Mitarbeiter nunmehr als Sicherheitschef im Stab des Richard Nixon fungierte. Spätestens von diesem Zeitpunkt an klingelten bei den beiden Journalisten alle Alarmglocken. Sie witterten mehr als nur eine gute Story. Vielmehr waren sie davon überzeugt, einem handfesten Polit-Skandal auf die Spur gekommen zu sein. Ihre Hartnäckigkeit sollte sich auszahlen, denn sie waren auf der Spur der größten und schmutzigsten politischen Intrige in der Geschichte der USA.

Präsident Nixon kam einem Amtsenthebungsverfahren bevor

Nach und nach kam ans Licht, dass Präsident Richard Nixon höchstpersönlich der Drahtzieher und wohl auch der Auftraggeber dieses Einbruchs im Hauptquartier der Demokratischen Partei war. Mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln versuchte Nixon, die Tat zu vertuschen. Er wies sogar die CIA an, das FBI aufzufordern, unverzüglich alle Ermittlungen einzustellen. Damit verhedderte sich der Präsident in einem Gestrüpp von Lügen, und die illegalen Aktivitäten der amtierenden Regierung blieben der amerikanischen Öffentlichkeit nicht verborgen. Am 9. August 1974 kam Nixon einem drohenden Amtsenthebungsverfahren bevor und trat zurück. Das Gespenst des Watergate Skandals hatte sich aber keineswegs in Luft aufgelöst und spukte noch viele Jahre in den Köpfen der Amerikaner.

Spiro Agnew und die Vorwürfe von Bestechung und Steuerhinterziehung

Gerald Ford profitierte kurioserweise gleich zweimal von einem Rücktritt. Neun Monate nach dem Beginn der zweiten Amtszeit von Richard Nixon trat dessen Stellvertreter Spiro Agnew zurück. Der galt als polarisierende Figur der amerikanischen Politik und betrachtete, wie fünfzig Jahre später Donald Trump, die Medien äußerst argwöhnisch. Der Sohn griechischer Einwanderer stolperte über Ermittlungen aus seiner Zeit als Gouverneur von Maryland. Ihm wurde zur Last gelegt, Bestechungsgelder für das Zustandekommen öffentlicher Aufträge angenommen zu haben. Außerdem warf man ihm in einer Klageschrift vor, er habe Steuern hinterzogen. Die Vorwürfe ließen einen Verbleib im Amt des Vizepräsidenten nicht zu. So trat erstmals in der Geschichte der USA der 25. Zusatzartikel der Verfassung in Kraft. Richard Nixon ernannte den Kongressabgeordneten Gerald R. Ford zum Vizepräsidenten.

Präsidentschaft (1974 – 1977)

Mit den Vertuschungen Nixons hatte Ford nichts zu tun

Gerald Ford 1974
Gerald Ford 1974

Es war die uneingeschränkte Popularität, die er als langjähriges Mitglied des Kongresses genoss, die ihn in dieses hohe Amt hievte. Er wurde mit überwältigender Mehrheit bestätigt und war seit dem 6. Dezember 1973 Vizepräsident der Vereinigten Staaten. Dass er zehn Monate später Nachfolger von Richard Nixon würde, ahnte er natürlich nicht. Gerald R. Ford wurde niemals vorgeworfen, er habe Anteil an den Vertuschungen des Präsidenten. Mit dem Watergate Skandal, der das Verhältnis der Amerikaner zu ihrer Regierung nachhaltig veränderte, hatte er nichts zu tun. Als Nixon abtrat, war Ford gerade einmal acht Monate im Amt. Lange Zeit hatte er die Nixon-Administration verteidigt, doch als sich das Netz um den Präsidenten zusammenzog, kritisierte er dessen Stab in aller Öffentlichkeit. Außerdem drängte er Nixon, dem Obersten Gerichtshof belastende Tonbandaufzeichnungen auszuhändigen.

Erste Amtshandlungen: Eine Entschuldigung und eine Begnadigung

Gerald Ford kündigt im September 1974 Nixons Begnadigung an
Gerald Ford kündigt im September 1974 Nixons Begnadigung an | University of Michigan [Public domain]
Als Nixon sich von seinem Amt verabschiedete, war dies einmalig in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Niemals zuvor war ein amerikanischer Präsident freiwillig abgetreten. Ford war unmittelbar nach seiner Amtseinführung bemüht, die erschütterte Öffentlichkeit seines Landes zu beruhigen. Er tat dies mit den Worten „Unser langer nationaler Alptraum ist vorbei. Unsere Verfassung funktioniert, und unsere große Republik ist eine Regierung der Gesetze.“ Einerseits entschuldigte er sich für die Nixons Gesetzesbrüche – andererseits begnadigte er seinen Vorgänger und ersparte dem so eine strafrechtliche Verfolgung. Ford wehrte sich gegen Anschuldigungen, diese Amnestie sei in Absprache mit Nixon erfolgt, um sich selbst den Weg ins Weiße Haus zu ebnen.

Geglättete Wogen und der Abzug der Soldaten aus Vietnam

Zweieinhalb Jahre hatte Gerald Ford nun Zeit, um die Wogen zu glätten und die schwächelnde amerikanische Wirtschaft wieder auf Touren zu bringen. Eine sich abzeichnende Inflation führte zu einer Kapitalflucht ins Ausland. Daraufhin senkte die Ford-Regierung die Einkommensteuer und erhöhte die Abgaben auf importiertes Erdöl. Mit einem 25-Milliarden-Dollar-Programm wollte er der Schulung und der Erziehung der amerikanischen Jugend neuen Schwung verschaffen. In der Außenpolitik arbeitete er eng mit Henry Kissinger zusammen, und er setzte seine Unterschrift unter die Schlussakte von Helsinki, mit der sich die teilnehmenden Staaten die Unverletzlichkeit ihrer Grenzen zusicherten. Es war ein erster wichtiger Schritt zur internationalen Entspannung und zum Abbau ideologischer Mauern. Ford vollzog auch den bereits unter Nixon eingesetzten Rückzug der amerikanischen Soldaten aus Vietnam.

Zwei schwarze Tage im Jahr 1975: Attentate wurden vereitelt

Das Jahr 1975 bescherte dem Präsidenten einige schwarze Tage, denn zweimal wurde er zum Ziel vereitelter Mordanschläge. Am 5. September 1975 versuchte eine Sympathisantin des Massenmörders Charles Manson, Ford zu töten. Das Secret Service, das in Amerika dem Ministerium für Innere Sicherheit untersteht, bekam rechtzeitig Informationen vom bevorstehenden Anschlag. 17 Tage später wurde Ford dann in San Francisco zur Zielscheibe einer gewissen Sara Jane Moore, die vor dem St.-Francis-Hotel aus zwölf Metern einen Schuss auf den Präsidenten abfeuerte, aber diesen verfehlte. Ein Passant hatte der später zu einer lebenslangen Haft verurteilten Attentäterin in den Arm gegriffen.

Die verlorene Wahl gegen den Demokraten Jimmy Carter

Nach den politischen Veränderungen in Südostasien mit den Zusammenbrüchen von Kambodscha und Südvietnam war Gerald R. Ford bemüht, das Ansehen und die Machtansprüche der USA in dieser Region aufrecht zu erhalten. Darüber hinaus blieb es ein erklärtes Ziel seiner Politik, einen neuerlichen Krieg im Nahen Osten zu vermeiden. Er überzeugte mit wirtschaftlicher Unterstützung Ägypten und Israel vom Zustandekommen eines Waffenstillstandsabkommens. Auch seine Zusammenkünfte mit dem sowjetischen Führer Leonid Breschnew gingen in die Geschichtsbücher ein. Im Jahr 1976 ließ er sich von den Republikanern zum Kandidaten einer neuerlichen Präsidentschaft wählen, verlor dann jedoch knapp gegen seinen demokratischen Rivalen Jimmy Carter aus Georgia.

Die Zeit im Oval Office als Krönung der politischen Karriere

Die amerikanische Öffentlichkeit war davon überzeugt, dass der scheidende und niemals gewählte Präsident keineswegs sonderlich betrübt war, das bedeutendste Votum des Landes verloren zu haben. Vielmehr hatte sich bei Gerald Ford nach einer derart langen Zeit im Kongress und dann auch im Weißen Haus eine gewisse Politik-Müdigkeit eingestellt. Ford betrachtete die kurze Periode im Oval Office als Krönung und Abschluss seiner politischen Karriere. Immerhin hatte er seinen Beitrag dazu geleistet, nach dem politischen Skandal um Richard Nixon die Amerikaner von der Solidität seiner Amtshandlungen zu überzeugen. Er hatte einen Alptraum beendet und bewiesen, dass die Verfassung der USA funktionierte.

Nach der Präsidentschaft

330 Dollar für eine Rolle in der Fernsehserie „Denver Clan“

Nun stand Ford nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik mit 63 Jahren an der Schwelle zum Rentenalter, doch er blieb ein unruhiger Geist und ein strebsamer Arbeiter. Er verdiente als Aufsichtsratsmitglied und Berater in mehreren international agierenden amerikanischen Firmen Millionen. Zu seinen wichtigsten Geschäftspartnern zählte die „20th Century Fox Film Corporation“ und der Kreditkarten-Gigant „American Express“. Hin und wieder ließ er sich dazu überreden, für nicht gerade geringe Gagen als Redner bei Veranstaltungen aufzutreten. Der 38. Präsident der Vereinigten Staaten scheffelte ein stattliches Vermögen und kassierte vom Staat pro Jahr eine Pension von 106.000 Dollar. Er war sich auch nicht zu schade, eine kleine Rolle in der Fernsehserie „Denver-Clan“ anzunehmen und dafür ein Salär von 330 Dollar in Rechnung zu stellen.

Gründer des AEI World Forums in Vail/Beaver Creek

Im Jahr 1982 gründete Ford das AEI World Forum in Vail/Beaver Creek im Bundesstaat Colorado. Dort trafen sich einmal pro Jahr ehemalige und aktuelle Welt- und Wirtschaftsprüfer, um sich über politische und gesellschaftliche Richtlinien auszutauschen. Zu den wichtigen Themen, denen man sich dort widmete, zählten unter anderem die sowjetisch-amerikanischen Beziehungen sowie die Aussicht auf eine Wiedervereinigung Deutschlands. Im Laufe der Jahre wurde der rüstige Pensionär Teilhaber eines Einkaufszentrums, einer Immobiliengesellschaft sowie des Luftfracht-Unternehmens Tiger International.

Sympathien für den Freizeitsport – Golf und Skifahren

Neben seinem unruhigen Ruhestand fand Gerald R. Ford immerhin noch genügend Zeit, um sich Dingen zu widmen, die er während seiner politischen Karriere selten ausüben konnte. Er entdeckte seine Leidenschaft für den Golf-Sport und war in der kalten Jahreszeit auf den Skipisten der Rocky Mountains zu finden. Seine Frau Betty hatte sich längst von ihrer einstigen Alkoholabhängigkeit erholt, die sie erfolgreich mit einer langjährigen Rehabilitation im Long Beach Naval Hospital bekämpfte. Später gründete die einstige First Lady der USA in Kalifornien das „Betty-Ford-Center“, eine Klinik für Drogen- und Alkohol-Abhängige. In diesem Zentrum, das von der Ford-Tochter Susan geleitet wurde, ließ sich unter anderem die Filmschauspielerin Elisabeth Taylor behandeln.

Ehrungen und Nachleben

Die „Medal of Freedom“ aus der Hand von Bill Clinton

Gerald Ford nahm nach seiner politischen Zeit zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen entgegen. Bürger-Organisationen zeichneten den einstigen Präsidenten aus, und einige Universitäten trugen ihm die Ehrendoktor-Würde an. Im Jahr 1999 erhielt er die Presidential Medal of Freedom, die höchste zivile Auszeichnung, die die Vereinigten Staaten von Amerika zu vergeben haben. Damit sollte Fords Beitrag zur Sicherung der nationalen Interessen und zum Weltfrieden gewürdigt werden. Die Medaille wurde ihm vom amtierenden amerikanischen Präsidenten Bill Clinton überreicht. 1907 wurde ein soeben in Dienst gestellter Flugzeugträger der United States Navy auf den Namen „USS Gerald R. Ford“ getauft.

„Nicht der größte USA-Präsident – aber zur richtigen Zeit der richtige“

George W. Bush
George W. Bush würdigte Gerald Ford

Am 26. Dezember 2006 schloss Gerald R. Ford in seinem Haus in Rancho Mirage/Kalifornien für immer die Augen. Er hatte sich in seinen letzten Lebensjahren sehr zurückgezogen und ließ sich nur zu Gottesdienstbesuchen in der anglikanischen Margareten-Kirche sehen. 60.000 Menschen zogen an seinem Sarg vorbei, und bei einem Staatsakt in Washington würdigte ihn der amtierende amerikanische Präsident George W. Bush mit den Worten: „Er war ein Mann mit Charakter, Mut und Bescheidenheit“. Auf dem Gelände des „Gerald Ford Presidential Museums“ fand er in seiner Heimatstadt Grand Rapids die letzte Ruhestätte. In der Süddeutschen Zeitung war in einem Nachruf zu lesen: „Er war nicht der größte Präsident der USA – aber er war zur richtigen Zeit der richtige…“

Häufige Fragen und Antworten

Wie lange war Gerald Ford US-Präsident?

Gerald Ford war zwischen 1974 und 1977 für genau 895 Tage US-Präsident.

Wann ist Gerald Ford gestorben?

Gerald Ford starb am 26. Dezember 2006.

Wer war unter Gerald Ford Vizepräsident?

Der ehemalige New Yorker Gouverneur Nelson Rockefeller.

Wann wurde Gerald Ford geboren?

Gerald Ford wurde am 14. Juli 1913 geboren.

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