Wer ist George W. Bush?

Ein Präsident der Krisen und des Krieges

George W. Bush
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George W. Bush fühlte sich offenbar durch die Historie seiner Familie beflügelt und diente seinem Land zwischen 2001 und 2009 als 43. Präsident der USA. Als er zum ersten Mal auf den Stufen vor dem Weißen Haus vereidigt wurde, konnte er nicht ahnen, dass er fortan zum Steuermann eines Schiffes würde, das durch unruhige Gewässer segelte. Er wurde zum Präsidenten der Krisen und des Krieges.

Kaum eine andere amerikanische Familie kann in einem solchen Maße darauf verweisen, mit der Politik geradezu verheiratet zu sein. Die Bushs zählen zu den einflussreichsten und wohlhabendsten Dynastien der Vereinigten Staaten und sie sind sogar in der Lage, ihre Geschichte bis zu den sogenannten „Pilgervätern“ zurück zu verfolgen. Also jenen Pionieren, die einst mit der Mayflower kamen und in Neuengland als Siedler den Boden der Neuen Welt betraten.

Steckbrief: George W. Bush

  • George W. Bush
    George W. Bush

    Name: George Walter Bush

  • Geburtsdatum: 06. Juli 1946
  • Geburtsort: New Haven, Connecticut
  • Größe: 182 cm
  • Augenfarbe: blau
  • Ehepartnerin: Laura Bush (verh. 1977)
  • Kinder: Jenna Bush (Tochter), Barbara Bush (Tochter)
  • Eltern: George Bush, Barbara Bush
  • Geschwister: Jeb (Bruder), Dorothy Bush (Schwester), Robin Bush (Schwester), Neil Bush (Bruder), Marvin Bush (Bruder)
  • Sternzeichen: Zwilling
  • Amtszeit als Präsident: 20.01.2001- 20.01.2009
  • Website: https://www.georgewbush.com/

Familie, Kindheit und Jugend

Aus dem zweiten Vornamen „Walter“ wurde ein knappes „W.“

George Walter Bush bekannte sich schon in jungen Jahren zu einer amerikanischen Sitte: Er beließ es beim George und fügte dem Vornamen den Buchstaben „W“ hinzu. Eine sinnvolle Entscheidung, denn so unterschied er sich von seinem Vater George Bush. Bush Junior erblickte zwei Tage nach dem amerikanischen Nationalfeiertag im Juli 1946 das Licht der Welt. Er war der Erstgeborene dieser Familie, die sich New Haven im Bundesstaat Connecticut als Mittelpunkt ihres Lebens gewählt hatte.

Privilegiert und eine Institution in der amerikanischen Politik

Yale University
Yale University

Diese Stadt durfte sich rühmen, eine Universität von Weltruf in ihren Mauern zu haben. „Yale“ war der Inbegriff für Bildung und Geschichte. Hier büffelten in ihren jungen Jahren nicht weniger als 49 spätere Nobelpreisträger, fünf amerikanische Präsidenten und 19 Richter des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten. Dort studierte Vater Bush und verließ 1948 Yale mit einem Bachelor of Arts in Wirtschaftswissenschaften. Schon sehr früh wurde dem jungen George W. Bush der Eindruck vermittelt, in einer ganz besonderen Familie aufzuwachsen. Denn die war nicht nur privilegiert sondern die Bushs waren so etwas wie eine amerikanische Institution der Politik.

Als George W. Bush zwei Jahre alt war, verließ seine Familie New Haven und zog ins texanische Odessa, wo sein Vater einen Job als Ausrüstungskaufmann bei einer Ölgesellschaft angenommen hatte.

Knappes Gehalt und ein gemeinsames Badezimmer mit Prostituierten

Den Memoiren des George W. Bush ist zu entnehmen, dass sich die junge Familie in dieser rauen Gegend mit bescheidenen Verhältnissen zufriedengeben musste. Das knappe Gehalt reichte lediglich für eine kleine Wohnung, und das Badezimmer mussten sich die Bush’s mit benachbarten Prostituierten teilen. Diesen für sie untragbaren Zustand beendete die Familie sehr bald, zog zunächst nach Kalifornien und dann, im Jahre 1950, nach Midland im Bundesstaat Texas. Dies war für George W. Bush die eigentliche Heimat seiner Kindheit. Hier erfuhr er eines Tages, dass seine kleine Schwester Robin ihrer Leukämie-Krankheit im zarten Alter von drei Jahren erlegen war.

Die Gründung von „Zapata Oil“ und der Umzug nach Houston

In den fünfziger Jahren vergrößerte sich die Familie Bush und George W. wuchs mit seinen Brüdern John, den alle nur „Jeb“ nannten, Marvin, Neil und seiner Schwester Dorothy auf. „Georgie“, wie er bei den Bush’s gerufen wurde, zeigte ein gewisses Interesse am Baseball-Spiel. Er besuchte die Sam Houston Elementary School in Midland. Inzwischen hatte sein Vater eine Firma namens „Zapata Oil“ gegründet, die sich zunächst als Ölförderungs-Unternehmen verstand und sich im Laufe vieler Jahre zu einem börsennotierten Investment-Giganten mauserte. Houston war nunmehr die Heimat der Bush’s und George W. wechselte in die private Kinkaid School.

Ausbildung und Studium

Die Fortsetzung einer Familien-Tradition in Andover

Einige Zeit war die Familie davon überzeugt, dass George W. offenbar das Temperament seiner Mutter geerbt habe und wohl auch deren Vorliebe zu einem scharfen Witz. Doch dieser Eindruck täuschte, denn der junge Bush vermittelte bei seinen Freunden eher den Eindruck, schüchtern und wortkarg zu sein. Eines Tages wurde er an der Phillips Academy in Andover im Bundesstaat Massachusetts angemeldet, wo viele Jahre vorher auch sein Vater die Schulbank gedrückt hatte. Damit setzte George W. eine weitere Familientradition fort. Allerdings hatte diese exklusive Schule den Nachteil einer ausgeprägten akademischen Strenge. Immerhin lernte der Bush-Sprössling dort, sich zu behaupten, auch wenn seine angeborenen Legasthenie-Probleme den Lehrern nicht verborgen blieben.

Ein büffelnder Studiosus beim schwachen Schein des Flur-Lichts

Manches war für den jungen Studenten vorprogrammiert, und dessen Eltern waren zuversichtlich, dass er seine Ziele erreichen werde. Wenn um 22 Uhr in der Andover-Academy das Licht im gesamten Gebäude ausgeschaltet wurde, weil man dies dort seit jeher so handhabte, büffelte George W. beim schwachen Licht, das durch die Tür zum Flur in sein Studienzimmer flimmerte. Der Studiosus hatte es nicht leicht auf seinem Weg, denn der akademische Erfolg ließ zunächst auf sich warten. Als er viele Jahre später ein Buch über seine jungen Jahre schrieb, hatte er längst erkannt, dass Andover ihm dennoch vieles vermittelte. „Ich blühte auf, wo ich gepflanzt“ wurde, ließ er seinen Lesern wissen.

Bush Senior fehlten bei der Wahl zum US-Senat ein paar Stimmen

Die Zeit in Andover mit einem eher provinziellen Charakter an den Ufern des stillen Shawsheen Rivers war für George W. Bush prägend und wegweisend für seine weitere Entwicklung. Als er die dortige Highschool verließ, war es für den späteren amerikanischen Präsidenten keine Frage, wo er sich den weiteren Studien-Schliff holen würde: Natürlich auf der Yale University, wo bereits sein Großvater und sein Vater studiert hatten. Dies war die Zeit, in der sich sein Vater entschloss, sich für einen Sitz im amerikanischen Senat zu bewerben. Allerdings fehlten Bush Senior bei der Wahl im Jahr 1964 gegen den demokratischen Mitbewerber Ralph Yarborough ein paar Stimmen.

Im geheimnisvollen Studenten-Bund „Skull and Bones“

Währenddessen studierte George W. Bush an der Elite-Universität in Yale Geschichte und konzentrierte sich dabei auf die Schwerpunkte der europäischen und amerikanischen Studien. Insbesondere interessierte er sich für die Sowjetunion. Abseits seiner Tätigkeit als Student trat er einer Verbindung namens „Delta Kappa Epsilon“ bei. Dieser bereits 1844 gegründeten Organisation sagte man nach, sie sei eine Art „Geheimbund“ der männlichen amerikanischen Studenten. Auch bei dieser Mitgliedschaft folgte er seinem Vater. George W. erhielt später sogar Zugang zum geheimnisumwobenen Bund „Skull and Bones“, der in einem Tempel auf dem Yale-Campus tagte, sich als Logo einen Totenschädel über gekreuzte Knochen leistete und dem man Verschwörungstheorien unterstellte.

Ein Freund abendlicher Partys und eine kurze Verlobungszeit

Als Sportler tat sich George W. Bush während seiner Studentenzeit nicht sonderlich hervor. Er betätigte sich als Leichtathlet und war ein eher mittelmäßiger Pitcher im Baseball-Team der Universität. Größere Sympathien empfand er schließlich für Rugby. Im Übrigen hatte er sich nach und nach den Ruf erworben, ein Freund abendlicher Partys zu sein. Bei einer dieser Feten begegnete ihm eine Studentin namens Catheryn Lee Wolfman, der er schon bald einen Heiratsantrag machte. Doch die Liaison mit der Tochter eines jüdischen Kaufmanns war nicht von langer Dauer, obwohl das junge Paar am Neujahrestag 1967 eine offizielle Verlobungsanzeige auf den Weg brachte. Viele Jahre später berichtete Catheryn, die inzwischen den Namen „Young“ trug, ihr Kurzzeit-Verlobter habe eine Träne verdrückt, als sie ihm den Verlobungsring zurückbrachte.

Wehrdienst und Unternehmertum

Führer einer Staffel in der amerikanischen Nationalgarde

Als George W. Bush im Jahr 1968 sein Studium in Yale beendete, fiel dies in eine Zeit des politischen Aufruhrs in Amerika. Der prominente Bürgerrechtler Martin Luther King und der amtierende Justizminister Robert F. Kennedy waren politischen Attentaten zum Opfer gefallen. Außerdem war die Nation durch den militärischen Konflikt in Vietnam tief gespalten. Die Einberufung zum Wehrdienst war für Bush unvermeidbar und er entschied sich für die Nationalgarde. Im Rahmen seiner Ausbildung zum Piloten war er auf der Moody Air Force Base in Georgia stationiert. Er verpflichtete sich als Führer einer Staffel der F-102 Delta Daggers für sechs Jahre und genoss damit den Vorteil, nur im Inland und nicht in Vietnam eingesetzt zu werden. Als er sich Jahre später um das höchste politische Amt der Vereinigten Staaten bewarb, wurde er von seinen Gegnern als „Draft dodger“ gescholten. Womit die Amerikaner Soldaten verstanden, die sich der Einberufung in den Kriegsdienst entzogen.

„Ich habe gelernt, wie man sich klare Ziele setzt. . .“

Nach seinem Abschied vom Militär stieg George W. Bush, wie einst sein Vater, in die Erdölproduktion ein. Der gründete das Unternehmen Arbusto Energy, das danach in Bush Exploration umbenannt wurde. Nach einer Fusion mit Spectrum 7 Energy Corporation wurde er Leiter dieser Firma. Allerdings litten seine Unternehmungen unter der grassierenden Ölkrise und den fallenden Preisen. Dennoch leistete er sich den Luxus, einen fünfprozentigen Anteil am Baseballteam der Texas Rangers zu erwerben. 1998 verkaufte Bush diesen Anteil für fünf Millionen amerikanische Dollar. Dabei profitierte er offenbar von seiner zwischenzeitlichen Ausbildung zum Master in Business Administration an der Harvard Universität. In der Rückschau auf seine Zeit in der Wirtschaft sagte er viele Jahre später: „Ich habe gelernt, wie man sich klare Ziele setzt, und ich habe dabei die menschliche Seite des Kapitalismus erfahren.“

Die Sünden der jungen Jahre – ein „trockener Alkoholiker“

Als George W. Bush sein 30. Lebensjahr vollendet hatte, zog er endlich aus einer viel zu engen Junggesellenwohnung aus. Bis dahin galt er in der Großfamilie Bush eher als „schwarzes Schaf“, denn es blieb seiner Umgebung nicht verborgen, dass er dem Alkoholgenuss zugetan war. Die Sünden seiner jungen Jahre holten ihn viele Jahre später ein, als er sich – getreu seiner Familientradition – um höchste politische Ämter bewarb. Seinen Kritikern beschrieb er diese Zeit so: „Ich war jung und verantwortungslos“. Eines Tages wurde er dann sogar wegen Trunkenheit am Steuer in Maine kurzzeitig festgenommen und musste sich einem strikten Entzug unterziehen. Allerdings waren seine Freunde stets davon überzeugt, dass George W. Bush nur gelegentlich zu alkoholischen Exzessen neigte. Er selbst bezeichnete sich dann als „trockenen Alkoholiker“.

Nach den „wilden Jahren“ eine Ehe mit der ruhigen Laura Welch

In seinen sogenannten „wilden Jahren“ mit einem exzessiven Lebensstil wurde George W. Bush an einem sommerlichen Abend beim Grillen einer junge Dame vorgestellt: Laura Welch. Sie wurde am 4. November 1964 geboren und stammte, wie „Georgie“, aus dem texanischen Midland. Nach ihrem Studium der Pädagogik und dem Abschluss als Bibliotheks-Wissenschaftlerin arbeitete Laura Welch eine längere Zeit als Grundschullehrerin und als Bibliothekarin für Kinderlektüre. Offenbar war diese Zufallsbegegnung gleichbedeutend mit der Liebe auf den ersten Blick, denn George W. und Laura verloren sich nicht mehr aus den Augen. Spätestens beim gemeinsamen Minigolfspiel soll es „gefunkt“ haben. Laura war so etwas wie das Pendant zu dem kontaktfreudigen und energischen George W, denn Freunde beschrieben sie als ruhig und entspannt. Am 5. November 1977 gaben sich beide in einer eher schlichten Zeremonie das Ja-Wort der Ehe. Ihre Flitterwochen verbrachten sie in Mexiko. Am 25. November 1981 kamen ihre Zwillingstöchter Jenna und Barbara zur Welt, die die Vornamen ihrer Großmütter erhielten.

Politischer Aufstieg

Ein tatkräftiger Unterstützer der politischen Ambitionen seines Vaters

Der 19. Kongress-Wahlbezirk von Texas sollte im Jahr 1978 für Bush gleichbedeutend mit dem Einstieg in eine politische Karriere sein. Diese Region erstreckte sich im Westen des Bundesstaates zwischen Midland und Lubbock. Die Wahl endete für den jungen Liberalen mit einer Schlappe gegen den Demokraten Kent Hance. In dieser Zeit machte Bush‘s Vater auf sich aufmerksam, als dieser ins Amt des Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten berufen wurde. George W. Bush traf daraufhin die Entscheidung, seine Ambitionen auf einen politischen Aufstieg erst einmal ruhen zu lassen. Er wollte so lange nicht mehr für ein öffentliches Amt kandidieren, wie sein Vater seine Unterstützung bedurfte. So wurde er nach seinem Umzug nach Washington ein tatkräftiges Mitglied im Wahlkampfteam und stand auf den Stufen des Weißen Hauses, als sein Vater am 20. Januar 1989 als 41. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt wurde.

Die schicksalhafte Begegnung mit dem Prediger Billy Graham

Bush Junior hatte unmittelbar nach der Geburt seiner Töchter die Konfession gewechselt. Er bekannte sich zu den Glaubensvorstellungen der Methodisten. Dabei spielte eine Begegnung mit dem weltberühmten Evangelisten und Erweckungsprediger Billy Graham eine nicht unwichtige Rolle. Bushs Vater hatte den wortgewaltigen Theologen eingeladen. Dieses Treffen war für George W. Bush der Anlass, um häufiger und ernsthafter in der Bibel zu lesen und an diversen religiösen Studien teilzunehmen. Der vierzigste Geburtstag wurde für Bush zum Wendepunkt in seinem Leben. Der nunmehr überzeugte Christ schwor dem Alkohol ab und bekannte sich endgültig zu einer politischen Karriere. Der einst trinkfeste und feierfreudige Mann aus Texas hatte sich neue Ziele gesetzt.

Karl Rove – ein ideologischer Wegbegleiter bei allen Wahlkämpfen

Am 8. November 1994 behauptete sich Bush bei der texanischen Wahl zum Gouverneur. Er setzte sich mit etwas mehr als 53 Prozent der Stimmen gegen die demokratische Amtsinhaberin Ann Richards durch. Diese hatte ihren Rivalen wiederholt als „Trottel“ und „Strauch“ bezeichnet. Bei dieser ersten größeren Wahlkampagne wurde ein gewisser Karl Rove sein wichtigster Begleiter. Er war so etwas wie ein „Architekt der Macht“ und wurde häufig als skrupelloser Verfechter seiner ureigenen Interessen in der Öffentlichkeit gescholten. Rove war aber auch ein enger Freund der Familie Bush, ein ideologischer Stratege bei allen Wahlkämpfen der Republikaner und galt als konservativ bis in die Haarspitzen. Auf seinem Weg zum Stabschef des Weißen Hauses war er von seinem Genie überzeugt und ließ seine Gegner wissen: „Ich bin ein Mythos“.

Ein konsequenter Verfechter der Todesstrafe: 152 Exekutionen

Dieser Karl Rove war auch dabei, als sich George W. Bush im Jahr 1998 erneut zur Wahl des texanischen Gouverneurs stellte. Diesmal gewann der Sohn des George Herbert Walker Bush, der im Jahr 1993 nach vierjähriger Amtszeit seinen Sessel im Weißen Haus räumen musste, nachdem er die Präsidentschaftswahl gegen Bill Clinton verloren hatte, haushoch gegen seinen Gegenkandidaten Garry Mauro. George W. Bush hatte im traditionell konservativen Texas mit seiner konsequenten Linie leichtes Spiel. Er war ein Befürworter der Todesstrafe. Während seiner Amtszeit gab es in Texas 152 Exekutionen und nur eine Begnadigung. Zwar hagelte es hin und wieder Proteste, doch Bush wusste die Mehrheit der Wähler auf seiner Seite. Nach dem Karriereende seines Vaters hatte ein neuer Bush die nationale Bühne der Politik betreten.

Manschettenknöpfe des Vaters und ein Bild des Wilden Westens

Vor seiner ersten Amtseinführung als texanischer Gouverneur überreichte ihm seine Mutter einen Umschlag. Der enthielt ein Glückwunschschreiben und die Manschettenknöpfe seines Vaters. In seinem Büro hing nunmehr ein Gemälde von Wilhelm Heinrich Detlef Koerner, der als Kleinkind mit seinen Eltern aus Dithmarschen nach Nordamerika ausgewandert war und als „Maler des Wilden Westens“ berühmt wurde. Das Bild in Bush’s Hauptquartier erhielt den Titel „A Charge to Keep“ und zeigte Cowboys auf dem Rücken ihrer Pferde. Der Gouverneur war davon überzeugt, mit diesem stimmungsvollen Bild seine Mitarbeiter inspirieren zu können, um ihre gemeinsamen Wahlversprechen einzuhalten.

Die Nacht der Gebrüder Bush – Jeb gewann die Wahl in Florida

Für viele Amerikaner war um die Jahrhundertwende der „neue Bush“ eine Hoffnung der Republikaner. In der gleichen Nacht, als er zum zweiten Mal sein Amt als Gouverneur in Texas antrat, wurde sein jüngerer Bruder Jeb in Florida zum Gouverneur ernannt. Zum ersten Mal seit 1967, als Winthrop und Nelson Rockefeller in ihre Ämter gewählt wurden, gab es wieder ein Brüderpaar an der Spitze zweier Bundesstaaten. Der Name „Bush“ stand in den Vereinigten Staaten offenbar für eine qualitativ hochstehende politische Begabung. Inzwischen diskutierten die Republikaner landauf landab über die Chancen des George W. Bush, bei den nächsten Präsidentschaftswahlen das Rennen zu machen. Nach einer mitreißenden Rede vor seinen Parteifreunden ermächtigte Bush seinen politischen Berater Karl Rove, sich auf die Kampagne zum ersten Mann im Staate vorzubereiten.

Der „mitfühlende Konservatismus“ als Wende in den USA

George W. Bush ersann sich ein Wahlmotto, das zunächst nicht alle verstanden. Er wollte mit einem „mitfühlenden Konservatismus“ die letzte Stufe seiner Karriereleiter erklimmen. Er wählte sich Dick Cheney zu seinem Vizepräsidenten. Dieser kam, wie einst Bush, aus dem Kerngeschäft der Energieversorgung, galt als überaus energisch und war bereits unter Vater Bush als Verteidigungsminister tätig. In diesem Jahr 2000 musste sich der Politik-Aufsteiger aus Texas mit einem prominenten Kandidaten aus den Reihen der Demokraten auseinandersetzen. Al Gore hatte sich während der Amtsperiode Bill Clintons als Vizepräsident einen Namen gemacht. Ihm zur Seite als Kandidat für die Vizepräsidentschaft stand der von den Grünen nominierte Ralph Nader. Bush’s Wahlkampf ging als „Reagan Revolution“ in die Geschichte ein, denn mit dem neuen Mann sollte die konservative Wende der USA eingeleitet werden.

537 Stimmen der Wähler in Florida brachten die Entscheidung

Vor dieser Wahl zum 43. Präsidenten der Vereinigten Staaten waren die Meinungsforscher weitgehend ratlos, denn es entwickelte sich zwischen George W. Bush und Al Gore ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Der Bundesstaat Florida brachte schließlich die Entscheidung, denn die dortige Auszählung ergab für Bush ein Plus von genau 537 Stimmen. Die von Gore beantragte Neuauszählung wurde mit fünf zu vier Richterstimmen für verfassungswidrig erklärt. Das außergewöhnliche Wahlsystem der USA wollte es, dass George W. Bush zwar insgesamt eine halbe Million weniger Wählerstimmen erhielt als sein Mitbewerber, doch entscheidend war letztlich das Übergewicht der Wahlmänner. Selten gab es bei den Wahlen zum Präsidenten der USA ein derart knappes Ergebnis.

Präsidentschaft (2001 – 2009)

Eine Präsidentschaft mit dem Schock des 11. September 2001

World Trade Center
World Trade Center

So aber wurde George W. Bush am 20. Januar 2001 vor dem Weißen Haus vereidigt. Nach John Quincy Adams, der zwischen 1825 und 1829 residierte, war Bush der zweite amerikanische Präsident, der in die Fußstapfen seines Vaters trat. In diesem Spiel der Politik hatte Gore alles verloren und Bush alles gewonnen. Bush’s erste Amtszeit im Weißen Haus stand unter einem denkbar schlechten Stern, denn sie war geprägt von den Terroranschlägen gegen Amerika, die in dem 11. September 2001 ihren schaurigen Höhepunkt fanden, als in New York das World Trade Center durch das islamistische Terrornetzwerk al-Qaida attackiert wurde und nahezu dreitausend Menschen den Tod fanden. Als Reaktion darauf marschierten Soldaten der Vereinigten Staaten im folgenden Monat in Afghanistan ein. Dabei folgten sie dem Plan, die Taliban-Regierung zu stürzen und Osama Bin Laden zu eliminieren.

Die Rede zum Nahostkonflikt und die „Achse des Bösen“

Bin Laden wurde zwar erst zehn Jahre später entdeckt und getötet, doch das Regime der Taliban wurde unmittelbar gestürzt. In Amerika unterzeichnete George W. Bush ein Dokument namens „Patriot Act“. Das neue Gesetz brachte unter anderem für die Amerikaner Einschränkungen in ihren bürgerlichen Rechten. Aber auch Reisen in die USA wurden von nun an schwieriger, denn die Anforderungen Pass-Dokumente erhielten eine neue Dimension. Das Gesetz verfolgte vor allem das Ziel, die Ermittlungen bei terroristischen Bedrohungen zu vereinfachen. Auf der Ebene des Kabinetts wurde das Department of Homeland Security eingerichtet. Am 15. Juni 2002 hielt Bush schließlich seine legendäre Rede zum Nahostkonflikt. Die Geschichte hat nicht zweifelsfrei bewiesen, ob Bush’s Entscheidung, den Irakkrieg zu eröffnen, allein auf seine Initiative hin erfolgte. Tatsache ist, dass er von seinem Vizepräsidenten Dick Cheney und seinem Berater, den früheren Weltbankchef Paul Wolfowitz gedrängt wurde, die sogenannte „Achse des Bösen“ um Saddam Hussein im Irak zu brechen.

Die aufgewühlte Öffentlichkeit stützte ihren Präsidenten

Saddam Hussein wurde nach Berichten der amerikanischen Geheimdienste der Besitz von Chemiewaffen vorgeworfen. In späteren Jahren sickerte durch, dass diese Informationen auf fehlerhafte Wahrnehmungen beruhten und es keine Beweise dafür gab, dass der irakische Führer aktiv den internationalen Terrorismus unterstützte. Doch die nach dem 11. September 2001 aufgewühlte amerikanische Öffentlichkeit stützte die Invasionspläne ihres Präsidenten. Sie verband diese militärische Intervention mit der Hoffnung auf eine positive Entwicklung des instabilen Nahen Ostens. Der Kongress der USA gab die Zustimmung zum Einmarsch und versicherte sich zudem einer Resolution des UN-Sicherheitsrats.

Der kurze Krieg in Irak und die Hinrichtung Saddam Husseins

Im März 2003 begann die „heiße Phase“ des Irakkriegs. Dabei wurden die 130.000 Soldaten der Vereinigten Staaten durch die Armeen des Vereinigten Königreichs unterstützt. Der Irak geriet sehr schnell unter die Kontrolle der Invasoren, doch die Suche nach den Massenvernichtungswaffen blieb erfolglos. Am 9. April 2003 fiel die Hauptstadt Bagdad, worauf der Krieg offiziell für beendet erklärt wurde. Auf Saddam Hussein und auf weitere Mitglieder der Regierung hatte die amerikanische Regierung ein Kopfgeld von 25 Millionen Dollar ausgesetzt. Der gestürzte diktatorische Staatspräsident wurde schließlich im Dezember 2003 von einem langjährigen Gefolgsmann verraten und geriet in die Hände der Amerikaner. Ihm wurde der Prozess gemacht und nach der Urteilsverkündung hingerichtet.

Eine zweite Präsidentschaft dank absoluter Mehrheit der Wahlmänner

Derweil war die amerikanische Öffentlichkeit von den Maßnahmen des George W. Bush überzeugt. Er durfte sich nach dem Irakkrieg über die höchsten Zustimmungswerte freuen, die jemals in der Regierungszeit eines Präsidenten ermittelt wurden. Allerdings gab es nun kritische Stimmen an dem umstrittenen Abhörprogramm nach den Anschlägen vom 11. September. Später wurden die von Bush genehmigten Verfahren für verfassungswidrig erklärt. 2004 wurde Bush erneut zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Er setzte sich dabei überraschend knapp gegen seinen Herausforderer John Kerry durch. Diesmal brachte nicht Florida die entscheidenden Stimmen für Bush sondern der Bundesstaat Ohio. Mit der absoluten Mehrheit der Wahlmännerstimmen zog Bush für eine zweite Amtszeit ins Weiße Haus ein. In seiner Antrittsrede bekräftigte er seinen Willen, die Tyranneien auf der Welt zu beenden und die Freiheiten der Amerikaner zu sichern.

In der zweiten Amtszeit sank die Popularität des Präsidenten

Während George W. Bush in den Jahren seiner ersten Amtszeit eine breite Zustimmung in der amerikanischen Bevölkerung genoss, sanken seine Popularitäts-Werte zwischen 2005 und 2009. Die Wirtschaft der Vereinigten Staaten lahmte, und in der Öffentlichkeit überwog die Kritik an den Begleitumständen des Irakkrieges. Dem Präsidenten wurde vorgeworfen, er habe sich geradezu fahrlässig den falschen Informationen aus Kreisen der Geheimdienste unterworfen. Als im August 2005 auch noch der Hurrikan Katrina in der Golfregion für Verwüstungen sorgte und 1.800 Menschen das Leben kostete, kritisierten die Amerikaner die nur allmählich anlaufenden Hilfsmaßnahmen.

George W. Bush spaltete die amerikanische Öffentlichkeit

Die Regierung des George W. Bush war angeschlagen, Steuersenkungen brachten den Haushalt der USA in eine Schieflage, und viele Amerikaner befürchteten den Beginn einer neuen Großen Depression. Die „Sünden“ der Vergangenheit holten den Präsidenten ein, und in den Zeitungen war einmal mehr von den früheren Alkoholproblemen des ersten Mannes im Staate zu lesen. Bush polarisierte die amerikanische Gesellschaft in Kritikern und Befürwortern. Er selbst wirkte in seinen Reden unsicher, und die Kriege im Nahen Osten hatten die USA zudem finanziell aufgezehrt. Als seine Amtszeit sich dem Ende zuneigte, hatten die Amerikaner den Eindruck gewonnen, ihr „Krisen-Präsident“ in terroristischen Zeiten verlasse die große Bühne der Politik ohne Gram. Vergessen waren bei vielen auch Bush’s Verdienste um die Gesundheitsreform.

Nach der Präsidentschaft

Memoiren als Verkaufsschlager: 220.000 Exemplare in 24 Stunden

Portrait von Barack Obama

Barack Obama, der erste dunkelhäutige Präsident in der amerikanischen Historie, kam und George W. Bush kehrte mit seiner Frau Laura nach Texas zurück. Sie pendelten in den folgenden Jahren zwischen ihren Wohnsitzen in Crawford und Preston Hollow in der Nähe von Dallas, und der Ex-Präsident nahm sich die Zeit, einige Bücher über sein Leben und über das seiner Familie zu schreiben. Der Titel eines dieser literarischen Werke lautete: „Ein Porträt meines Vaters und Porträts des Mutes“. Als Bush’s Memoiren am 9. November 2010 erschienen, wurden sie in den ersten 24 Stunden etwa 220.000-mal verkauft.

Amnesty International und die Foltermethoden der Justiz

Allerdings enthielt seine Lebensgeschichte auch einen Hinweis darüber, in welchem Maße er während seiner Präsidentschaft in Foltermethoden der amerikanischen Justiz verstrickt war. Daraufhin reichte Amnesty International bei der Staatsanwaltschaft in Genf Anzeige gegen Bush ein. Dabei ging es um den wahrscheinlichen Drahtzieher des Terrorangriffs auf das World-Trade-Center: Chalid Scheich Mohammed. Der wurde verhaftet und Bush hatte sich dazu bekannt, das gefürchtete und international geächtete „Waterboarding“ für ihn als Folter angeordnet zu haben. Im Jahr 2011 sprach die Kuala Lumpur War Crimes Commission Bush wegen der rechtswidrigen Invasion im Irak schuldig.

Ein Freizeit-Maler und Spendensammler für Erdbeben-Opfer

George W. Bush bei einer Rede
George W. Bush bei einer Rede

Im Januar 2010 startete er gemeinsam mit Bill Clinton eine große Spendenaktion zugunsten der Opfer des Erdbebens in Haiti. In der Öffentlichkeit wurde das Ehepaar Bush immer seltener gesehen. Hin und wieder trat der Ex-Präsident als Redner bei diversen politischen Veranstaltungen auf – ansonsten betätigte er sich in seiner Freizeit als nicht untalentierter Maler. Als Bush am 25. April 2013 eine Bibliothek eröffnete, sagte er: „Meine tiefste Überzeugung und die Richtschnur meiner Regierung war, dass die USA sich für die Ausweitung der Freiheit einsetzen müssen.“ Einige Monate später musste sich George W. Bush einer Herzoperation unterziehen.

Häufige Fragen und Antworten

Wo wohnt George Bush?

Mit seiner Frau Laura pendelt er zwischen den Wohnsitzen in Crawford und Dallas.

Was hat George W. Bush alles gemacht?

Er gewann zwei Wahlen zur amerikanischen Präsidentschaft, führte die USA nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 durch eine schwere Zeit und seine Soldaten in den Irakkrieg. Innenpolitische Verdienste erwarb er unter anderem durch sein Eintreten für eine Gesundheitsreform.

Wofür steht das W. bei George W. Bush?

Das W. steht für seinen zweiten Vornamen Walter.

Wann wurde George W. Bush geboren?

Am 6. Juli 1946.

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