Wer ist Jimmy Carter?

Ein Zauderer und ein bekennender Menschenfreund

Jimmy Carter
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Jimmy Carter ging als „gütig“ aber auch als „Zauderer“ in die Geschichte der Weltpolitik ein. Das sind nicht unbedingt die herausragenden Eigenschaften eines Präsidenten der Vereinigten Staaten. Von denen wird eher Durchschlagskraft und die Begabung erwartet, Menschen überzeugen zu können.

Auf Jimmy Carter traf dies alles nur bedingt zu, denn als dieser mit seiner Familie im Weißen Haus die Koffer packen musste, überreichten ihm seine Mitarbeiter etwas Symbolkräftiges: Einen Werkzeugkasten mit Hammer und Meißel. Worauf sich dieser Mann, der aus einfachsten Verhältnissen kam und zum mächtigsten Mann der Welt aufstieg, zurückzog auf seine Erdnussfarm im kleinen Dorf Plains in den Südstaaten. Dort machte er das, was ihm schon in ganz jungen Jahren Freude bereitet hatte: Er werkelte in seiner Werkstatt, und diesmal zimmerte er Wiegen für seine Enkelkinder…

Steckbrief: Jimmy Carter

  • Jimmy Carter, 1977
    Jimmy Carter, 1977

    Name: James Earl „Jimmy“ Carter

  • Geburtsdatum: 01. Oktober 1924
  • Geburtsort: Plains/Georgia
  • Größe: 175 cm
  • Augenfarbe: blau
  • Ehepartnerin: Rosalynn Carter (verh. 1946)
  • Kinder: Amy Carter (Tochter), James Earl Carter III (Sohn), Donnel Jeffrey Carter (Sohn), Jack Carter (Sohn)
  • Eltern: James Earl Carter, Lillian Gordy Carter
  • Geschwister: Gloria Carter Spann (Schwester), Ruth Carter Stapleton (Schwester), Billy Carter (Bruder)
  • Sternzeichen: Waage
  • Staatsangehörigkeit: Vereinigte Staaten von Amerika
  • Amtszeit: 39. Präsident der Vereinigten Staaten von 1977 bis 1981
  • Offizielle Website: https://www.cartercenter.org/

Ein Moralist und ein bekennender Freund der Menschenrechte

Zwischen 1977 und 1981 bekleidete Jimmy Carter das Amt des Präsidenten der USA. Er war die Nummer 39 in der langen Geschichte Amerikas und verstand seine Aufgabe als Moralist und weniger als ein Mann, der sich wohlfühlte, weil man ihm große Macht in die Hände legte. Er trat – nicht zuletzt aufgrund seiner religiösen Überzeugung als Mitglied einer Baptistengemeinde – ein für Menschenrechte und für soziale Reformen in seinem Lande. Aber er musste auch erkennen, dass die Werte, die die Leitschnur seines Lebens und seines politischen Wirkens sein sollten, bei außenpolitischen Konflikten nicht immer nützlich waren.

Kindheit, Familie und Jugend

Kindheit in der Heimat der Indianer vom Stamm der Muscogee

Als eines von vier Kindern wuchs James Earl Carter behütet in einer Familie auf, die sich mit dem zufrieden gab, was ihr das Leben schenkte. Das war nicht viel aber genug für deren weitgehend heile Welt in der kleinen Farmerstadt Plains im Bundesstaat Georgia. Dies war einst die Heimat der indigenen Indianervölker der Muscogee. Wie die Mehrzahl der amerikanischen Ureinwohner wurden auch sie auf der Basis des „Indian Removal Acts“ im Jahre 1830 in ausgewiesene Reservate westlich des Mississippi umgesiedelt. Jimmy Carter erfuhr während seiner frühen Schulzeit nur wenig von diesen Vorgängen, die kein Ruhmesblatt in der Geschichte seines Landes waren.

Ein Umzug mit Hindernissen ins nahe gelegene Dorf Archery

Jimmys Eltern Earl und Lilian Carter zogen schon bald mit ihren Kindern aus Plains ins nahegelegene Archery, wo die Familie von nun an eine kleine Farm betrieb. Als sie dort eintrafen, stellte der Vater fest, dass man ihm keinen Schlüssel überlassen hatte, um die Tür zu seinem neuen Domizil aufzuschließen. In seinen Memoiren berichtete Jimmy, dass er durch ein kleines Fenster kriechen musste, um seiner Familie das Tor zu öffnen. Sehr schnell stellten die Carters fest, dass ihre Bleibe in diesen zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts nur mit einem geringen Wohnkomfort gesegnet war. Es gab keinerlei Elektrizität, und an kühlen Wintertagen wurden die Kamine mit Holz „gefüttert“.

Eine Gemeinde mit 25 schwarzen und zwei weißen Familien

In der Nachbarschaft der kleinen Gemeinde Archery lebten 1928 genau 25 schwarze und zwei weiße Familien. Der Ort war von einem gewissen William D. Johnson gegründet worden, der als Bischof der African Methodist Episcopal Church nicht nur bei der schwarzen Bevölkerung dieser Gegend einen großen Einfluss hatte und den auch die Carters wegen dessen Bildung verehrten. Archery verfügte in jener Zeit über eine winzige Schule, über ein Eisenbahndepot und über einen ländlichen Krämer-Laden. Außerdem beschäftigten sich alle Bewohner von Archery mit ihren Baumwoll-, Mais- und Zuckerrohr-Plantagen. Eines Tages war Earl Carter einer der ersten, die sich entschlossen, Erdnüsse anzubauen. Im Übrigen verkaufte er aber auch Konserven und Kaffee.

Ein paar Nickel für den Verkauf von gerösteten Erdnüssen

Für Jimmy Carter war es eine Selbstverständlichkeit, schon in frühester Jugend auf den Feldern zu helfen. Damit unterschied er sich nicht von seinen afroamerikanischen Freunden und Schulkameraden. Hin und wieder hockte der junge Jimmy am staubigen Straßenrand und bot geröstete Erdnüsse in kleinen Säcken an. Wenn er einen Nickel für seine „Ware“ bekam, lieferte er ihn bereitwillig zu Hause ab. Die Familie Carter hatte sich entschlossen, die Kinder im Geiste der Baptisten zu erziehen und ihnen vor allem eine ausreichende Bildung zu ermöglichen. Da Jimmys Vater recht sparsam war, wurde es ihm ermöglicht, in den Jahren der Weltwirtschaftskrise in der Umgebung einige Häuser zu erwerben und sie an Neuansiedler zu vermieten. Jimmys Mutter setzte sich über die damals in Amerika herrschende Strenge der Segregation hinweg und beriet die Frauen ihrer afroamerikanischen Nachbarschaft in Fragen der Gesundheitsversorgung.

Ausbildung und Studium

Sein Onkel Tom Gordy schickte Ansichtskarten aus aller Welt

United States Naval Academy
United States Naval Academy

Die Welt des kleinen Jimmy Carter war begrenzt, denn für Reisen fehlte der Familie das Geld. So bewunderte der junge Carter Junior seinen Onkel Tom Gordy, der sich erfolgreich um einen Job bei der United States Navy beworben hatte und den Carters aus vielen Winkeln der Welt Ansichtskarten schickte. Tom Gordys Neffe war in gleichem Maße begeistert und fasziniert, wenn der Postbote mal wieder eine dieser Grüße aus der weiten Welt ablieferte. Diese Ansichtskarten ließen bei Jimmy Carter den Entschluss reifen, eines Tages zur Marine zu gehen. Noch bevor er aus Archery zum Georgia Institute of Technology wechselte, war es für ihn beschlossene Sache, sich in der United States Naval Academy in Annapolis ausbilden zu lassen.

Prägende Jahre in Annapolis und die Heirat mit Rosalynn Smith

Inzwischen tobte der Zweite Weltkrieg, was so manchen amerikanischen Patrioten bewog, sich für den Militärdienst zu melden. Die Zeit in der Hafenstadt Annapolis, wo der frühere amerikanische Präsident George Washington 1783 nach dem Ende des gewonnenen Unabhängigkeitskrieges sein Rücktrittsschreiben als Kommandant der Kontinentalarmee unterzeichnet hatte, war für Jimmy Carter prägend. Dort traf er unter anderem Rosalynn Smith, eine Freundin seiner Schwester. Nachdem Rosalynns Vater einer Leukämie-Krankheit erlag, als sie 13 Jahre alt war, fehlte der Familie das Geld, um ihr Bleiben auf dem College zu ermöglichen. Im Juli 1946 heiratete sie Jimmy Carter in der Plains United Methodist Church, nachdem sie Jahre vorher dessen ersten Antrag abgelehnt hatte.

Dienst auf einem Schlachtschiff und auf einem U-Boot

Inzwischen hatte Jimmy Carter seinen Traum wahr gemacht und diente bei der amerikanischen Marine. Die USS Wyoming, ein mittlerweile in die Jahre gekommenes Testschiff für Bordelektronik, wurde zu dessen Betätigungsfeld. Als die Wyoming 1947 ausgemustert wurde, trat Carter auf dem Schlachtschiff USS Mississippi seinen Dienst an. Es hatte im Zweiten Weltkrieg die Bombardierung japanischer Kamikazeflieger im Golf von Lingayén überstanden. Carter, nunmehr Vater eines Sohnes und bei der Marine im Rang eines Leutnants, wechselte in den U-Boot-Dienst und wurde Captain Hyman Rickover zugeteilt, der noch immer als „Vater der Nuklearmarine“ bezeichnet wird. Dieser war ein anspruchsvoller Lehrmeister, und der junge Carter sagte später: „Nach meinem Vater hatte Rickover mehr Einfluss auf mein Leben als jeder andere Mann.“ Carter weihte auf einem U-Boot namens „Seawolf“ die Besatzung in die Geheimnisse der Nukleartechnik ein.

Der Krebs-Tod des Vaters und eine Krise der Ehe

Jimmy Carter beendete seine Mission bei der Marine, als ihn schlechte Nachrichten aus der Heimat erreichten. Sein Vater war an Krebs erkrankt und starb im Juli 1953. Er hatte sich am Abend seines Lebens nicht mehr so intensiv um die Farm kümmern können, und Jimmy Carter fühlte sich berufen, seinen Dienst beim Militär zu quittieren und sich der Landwirtschaft zu widmen. Doch er übernahm die Farm in einer schwierigen Zeit, denn als die Felder in diesem Landstrich von einer anhaltenden Dürre heimgesucht wurden, sank der Nettogewinn der Carter-Farm im Jahr 1954 auf exakt 187 amerikanische Dollar. Außerdem stellten sich Ehe-Probleme ein, denn Carters Frau Rosalynn war wenig erfreut, als ihr Mann als Vater von nunmehr drei Kindern den sicheren Job beim Militär aufgab.

Verwurzelt im christlichen Glauben und als Diakon bei den Baptisten

Nach kargen Jahren und einer gekitteten Verbindung mit seiner Frau Rosalynn gab es für Jimmy Carter allmählich Licht am Horizont. Die Produktion von Erdnüssen und der Ertrag aus Baumwolle genügten für ein angenehmes Leben und ermöglichten den Kauf von mehreren Lagerhäusern. Jimmy Carter dankte seinem Herrgott, war weiterhin tief verwurzelt in seinem christlichen Glauben und wirkte als Diakon einer Baptistengemeinde. Er half aus bei der Sonntagsschule für Erwachsene und beim Predigtdienst. Allerdings kehrte er der Southern Baptist Convention eines Tages den Rücken, weil er mit deren Diskriminierung von Frauen nicht einverstanden war. Diese Organisation, die in fünfzig amerikanischen Bundesstaaten zu Hause war, lehnte eine Frauen-Ordination ab, weil die Rolle von Predigern nach ihrer Auslegung der Bibel ausnahmslos Männern zustand.

Frühe politische Karriere und Aufstieg

Proteste im amerikanischen Süden und Carters Verweigerung

Der Bus Nr. 2857, in dem Rosa Parks festgenommen wurde; ausgestellt im Henry-Ford-Museum
Der Bus Nr. 2857, in dem Rosa Parks festgenommen wurde; ausgestellt im Henry-Ford-Museum (CC BY-SA 3.0)

Jimmy Carter, dessen Familie inzwischen um die Söhne Chip, Jeff und Jack sowie um die Tochter Amy angewachsen war, galt lange Zeit als ein unpolitischer Mensch. Eines Tages ließ er sich überreden, sich im Schulrat seiner Gemeinde Plains zu engagieren. In diesen Jahren erfreute sich die Bürgerrechtsbewegung im amerikanischen Süden starken Zulaufs, und Carter zählte offenbar zu denen, die die Zeichen der Zeit erkannt hatten. Schwarze Bürger gingen zu Protesten auf die Straße, und als eine Schülerin namens Rosa Parks ihren Platz im Bus einer weißen Person überlassen sollte, wurde sie vorübergehend in Haft genommen, weil sie sich geweigert hatte. In Plains gründete sich eine Organisation unter dem Namen White Citizens Council, die bemüht war, den Status Quo im amerikanischen Süden zu bewahren. Carter weigerte sich, dieser Gruppe beizutreten und wurde fortan gemieden.

Ein Sitz im Senat von Georgia nach aufgedecktem Wahlbetrug

Doch dieser Boykott einiger Ratsmitglieder beflügelte Jimmy Carter. Mitte der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts kandidierte er für einen Sitz im Sumter Country Board of Education, eine Art Elternvertretung für angehende Studenten und Schüler. Er wurde dessen Vorsitzender und fand somit den Einstieg in ein politisches Amt. Sieben Jahre später wurde ein Sitz frei im Senat des amerikanischen Bundesstaates Georgia. Jimmy Carter bewarb sich um diese Position, fiel aber bei den Vorwahlen der Demokraten durch. Als er gegen diese Niederlage Berufung von der Wahlkommission einlegte, hatte er Erfolg, denn der Sieg seines Rivalen war durch einen massiven Betrug zustande gekommen. Während seiner Amtszeit gewann Carter im Senat viele Sympathien durch seine gradlinigen Argumentationen.

Ein Ultrakonservativer gewann die Wahl gegen Jimmy Carter

Von seinen Überzeugungen und seinen christlichen Werten ließ sich Jimmy Carter während seines frühen politischen Schaffens nie abbringen. Er war weiterhin ein Verfechter der Interessen seiner afroamerikanischen Wähler. Im Jahr 1966 sollte für ihn der nächste Schritt auf der Karriereleiter folgen, doch er scheiterte beim Kampf um die Spitzenkandidatur bei der Gouverneurswahl von Georgia. Carter verlor gegen einen ultrakonservativen Mitbewerber namens Lester Maddox. Der galt als Hardliner und Vertreter einer politischen Gesinnung, die die Rechte der schwarzen Bevölkerung auf Dauer beschneiden wollte. Maddox trat dafür ein, die Aufhebung der Rassentrennung, die nach dem Civil Rights Act von 1964 rechtlich verbrieft war, zu ignorieren und der schwarzen Bevölkerung unter anderem den Zutritt zu Restaurants zu verwehren. Dies alles war mit den Moralvorstellungen von Jimmy Carter nicht in Einklang zu bringen.

Eine gewonnene Wahl und der Sprecher des „neuen Südens“

Carter hatte es nicht leicht, sich in einem Bundesstaat zu behaupten, der traditionell für die Rassentrennung eintrat. Er hatte die führenden Zeitungen seiner Region gegen sich, und manche bezeichneten ihn als „ignoranten, rückständigen und rothalsigen Erdnussbauern“. Doch der Politiker aus Plains ließ sich nicht beirren und kandidierte 1970 erneut bei den Gouverneurswahlen von Georgia. Und diesmal mit Erfolg. In seinen Reden ließ er keinen Zweifel daran, dass die Zeit der Rassendiskriminierung vorbei sei. Er war der erste Gouverneur eines südlichen Bundesstaates, der sich dazu öffentlich bekannte. Diese Position fand in ganz Amerika offene Ohren, und Carter galt als Sprecher des „neuen Südens“.

Präsidentschaft (1977 – 1981)

Gerald Ford litt unter den Nachwirkungen des Watergate-Skandals

Präsident Gerald Ford
Präsident Gerald Ford

Der 2. November 1976 sollte die Welt des Jimmy Carter grundlegend verändern, denn nachdem er die Vorwahlen der Demokraten als Kandidat für das Amt des amerikanischen Präsidenten für sich entschieden hatte, genügten ihm 50,1 Prozent der Wählerstimmen und das Votum von 297 Wahlmännern, um ihn zum 39. Präsidenten der Vereinigten Staaten zu ernennen. Sein Rivale, der bis dahin amtierende Gerald Ford, litt offenbar unter den Nachwirkungen des Watergate-Skandals um Richard Nixon, obwohl er mit dieser Affäre unmittelbar nichts zu tun hatte. Doch die Amerikaner sprachen sich in diesen unruhigen innenpolitischen Zeiten für einen Neubeginn aus und vertrauten Carter. Der überzeugte in seiner Kampagne und war der erste Kandidat aus einem Bundesstaat des Südens, der seit dem Amerikanischen Bürgerkrieg und Zachary Taylor eine Präsidentenwahl gewann.

Hand in Hand mit der Familie über die Pennsylvania Avenue

Unmittelbar nach seinem Amtsantritt brach Jimmy Carter mit einer Tradition, denn als frisch gewählter Präsident der USA marschierte er gemeinsam mit seiner Familie Hand in Hand durch eine jubelnde Menschenmenge an der Pennsylvania Avenue in Washington. Zu seinen ersten Aufgaben zählte die Überwindung des Ölpreisschocks, der nicht nur in den USA mit einer hohen Inflation und einem Verlust an Arbeitsplätzen einher ging. In einem überschaubaren Zeitrahmen schaffte es Carter, Millionen neue Arbeitsplätze zu schaffen und das Haushaltsdefizit zu verringern. Er galt als Präsident der Reformen – aber auch als Schützer der belasteten Umwelt. Im Jahr 1977 begnadigte der Präsident einige junge Männer, die sich während des Vietnamkriegs dem Waffendienst entzogen hatten. Damit forderte er im Kongress den Widerspruch etlicher Abgeordneter heraus.

Nach der missglückten „Operation Eagle Claw“ auf dem Tiefpunkt

Aber auch in der Außenpolitik konnte Carter auf einige Erfolge verweisen. Seine intensiven Vermittlungen zwischen Israel und Ägypten führten zum legendären Abkommen von Camp-David und einige Monate später zu einem Friedensvertrag zwischen den verfeindeten Ländern. Der sogenannte SALT-II-Vertrag mit der UdSSR kam zwar zu einem Abschluss, wurde aber niemals ratifiziert. Am Neujahrstag 1979 nahmen die Vereinigten Staaten von Amerika offiziell diplomatische Beziehungen zur Volksrepublik China auf. Aber dieses Jahr 1979 sollte zu einem Wendepunkt in der politischen Karriere des Jimmy Carter führen. Seine Wähler verstanden nicht das Zaudern ihres Präsidenten, als Mitarbeiter der amerikanischen Botschaft im Iran als Geiseln genommen wurden und ein schlecht vorbereitetes Stoßtrupp-Unternehmen zur Befreiung der Geiseln scheiterte. Die missglückte „Operation Eagle Claw“ ließ die Popularität Carters weiter sinken. Vorher hatte der Präsident den iranischen Schah Mohammad Reza Pahlavi zu dessen Behandlung einer Krebs-Erkrankung in die USA einreisen lassen.

Als Carter abgewählt wurde, erhielten die Geiseln ihre Freiheit

Der Schah wurde gestürzt und im Iran wurde ein islamischer Gottesstaat eingerichtet. Damit verloren die USA an Einfluss im Nahen Osten – auch diese Entwicklung wurde Carter unmittelbar angelastet. Die Geiselnahme der amerikanischen Staatsbürger in Teheran endete nach genau 444 Tagen. Wenige Minuten nach der Amtseinführung von Carters Nachfolger Ronald Reagan kamen die Entführten frei. Jimmy Carter hatte sich außenpolitisch auf Pfade begeben, die wenig Verständnis in der Öffentlichkeit seines Landes fanden. Dazu zählte seine Aufforderung an einige westliche Staaten, die Olympischen Spiele 1980 in Moskau wegen des Einmarsches der UdSSR in Afghanistan zu boykottieren. Manche erblickten auch darin ein Symbol für das außenpolitische Scheitern der Präsidentschaft des Jimmy Carter. Am 4. November 1980 erlitt er eine herbe Schlappe bei seinem Versuch, eine zweite Amtszeit antreten zu dürfen. Lediglich 41 Prozent der Amerikaner schlugen sich auf Carters Seite. In den meisten Bundesstaaten erzielte der stets optimistisch auftretende Ronald Reagan die meisten Stimmen.

Nach der Präsidentschaft

Träger des Friedensnobelpreises für humanitäres Engagement

Immerhin durfte Jimmy Carter einen Erfolg seiner vierjährigen Amtszeit für sich verbuchen: Seit dem Zweiten Weltkrieg war es nur ihm gelungen, die Vereinigten Staaten aus kriegerischen Auseinandersetzungen heraus zu halten. Es blieb außerdem die Erinnerung an einen Präsidenten, der sich – auch in Verhandlungen mit der UdSSR und mit China – für die Menschenrechte einsetzte und dessen Regierungszeit von einem großen humanitären Engagement geprägt war.

Im Jahr 2002 wurde er mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Damit sollten Carters jahrzehntelange unermüdlichen Bemühungen gewürdigt werden, in internationalen Konflikten friedliche Lösungen zu finden. Der Ex-Präsident betätigte sich auch nach seinem Abschied vom Weißen Haus als Vermittler. Unter anderem in Bosnien-Herzegowina und in Haiti. Im Mai 2002 reiste er nach Kuba und traf dort mit Fidel Castro zusammen.

Aufmerksamer Beobachter der Innenpolitik und des Weltgeschehens

Außerdem schrieb Jimmy Carter zahlreiche Bücher und eröffnete in Atlanta das „Carter Center“, das sich als eine Art privates Außenministerium versteht. Auf dem afrikanischen Kontinent gab er seinen Beitrag im Kampf gegen gefährliche Infektionskrankheiten und erreichte in einigen Fällen gemeinsam mit Wissenschaftlern deren Ausrottung. Mit zahlreichen Auszeichnungen wurde sein humanitäres Engagement geehrt. Unter anderem erhielt er den International Child Survival Award der UNICEF und im Jahr 2002 die Eisenhower-Medaille. Carter war und blieb ein intensiver Begleiter der amerikanischen Innenpolitik und ein aufmerksamer Beobachter des Weltgeschehens.

Was macht Jimmy Carter heute?

Seine Heimatgemeinde Plains setzte Jimmy Carter ein Denkmal

Als Jimmy Carter seinen 95. Geburtstag feierte, verzichtete er auf den für ihn geplanten Empfang in Washington. Einige Jahre vorher hatte er eine schwere Krebskrankheit überlebt und sich von einer Hüft-Operation erholt, die nach einem Sturz bei einer Truthahnjagd notwendig wurde. Er verstand sich stets als ein religiöser Mensch, der regelmäßig in seinem Wohnort Plains die sonntäglichen Bibelstunden in der Maranatha-Kirche besuchte und sich außerdem darüber freute, dass seine Heimatgemeinde ihm mit der Jimmy Carter National Historic Site ein Denkmal setzte. Besucher können hier sein einstiges Klassenzimmer besichtigen und sich über Leben und Leistung des Ex-Präsidenten informieren. Auch Carters einstige Farm vor den Toren von Plains bietet intensive Einblicke in dessen frühen Jahre.

„Kein großer Präsident – aber ein großartiger Ex-Präsident…“

Rosalynn Carter setzte sich während ihrer Zeit als „First Lady“ der Vereinigten Staaten ebenfalls für die Menschenrechte ein. Unter anderem für Mitbürger, die unter einer geistigen Behinderung leiden. Einige Zeit arbeitete sie ehrenamtlich in einem Krankenhaus in Atlanta. In den Augen der Öffentlichkeit war sie ein wichtiger Berater ihres Mannes in Fragen der großen und kleinen Politik. Jimmy Carter, der seinen Enkelkindern eine Wiege zimmerte, wurde von den Amerikanern nicht vergessen. Tom Paxton, einer der erfolgreichsten Interpreten der amerikanischen Folkszene, formulierte es einmal so: „Jimmy Carter war kein großer Präsident, aber er ist ein großartiger Ex-Präsident…“

Häufige Fragen und Antworten

Was war Jimmy Carter von Beruf?

Vor seiner politischen Karriere war Jimmy Carter Offizier bei der amerikanischen Marine und Farmer in Georgia.

Wann wurde Jimmy Carter geboren?

Er kam am 1. Oktober 1924 in Plains/Georgia zur Welt.

Wann war Jimmy Carter Präsident?

Er bekleidete das Amt des 39. Präsidenten der Vereinigten Staaten von 1977 bis 1981.

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