Ghost Towns

Ghost Towns – der morbide Charme verlassener Städte

Ghost Town Goldfield
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Geister und Gespenster – wer an ihnen glaubt, lässt seiner Phantasie freien Lauf. Die verlorenen Seelen Verstorbener spuken zuweilen durch die Legenden und in den Köpfen. Doch es müssen nicht immer Monster aus einer anderen Welt sein, die so etwas wie einen heiligen Schauer auslösen. Die Gänsehaut kann man sich in den Vereinigten Staaten auch in zahlreichen sogenannten Ghost Towns holen. Das sind ausnahmslos verlassene Städte mit einem morbiden Charme, wo der Geist längst vergangener Jahre durch die morschen Bretter weht.

Geblieben sind die Kulissen aus längst vergangenen Zeiten

Der einstmals so Wilde Westen ist wie geschaffen für die Kulissen aus jenen Zeiten, in denen sie zuweilen für Film-Klassiker aufgebaut wurden. Die Ghost Towns lassen Betrachter und Besucher gruseln – und vielleicht gerade deshalb sind sie eine Visite wert. Wer fernab jeglicher Zivilisation durch leere Straßen geht, der bekommt eine leise Ahnung von dem, was die Menschen, die ehemals dort lebten und arbeiteten, gedacht und gefühlt haben müssen. Oft war es eine kurze Blütezeit, denen sich die heutigen Geisterstädte erfreuten. Geblieben ist fast überall eine herbe Tristesse.

Verfallene Saloons, rostige Verschläge und Oldtimer im Sand

Oldtimer im Sand
Oldtimer im Sand

Wer sich einen Überblick darüber verschaffen möchte, in welchen Regionen der Vereinigten Staaten die Bretter windschiefer Häuser scheppern, der sollte sich auf der Internetseite www.ghosttowns.com einfinden. Und er wird überrascht sein, wie groß die Zahl der Geisterstädte in den USA ist. Nicht selten sind es verlassene einstige Minen, die heute einen Anziehungspunkt für Menschen bilden, die sich an rostigen Verschlägen, verfallenen Saloons und halb im Sand vergrabenen Oldtimern nicht satt sehen können. Dies alles sind stumme Zeugen besserer Zeiten.

Geisterstädte als stumme Hinterlassenschaften der Vergangenheit

Reisen zu den amerikanischen Ghost Towns sind Reisen in die Vergangenheit, und wer als Besucher ausreichend Phantasie mit zu diesen Geisterstädten bringt, den ziehen diese von Menschen verlassenen Gegenden magisch an. Denn die Relikte aus vergangenen Zeiten sind so etwas wie die stummen Überbleibsel von Epochen, die dieses Land prägten. Womöglich lebten hier einst Menschen, die von der Freiheit träumten und dem Glück fast immer vergeblich hinterherjagten.

Es gibt die Ghost Towns nicht nur im Westen der Vereinigten Staaten und damit in jener Region, die nicht immer so „wild“ war, wie er sich in den Filmen mit Revolverhelden und Indianern darstellt. Geisterstädte verteilen sich über das ganze Land – doch auf kaum einer Landkarte der USA sind sie verzeichnet.

Columbia: Drei große Brände zerstörten die Stadt der Goldgräber

verlassene Mine einer Ghost Town in Nevada
verlassene Mine einer Ghost Town in Nevada

Es soll in den fünfzig Bundesstaaten der USA tatsächlich um die tausend dieser menschleeren Geisterstädte geben. Mit eingestürzten Goldminen, mit Häusern, die nur noch als Ruinen zu bezeichnen sind und mit schiefen Kirchtürmen, von denen seit Generationen keine Glocke mehr läutet. Nicht alle Ghost Towns der Vereinigten Staaten sind so gut erhalten wie Columbia.

Die Stadt der Goldgräber wurde im Jahr 1850 in Windeseile aus dem Boden gestampft, als man hier die ersten Claims absteckte. Der Ort wurde zu einem Hotspot im sogenannten „Gold Country Kalifornien“. Doch dann wurde er in drei großen Bränden vernichtet. Die Glücksritter zogen ab, weil die Vorkommen an Edelmetall erschöpft waren.

Ruby Ghost Town: Die größte aller Verbrecherjagden im Wilden Westen

Bewahrt wird nicht nur in Columbia das historische Erbe, und so rühmt sich Ruby Ghost Town in Arizona seines originalgetreuen Zustands. Zwar gibt es hier keinerlei touristische Führungen und in einigen der zerfallenen Hütten an den staubigen Straßen sollen sich Klapperschlangen wohlfühlen, doch auch diese Stadt hat ihre einzigartige Geschichte.

Die waren eher trauriger Natur, denn der Ort wurde in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts immer wieder von Banditen heimgesucht, die über die mexikanische Grenze kamen. Ruby war dann der Ausgangspunkt einer der größten Verbrecherjagden, die der Wilde Westen je erlebte. Heute sind noch etwa 25 Gebäude in einem relativ guten Zustand.

Bodie State Historic Park: 65 Saloons an der Main Street einer gesetzlosen Stadt

Mit der heutigen Geisterstadt Bodie, östlich vom Yosemite Nationalpark in Kalifornien gelegen, verbindet sich ebenfalls ein zweifelhafter Ruf. Dort fand an der Grenze zu Nevada ein Schürfer namens Waterman S. „William“ Bodey im Jahr 1859 einen kleinen Klumpen Gold, was darauf schließen ließ, dass er auf eine erträgliche Ader gestoßen sein musste. Bei einer Reise verstarb Bodey, doch seine Familie setzte seine Arbeit fort und wurde sehr vermögend.

Bodie State Historic Park
Bodie State Historic Park

Der Goldfund sprach sich rasch herum, und im Jahr 1880 hatten sich dort um die zehntausend Glücksritter eingefunden. Die Stadt in der Wüste galt als gesetzlos, und an der Main Street gab es nicht weniger als 65 Saloons und einen Rotlichtbezirk. Heute verwaltet der Bodie State Historic Park das angestaubte Erbe dieser Zeit.

Durch das verlassene Calico rattert sogar eine Retro-Bahn

Ghost Town Calico
Ghost Town Calico hat noch bis heute eine Adresse

Eine der amerikanischen Geisterstädte erfreut sich bis in die Gegenwart einer Adresse: 36600 Ghost Town Road in Calico. Dieser verlassene Ort ist mit einer kurzen Phase eines erfolgreichen Silberbergbaus verbunden. Zwölf Jahre lang trotzten hier die Arbeiter den unmenschlichen Hitzegraden in der kalifornischen Mojave-Wüste. Als die Erträge der Mine immer mehr schmolzen, gaben die Einwohner ihr Domizil auf. Heute ist dieser Ort touristisch erschlossen. Hier rattert sogar eine Retro-Bahn durch die Landschaft, und es gibt Führer, die recht gruselige Geschichten zum Besten geben.

Rhyolite leistete sich ein Elektrizitätswerk und ein Opernhaus

 

Ghost Town Rhyolite
Nimbus als Ghost Town: Rhyolite

Nevada war im frühen 20. Jahrhundert so etwas wie eine Endstation Sehnsucht für unzählige Menschen, die auf kargem Boden nach Gold suchten. Rhyolite hat sich über nunmehr fast hundert Jahren seinen Nimbus als Ghost Town bewahrt. Sieben Jahre lang dauerte der Goldrausch, nachdem man am 4. August 1904 im „Bullfrog Mining District“ fündig wurde.

Unweit von Las Vegas und dem Death Valley wurde binnen kürzester Zeit eine Stadt für zehntausend Bewohner errichtet. Es gab ein Elektrizitätswerk, fast zwei Dutzend Hotels, fünfzig Saloons, ein Hospital und sogar ein Opernhaus. Doch wer davon ausging, dies alles für die Ewigkeit zu bauen, der irrte sich. 1911 schloss dann auch noch das Postamt.

Shakespeare Ghost Town: Eine Raststätte für Soldaten im amerikanischen Bürgerkrieg

Eine dieser amerikanischen Geisterstädte befindet sich heute in Privatbesitz und trägt einen besonderen Namen: Shakespeare Ghost Town. Zwar wurde hier, in New Mexico, um 1870 herum auch Silber gefunden, doch da war der kleine Ort bereits eine wichtige Station und Raststätte.

Weil es in der Nachbarschaft eine Wasserquelle gab, tränkten hier bereits im amerikanischen Bürgerkrieg die Soldaten ihre Pferde. Später war dies ein Stopp auf einer Route für Kutschen. 1935 kaufte die Familie Hill den nach dem Eisenbahnbau verwaisten Ort und errichtete eine Ranch. Nun ist Shakespeare ein historisches Nationaldenkmal.

Grafton: Überschwemmungen des Virgin River vertrieben die Menschen

Ghost Town Grafton
Ghost Town Grafton in Utah

Wer sich der kleinen Geisterstadt Grafton nähert, der muss sich unweit des Zion Nationalparks in Utah über eine ungeteerte Straße quälen. Allerdings erreicht man bereits nach gut Kilometern den verlassenen Ort mit seinem Friedhof und der alten Kirche, die in besseren Zeiten auch als Schule diente. Fünf Familien hatten sich hier im Jahr 1859 am Virgin River angesiedelt – ein Vierteljahrhundert später waren dort bereits 168 Menschen registriert. Bis 1919 wurden in der Schule Kinder unterrichtet, doch als der Virgin River über die Ufer trat und auch den Ort in Mitleidenschaft zog, verschwanden die letzten Bewohner.

Goldfield – Showveranstaltungen mit dem Flair des Wilden Westens

Ghost Town Goldfield
Ghost Town Goldfield

Zu Füßen der Superstition Mountains an der Mammoth Main Road beim Apache Trail können Besucher die Hinterlassenschaften von Goldfield besichtigen. Der Ort befindet sich sechzig Kilometer östlich von Phönix und war für mehr als zehn Jahre eine blühende Gemeinde mit einem Postamt, einer Schmiede, einer Kirche und einer Brauerei. Zu den historischen Ruinen dieser Geisterstadt zählt aber auch ein Bordell. Heute kann man hier Showveranstaltungen mit Wild-West-Flair beiwohnen.

St. Elmo: Gold und Silber im Herzen der Sawatch Range bei Buena Vista

St. Elmo, das in Amerika einst als Forest City verzeichnet war, ist eine Besonderheit unter den Ghost Towns der Vereinigten Staaten. Denn hier haben Menschen neben den historischen Stätten längst vergangener Zeiten noch immer ihren ständigen Wohnsitz. An den Ufern des rauschenden Bergflusses Chalk Creek besuchen zahlreiche Touristen die alten Bergbaustraßen im Chaffee County/Colorado. Der Ort befindet sich im Herzen der Sawatch Range bei Buena Vista, galt als Fundort für Gold und Silber und hielt Einzug ins National Register of Historic Places. Das einst bei einem Brand zerstörte Rathaus soll aufgebaut werden.

Die Quecksilber-Mine in Terlingua meldete Konkurs an

Terlingua – diese Szenerie schaut aus, als sei sie soeben von einem Filmteam verlassen worden

Friedhof in der Ghost Town Terlingua
Friedhof in der Ghost Town Terlingua

Die verlassene Bergbaustadt, der eines Tages das Geld ausging, liegt malerisch im Mittleren Westen des Bundesstaates Texas unweit des Rio Grande. Dort wurde Quecksilber gefunden, doch als die Chisos Mining Company 1942 Konkurs anmeldete, wurde der Ort zur Geisterstadt. Geblieben sind verfallene Gebäude, einige rostige Autos und große Geschichten. Ein anderes Schicksal ereilte Cahaba im Zentrum Alabamas. Dort verabschiedeten sich die Einwohner, weil ihnen das feuchte Klima nicht mehr bekam.

Der letzte Zug verließ 1938 die heutige Geisterstadt Kennecott

Auch im hohen Norden der USA, im Bundesstaat Alaska, befindet sich eine sehenswerte Geisterstadt. Kennecott liegt nördlich von Valdez im Wrangell-St.-Elias-Nationalpark und war einst der Mittelpunkt eines florierenden Kupferbergwerks. Doch in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ging die Rendite immer mehr zurück und am 10. November 1938 verließ der letzte Zug den Ort. Teile von Kennecott wurden abgerissen, doch was stehenblieb, ist nunmehr zu besichtigen.

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