Swing States

Die großen Unbekannten bei den Wahlen zum Präsidenten

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Vom Swing – oder zu deutsch von der „Schaukel“ – lieh sich die Politik bei den Wahlen zur Präsidentschaft einen Begriff, der die Besonderheit der amerikanischen Politik kennzeichnet. Das Votum der Swing States hat nicht selten Staatsoberhäupter in ihr wichtiges Amt gehievt. Die Swing States unter den fünfzig Staaten der USA sind hin und wieder das Zünglein an der Waage, und es sind nicht nur die Kandidaten, die dem Stimmenanteil in diesen Bundesstaaten mit großer Spannung entgegen blicken.

Vom Swing sagt man, dies sei die populärste Stilrichtung, die die Geschichte des Jazz jemals hervorbrachte. Er hat afro-amerikanische Wurzeln und war in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts insbesondere in den Südstaaten der USA überaus beliebt. Es waren die großen Orchester, die von New Orleans aus den Swing in alle Welt trug.

Was sind Swing States?

Zu einem eher rustikalen Vokabular greifen die Beobachter der amerikanischen Präsidentschaftswahlen, wenn sie die Swing States meinen und dabei von den „Schlachtfeld-Staaten“ sprechen. Denn überall dort, wo sich die Kandidaten im Streit um das höchste Amt im Staat nicht sicher sein können, ob sie die Sympathien der Wähler genießen, kann sich alles entscheiden. Als Swing States werden also Bundesstaaten bezeichnet, bei denen das Wahlergebnis zwischen Republikanern und Demokraten auf der Kippe steht.

Und so gehen Republikaner und Demokraten beim langen und teuren amerikanischen Wahlkampf vor allem dort in die Vollen, wo die Wechselwähler ihre Stimmen abgeben. Denn in den Swing States werden traditionell Sieger geboren aber auch Verlierer abgestraft.

Warum sind die Swing States so wichtig?

Die Swing States sind bei den Wahlen des Präsidenten und des Kongresses vor allem deshalb von so eminenter Bedeutung, weil sie so etwas wie ein Stimmen-Gegengewicht zu jenen Bundesstaaten bilden, von denen die jeweiligen Parteien überzeugt sind, dass sie dort gewinnen werden.

Illustration Republikaner - Demokraten
Illustration Republikaner – Demokraten

Von den Republikanern weiß man, dass sie in den vergangenen Jahrzehnten überall dort dominierten, wo sie konservative Wähler erwarten durften. Dagegen hatten die Demokraten ihr Stimmenpotential in den Staaten wie Kalifornien, wo sich die Einwohner in liberalen Strukturen wohl fühlen und in diesem Sinne ihr Leben gestalten.

Dabei muss man wissen, dass der Präsident nicht direkt von seinem Volk gewählt wird sondern von einer Versammlung der Wahlmänner. Wer ein Bundesland gewinnt, stellt – nach seiner Größe – alle Wahlmänner nach dem sogenannten „Winner takes all“-Prinzip.

Welche Bundesstaaten gelten 2020 als Swing States?

Das Buhlen um die Gunst der Wackelkandidaten

Von den fünfzig amerikanischen Bundesstaaten sind knapp vierzig mehr oder weniger „vergeben“. Dort erwarten die Parteien keine Überraschungen. Und darum buhlen die Bewerber besonders intensiv um die Stimmen der Swing States und damit um die Gunst der Wackelkandidaten. Dort finden die meisten Wahlkampf-Auftritte statt, und zu denen fließt ein großer Teil der zur Verfügung stehenden Wahlkampfmittel.

Als Staaten, in denen der Wahlausgang nicht unbedingt vorhersehbar ist, gelten bislang folgende Regionen der Vereinigten Staaten: Colorado, Florida, Iowa, Michigan, Nevada, New Hampshire, North Carolina, Ohio, Pennsylvania, Virginia und Wisconsin.

Der Staat Ohio – ein Mikrokosmos der USA

Um als Präsident gewählt zu werden, muss nach dem amerikanischen Wahlrecht ein Kandidat 270 der 538 Wahlmänner auf sich vereinen. Nicht das Gesamt-Volumen der abgegebenen Stimmen ist bei der Wahl entscheidend sondern der Sieg in den diversen Staaten.

Einige Bundesstaaten stehen dabei in besonderem Maße im Fokus des allgemeinen Interesses. Zu denen gehört in der Vergangenheit unter anderem Ohio, das zwar nur 11,5 Millionen Einwohner zählt, doch von dieser Region sagt man, sie sei eine Art Mikrokosmos der Vereinigten Staaten, weil es dort eine Mixtura aus ländlich strukturierten Gebieten und einigen Städten gibt.

Es heißt, dass jener Kandidat ins Weiße Haus einzieht, der Ohio gewinnt. John F. Kennedy war der letzte amerikanische Präsident, der trotz seiner Niederlage in Ohio die Wahl letztlich doch für sich entscheiden konnte.

Welche Swing States sind die wichtigsten?

Medien und Prognosen beeinflussen die Wahl

Ohio ist traditionell bei den Wahlen zum Staatsoberhaupt der USA besonders umkämpft. Ein Signal geht aber auch von dem Sunshine-State der Vereinigten Staaten aus, denn Florida schickt immerhin 28 Wahlmänner ins Rennen. Neben Florida spielten North Carolina, Michigan und Pennsylvania eine wichtige Rolle.

Beeinflusst wird die Meinung der Wähler zweifellos durch die amerikanischen Medien und durch die dort veröffentlichten Prognosen. Dabei blicken alle Beobachter auf den Trend der Swing Staates.

Hillary Clinton
Hillary Clinton

Bei der Präsidentschaftswahl des Jahres 2016 gewann Hillary Clinton zwar die Stimmen des Wahlkollegiums in den Bundesstaaten Nevada, Colorado, New Hampshire und Virginia, doch da ihr Rivale Donald Trump die bevölkerungsreicheren Staaten Florida, Iowa, North Carolina, Ohio, Pennsylvania, Wisconsin und Michigan für sich entschied, konnte er 114 Stimmen der Swing States auf sich vereinen.

Alle blicken auf die sogenannten „Purple States“

Die Hochburgen der jeweilen Parteien erhielten in der amerikanischen Landschaft die Bezeichnung als rote oder als blaue Staaten. Die Swing States werden im übrigen als „Purple States“ (lila Staaten) benannt, weil sich hier die Tendenzen vor den Wahlen nicht als „rot“ und nicht als „blau“ abzeichnen.

Darum spricht man in Ohio, wo sich traditionell sehr viele Wechselwähler zu den Urnen und Wahlmaschinen begeben, auch vom „Toss-up-State“. Damit verstehen die Einwohner der USA einen Bundesstaat, wo ein Münzwurf die Entscheidung bringen könnte.

Wenn die Wahlkampf-Manager ihrem Kandidaten nahelegen, in einem dieser Swing States besonders aktiv zu werden, treten die Bewerber um das höchste Amt des Staates in einer Stadt an einem Tag zuweilen auch zweimal auf. Darum blicken alle Amerikaner schon vor den Wahlen zu den „Purple States“.

Die Vorwahlen am „Super Tuesday“

Der Tag der Vorwahlen zur Präsidentenwahl ist im amerikanischen Sprachgebrauch der „Super Tuesday“. Das ist jeweils ein Dienstag im Februar oder März des Wahljahres. Dabei werden in zahlreichen Bundesstaaten Vorwahlen mit dem Ziel abgehalten, die Delegierten für die Präsidentschaftswahl zu ermitteln.

Die Partei, die an diesem Tag ein überzeugendes Ergebnis einfährt, hat bei der anstehenden entscheidenden Wahl gute Karten, um im Electoral College, dem Wahlmännerkollegium, über ein möglichst großes Stimmenpaket verfügen zu können.

Wird Texas für die Republikaner in 2020 zum Albtraum?

Im Jahr 2020 wird zum 59. Mal in den Vereinigten Staaten ein Präsident gewählt. Dabei spielen im November die klassischen Swing States weiterhin eine große Rolle. Ohio wurde allerdings von den Experten inzwischen aus dieser Liste gestrichen.

Illustration Texas
Illustration Texas

Dagegen könnte Texas künftig bei Wahlen zu einem der Schlüsselstaaten werden, weil es sich abzeichnet, dass sich dort die Republikaner und Demokraten ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern.

Ein Verlust dieses an Wahlmänner-Stimmen reichen Bundesstaates wäre für die „Grand Old Party“ der Republikaner allerdings ein Albtraum und würde die Erfolgschancen bei der Präsidentenwahl vermutlich entscheidend schmälern. So oder so ist der Ausgang des Votums der Swing States bei jeder Präsidentenwahl von größter Bedeutung.

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