San Francisco – Geschichte

San Francisco und seine wechselvolle Geschichte

Erdbeben 1906 in Kalifornien
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Die Geschichte von San Francisco bietet jede Menge spannende Informationen, die es zu entdecken gilt. San Francisco steht für die Golden Gate Bridge, über vierzig Hügel verlaufende Straßen, Silicon Valley, Goldrausch und Erdbeben. In diesem Beitrag wollen wir euch die Geschichte der Stadt am Pazifik näher bringen.

Die Zeit der Entdeckung war beschwerlich

Die Geschichte von San Francisco beginnt im Prinzip bereits im 17. Jahrhundert. Während die Ostküste der heutigen USA durch die ersten europäischen Pilgerväter entdeckt und schnell zur britischen Kolonie wurde, war der Westen dieses weitläufigen Landes komplett unbekannt. Diese Tatsache war in erster Linie darauf zurückzuführen, dass alle jenseits der heutigen Ostküstenstaaten befindlichen Landstriche schlicht unerreichbar waren.

Zu berücksichtigen ist, dass es zum Zeitpunkt der ersten Kolonialisierung Nordamerikas noch keine Transportmöglichkeiten wie die Eisenbahn gab. Bereits alle im heutigen mittleren Westen liegenden Landstriche waren mit normalen Transportmitteln wie Pferd und Kutsche einfach zu unwegsam und zudem komplett unerforscht. Lediglich Büffel und Ureinwohner lebten in diesen unendlichen Weiten. Jeder „zivilisierte“ Mensch war in diesen unendlichen Weiten von Bergen, Steppen und Wüsten verloren. Selbst bis Mitte des 19. Jahrhunderts war der Weg nach Westen so beschwerlich, dass er kaum zu bewältigen war.

Obwohl das Land mittlerweile recht gut erforscht war, waren Reisen nach Westen körperlich und bedingt durch die Wetterextreme so herausfordernd, dass sie nicht selten zahlreiche Todesopfer forderten. Daher blieb der westliche Teil Nordamerikas lange Zeit unentdeckt. Die ersten Expeditionen in die Gebiete des heutigen San Franciscos und Los Angeles wurden erst 1769 durch spanische Entdecker berücksichtigt, die bis dahin schon weite Teile Mexikos und Südamerikas kolonialisiert hatten.

Von dort aus war der Weg weniger beschwerlich als von der Ostküste aus. Selbst renommierte Forscher und Seefahrer wie Francis Drake hatten es zuvor verpasst, diesen Landstrich für sich einzunehmen. Insbesondere im Gebiet um die Bucht von San Francisco herrschten bereits damals ähnlich nachteilige Wetterphänomene wie heute, nämlich ausgeprägter Nebel, der eine exakte Navigation erschwerte. Daher ließen einige Seefahrer diesen Teil Nordamerikas erst einmal unberücksichtigt.

San Francisco Panorama mit morgendlichem Nebel
San Francisco Panorama mit morgendlichem Nebel, by Dschwen and Brocken Inaglory / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)

Während sich die Briten neben den Ostküstenstaaten auch auf das Gebiet des heutigen Kanadas konzentrierten, etablierten sich die Russen in Alaska. Ihr Gebiet reichte jedoch bis zur Pazifikküste zum Grand Valley herunter, während die Missionsstation und ihre unmittelbare Umgebung jedoch spanisches Hoheitsgebiet blieben.

Kalifornien gehört erst zu Mexiko, dann zu den USA

1821 fielen das gesamte Gebiet Kaliforniens und damit auch San Francisco an Mexiko. Dies hatte wesentlichen Einfluss auf die Geschichte von San Francisco. Erst 1835 wurden San Francisco und das umliegende Gebiet durch den Engländer William Richardson erschlossen, der hier eine Missionsstation eröffnete. Er legte erste Straßen und damit eine Infrastruktur an, die sich für eine weitere Besiedlung eignete.

Die ersten Siedler zeigten sich unter den verbesserten Bedingungen willig, sich auf diesem Missionsgebiet niederzulassen. Der Name der Stadt lautete Yerba Buena, was übersetzt „schöne Kräuter“ heißt. Dieser erste Ort der Besiedlung befand sich auf dem heutigen Gebiet des Portsmouth Square in Chinatown in San Francisco. Daran lässt sich erahnen, wie klein San Francisco ursprünglich einmal gewesen ist.

Im Laufe der Geschichte von San Francisco entwickelte sich das neu gegründete Siedlungsgebiet vergleichsweise schnell. Immer mehr Menschen siedelten sich hier an, auch viele Seefahrer, die mit den Schiffen über den Pazifik hierher kamen, blieben in diesem Ort hängen.

Yerba Buena wird zu San Francisco

Kalifornien gehörte jedoch nach wie vor zu Mexiko. Diese Gebietszugehörigkeit änderte sich erst mit dem amerikanisch-mexikanischen Krieg, denn die Nordamerikaner für sich entscheiden konnten. 1846 musste Mexiko Kalifornien an die noch recht jungen Vereinigten Staaten von Amerika abtreten. Die Geschichte von San Francisco nahm ihren Lauf. 1847 wurde Yerba Buena in San Francisco umbenannt.

1849 machten Nachrichten über erste Goldfunde bei Sutters Mühle die Runde. Da es bereits erste Telegrafenverbindungen gab, erreichten diese außergewöhnlichen Neuigkeiten selbst die Menschen an der Ostküste vergleichsweise schnell. Die ersten Goldfunde entwickelten sich zu einem regelrechten Goldrausch, was zur Folge hatte, dass Menschen aus allen Himmelsrichtungen in das neue amerikanische Kalifornien drangen. Jeder wollte möglichst schnell durch Goldfunde reich werden. In den Flussgegenden wurde das ganze Land regelrecht nach Gold durchsiebt.

Allerdings erfüllten sich nur die Träume der wenigsten Goldgräber, denn schnell war das Land mit Goldsuchern derartig überfüllt, dass nur wenig für alle übrig blieb. Nicht selten wurden ganze Lebensträume und Existenzen vernichtet und anstatt in Reichtum endeten viele Goldsucher in Armut oder in bescheidener Existenz. Allerdings gab es auch viele Menschen mit Ideenreichtum und Geschäftssinn. Sie bauten in San Francisco und in weiteren Städten ganze Geschäfte auf, die Waren für den täglichen Bedarf der Siedler und Goldsucher anboten. Da immer mehr Menschen sich im Zuge des Goldrausches hier ansiedelten, wurden nicht wenige der Geschäftsinhaber reich, und zwar ohne Gold.

Eine rasante Stadtentwicklung

Immer mehr Siedlungen und Goldgräberstädte schossen wie die Pilze aus dem Boden. Viele von ihnen unter den primitivsten Bedingungen, die nicht einmal feste Holzhäuser hatten, sondern lediglich aus sogenannten Zeltstädten bestanden. Aber auch unter diesen wenig komfortablen Bedingungen mussten die Menschen mit den Dingen des täglichen Bedarfs verpflegt werden. So verbesserte sich die Infrastruktur in und um San Francisco zusehends.

Mit dem Bau der Eisenbahn und der Ausweitung der Telegrafennetze ergab sich erneut eine Wendung in der Geschichte von San Francisco. Schnell war die wachsende Stadt und das gesamte Gebiet Kaliforniens auch für Menschen aus den anderen Landesteilen recht gut erreichbar. Daher blieb der Zuzug auch nach dem Ende des Goldrauschs Mitte des 19. Jahrhunderts konstant hoch.

1850 erfolgte der Beitritt Kaliforniens zu den Vereinigten Staaten von Amerika und San Francisco erhielt die Stadtrechte. Mit dem Bau der Eisenbahn wurden zahlreiche Arbeiter angeworben, die die Einwohnerzahlen in und um San Francisco zusätzlich in die Höhe trieben. Über den Pazifik kamen viele Chinesen mit den Schiffen, die sich als billige Lohnkräfte anheuern ließen. Sie galten als anspruchslos und fleißig. Schon bald gründeten sie ihre eigen Stadtteil Chinatown, da eine Integration in die amerikanische Gesellschaft kaum möglich war.

Blick über San Francisco im Jahr 1853
Blick über San Francisco im Jahr 1853, by http://www.daguerre.org/gallery/oakland/5ca.html / Public domain

Diese Tatsache war jedoch nicht auf die Unwilligkeit der neuen chinesischen Einwohner zurückzuführen, sondern vielmehr auf das Konkurrenzdenken der amerikanischen Arbeiter, die

Dragon Gate - Eingang Chinatown San Francisco
Dragon Gate – Eingang Chinatown San Francisco, by chensiyuan / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)

um ihre Jobmöglichkeiten fürchteten. Die fleißigen Chinesen erbauten schon bald einen ganzen, durch die typische chinesische Architektur geprägten Stadtteil, der viele Jahrzehnte alleine darauf ausgelegt war, seinen Einwohnern zu dienen. Trotz der raschen Entwicklung der Infrastruktur und der erfreulichen Zuzugszahlen brachte dieses schnelle Wachstum jedoch auch Nachteile mit sich.

Das explosionsartige Bevölkerungswachstum brachte die bestehende Infrastruktur schnell an ihre Grenzen, die öffentliche Ordnung kam nicht selten zum Erliegen und Kriminalität breitete sich aus. Auch die hygienischen Bedingungen waren nicht gerade die besten und so fielen zahlreiche Einwohner San Franciscos, allen voran die in Chinatown, 1855 einer Cholera-Epidemie zu Opfer.

Damit stand die Stadt vor denselben Problemen, denen sich auch andere schnell wachsende Städte in Nordamerika und Europa gegenübersahen. Die Aufgabe der Stadtverantwortlichen bestand darin, einen nachhaltigen Entwicklungsplan zu schaffen, der dem Fortschritt und den damit wachsenden Bedürfnissen der Bewohner gerecht wurde. Während der Amtszeit von Bürgermeister James D. Phelan änderte sich ab 1896 das Stadtbild. Er investierte in die Infrastruktur und ließ zivile Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäuser, Entwässerungssysteme und Stadtparks einrichten.

Eine Stadt, zwei Katastrophen: Pest und Erdbeben

Trotz dieser fortschreitenden Zivilisation konnte der Ausbruch der Pest, eigentlich eine vermeintlich ausgerottete Krankheit der letzten Jahrhunderte, im Jahr 1900 nicht verhindert werden. Diese Katastrophe führte zu veränderten Vorschriften der Begräbniskultur. Friedhöfe und Gräber waren jetzt nicht mehr innerhalb der Stadtgrenzen erlaubt, sondern wurden in das weitgehend unerschlossene Gebiet von Colma in der Nähe San Franciscos verlegt. Heute zählt dieser Landstrich ungefähr 1.500 Einwohner aber 1,5 Millionen Gräber.

Zerstörtes San Francisco nach Erdbeben
Zerstörtes San Francisco nach Erdbeben

Es sollte nicht lange bis zur nächsten Katastrophe dauern. 1906 erschütterte das sogenannte Große Erdbeben die Stadt und legte ungefähr achtzig Prozent der Infrastruktur in Schutt und Asche. Noch schwerer als das Erdbeben selbst wirkten sich jedoch die Begleiterscheinungen aus. Ganze Straßenzüge wurden aufgerissen und mit Wasser überflutet. Einstürzende Gebäude und die Wassermassen legten Gasleitungen frei, die sich entzündeten und zum bisher größten Stadtbrand San Franciscos führten. Während die einen der Stadt entmutigt den Rücken kehrten, begannen die anderen mit dem ambitionierten Wiederaufbau, der schnell Form annahm und das ehemalige Stadtbild weitgehend erhielt. Auf Bürgermeister James D. Phelan geht die Stadtplanung nach Vorbild der Stadt Paris zurück.

Erste diesbezügliche Planungen waren bereits verwirklicht worden, durch das Erdbeben jedoch zunichte gemacht. Auch mit dem Wiederaufbau wollte man auf dieses Stadtbild nicht verzichten und beauftragte den französischen Architekten Georgès-Eugene Hausman, eben jene Pläne in die Realität umzusetzen. Erweiterte Ein- und Ausfallstraßen nach französischem Vorbild hätten jedoch große Einschnitte in die Eigentumsrechte von Grundstücksbesitzern bedeutet, die sich so nicht durchsetzen ließen. Daher waren diese Pläne nicht realisierbar.

Andere Projekte des Architekten wie die unter der Market Street hindurchführende U-Bahn sowie die besucherfreundliche Neugestaltung des Stadtteils Fisherman’s Wharf und des Gebietes rund um den auf dem Telegraph Hill befindlichen Coit Tower konnten jedoch wie geplant umgesetzt werden. 1907 und 1908 wurde die Stadtverwaltung durch mehrere Bestechungsskandale im Bereich der öffentlichen Vergabe von Bauprojekten erschüttert. Die Karrieren zwei Bürgermeister endeten 1915 im Gefängnis.

Neuanfang seit 1915: das Tor zum Pazifik

1915 konnte sich die neu aufgebaute Stadt auf Panama-Pacific Exposition präsentieren, die offiziell anlässlich der Einweihung des Panamakanals stattfand. Die Stadtväter wollten dem internationalen Publikum jedoch beweisen, welches Potenzial das neu aufgebaute San Francisco nach dem Erdbeben mit mehr als 3.000 Toten zu bieten hatte. Für diese Ausstellung wurden sämtliche hier befindlichen Gebäude abgerissen und anschließend der Marina District errichtet. In den 1936 wurde die Oakland Bay Bridge und ein Jahr später die Golden Gate Bridge errichtet. Beide Brücken verbinden die Halbinsel vor San Francisco mit dem Festland und führen so sicher über die häufig von Nebel verhangene Bay vor der Stadt.

Golden Gate Bridge USA
Golden Gate Bridge in der Bucht von San Francisco.

Aufgrund der geografischen Lage wird der Hafen von San Francisco auch als Tor zum Pazifik bezeichnet. Während des Zweiten Weltkrieges war dieser Hafen einer der Hauptstützpunkte für Einsätze im Pazifik. Hier wurden ferner zahlreiche Kriegsschiffe gebaut und tausende Tonnen Waren und Kriegsgerät eingeschifft. Das 1932 eröffnete War Memorial House wurde zum Schauplatz wichtiger Vertragsabschlüsse aus den verschiedensten Bereichen.

Das wichtigste Ereignis war jedoch die Konferenz zur Gründung der Vereinten Nationen unmittelbar nach Kriegsende 1945. Die Charta der Nationen wurde am 26. Juni 1945 verabschiedet. Obwohl der Krieg mit Japan waffentechnisch bereits am 1. September 1945 beendet war, erfolgte das formelle Kriegsende erst sechs Jahre später mit dem Friedensvertrag von San Francisco. In der Nachkriegszeit ließen sich hier viele ehemalige Soldaten nieder und prägten die Neuentwicklung verschiedener Stadtgebiete. Diese Entwicklung gestaltete sich recht unterschiedlich.

Cable Cars am Union Square von San Francisco
Cable Cars am Union Square von San Francisco, by Mariordo (Mario Roberto Durán Ortiz) [CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)]
Prägend für das Stadtbild sind die über vierzig Hügel verlaufenden Straßen, die bunten Cable Cars, die Golden Gate Bridge und die Vielfalt unterschiedlicher Nationen. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich San Francisco schnell zu einer liberalen Enklave, denn von hier aus eroberte nicht nur die Hippie, sondern auch die Homosexuellen-Bewegung die Welt.

Dass sich hier zahlreiche Homosexuelle ansiedelten, lag vor allem daran, dass die US-Armee nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sämtliche Soldaten mit gleichgeschlechtlicher sexueller Neigung unehrenhaft aus dem Militärdienst entließ, die sich aufgrund der linksgerichteten politischen Ausrichtung in San Francisco ansiedelten.

Stadtgebiete in der Geschichte von San Francisco

Das Stadtviertel Haight Ashbury war das internationale Zentrum der Flower-Power-Bewegung Ende der 1960er-Jahre. Das Stadtviertel Union Square wurde zur Jahrtausendwende neugestaltet und zu einem eleganten Shopping- Finanzzentrum mit Wohlfühlcharakter umgestaltet. Fisherman’s Wharf ist das stark historische geprägte ehemalige Fischereiviertel mit dem bekannten Pier 39 und den nicht minder berühmten Seelöwen direkt am Pazifik. Nob Hill und Russian Hill ist ein zusammengefasstes elegantes Wohnviertel.

Im Viertel Golden Gate befinden sich die Marina und Presidio Hights. Im Bereich The Avenue gelangt man zum Golden Gate Park sowie die stark chinesischen geprägten Viertel im Norden und Süden wie Richmond und Sunset. Chinatown ist dagegen ein extra ausgewiesenes Stadtviertel. Seit Ende der 1970er-Jahre hat San Francisco eine starke Modernisierung erfahren, und zwar nicht alleine zum Vorteil, denn im Zuge der vermehrten Ansiedlung von Konzernen und Unternehmen in einigen Stadtteilen und Industriegebieten sind die Immobilienpreise und Mieten in die Höhe geschossen.

Seelöwen am Pier 39
Seelöwen am Pier 39

Gentrifizierung und Hochtechnologiestandort

Durch die starke Urbanisierung und „Manhattanisierung“ (vermehrter Bau von Wolkenkratzern) wurden einige traditionelle Stadtbilder so stark verändert, dass sich die meisten Menschen ein Leben in der Innenstadt kaum noch leisten können.

Mit dem Beginn des sogenannten Dot.com-Booms, der die Ansiedlung und Entwicklung rund um das Silicon Valley mit seinen Hochtechnologie-Einrichtungen beschreibt, setzte eine Spezialisierung und Modernisierung ein, die ein durchschnittliches Stadtbild kaum noch möglich macht.

San Francisco wird daher häufig auch als kalte und übermoderne Stadt bezeichnet, was nicht ganz unzutreffend ist. Sie verzeichnet den geringsten Anteil von Kindern und Jugendlichen aller größeren US-Städte.

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