Pier 39

Pier 39 in San Francisco ist fest in Seelöwenhand

Pier 39 im Stadtteil Fisherman's Wharf in San Francisco
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Pier 39 ist viel mehr als nur eine Nummer, sondern ein weiteres Wahrzeichen der Stadt San Francisco und Anlaufpunkt der Touristen im Stadtteil Fisherman’s Wharf. Auf gerade mal 300 Metern Länge findet man auf diesem Holzsteg mehr als 100 Geschäfte und 10 Restaurants. Es heißt, die dort errichteten Gebäude bestehen aus den Holzplanken ausrangierter Schiffe.

Seelöwen am Pier 39
Seelöwen am Pier 39

Dieses Stadtviertel hat sich seine Authentizität bewahrt, denn trotz der Ausrichtung auf Touristen hat Fisherman’s Wharf den Charme des ehemaligen Fischerdorfes bewahrt. Ein Touristenmagnet war dieser idyllische Stadtteil jedoch nicht immer. Bis 1970 war Pier 39 lediglich als Anlaufstelle für Frachtschiffe und eine Fischereiflotte interessant. Seit 1990 legen hier auch Kreuzfahrtschiffe. Einheimische Fischerboote bieten Rundfahrten durch die Bay von San Francisco an, oft zum halben Preis der Ausflugsschiffe der großen Redereien.

Der Zufall brachte die Seelöwen nach Pier 39

Ab spätestens 9:30 Uhr ist Fisherman’s Wharf und Pier 39 mit seinen zahlreichen Geschäften, Souvenirläden und Restaurants fest in Touristenhand. Sogar ein Shoppingcenter, das zwar nicht die typisch amerikanischen Ausmaße erreicht, findet man hier. Oft ist die Rede von hohen Preisen und sogar von Touristennepp. Allerdings ist auch bekannt, das überall dort, wo sich viele Touristen befinden, die Preise entsprechend hoch sind. Die größte Attraktion sind allerdings die zahlreichen Seelöwen, die den Pier 39 auch für sich entdeckt haben und sich hier genauso breit machen wie die Touristen, vor denen die Tiere überhaupt keine Angst haben. Ganz im Gegenteil, sie räkeln sich ganz entspannt in der Sonne und lassen es sich gut gehen.

Ihre Anwesenheit ist jedoch einem reinen Zufall zu verdanken, als 1990 ein erster Seelöwe den Pier eroberte. Warum er sich ausgerechnet diesen Platz ausgesucht hat, weiß keiner. Da sich eine Fischerleine um seinen Hals gewickelt hatte, bekam er den Namen „Flea Collar“, „Flohhalsband“. Schon bald setzte der Herdentrieb ein, denn viele weitere Seelöwen folgten ihrem mutigen Vorbild.

Die Seelöwen am Pier 39 heute

Heutzutage leben bis zu 400 Seelöwen rund um Pier 39 und keiner stört sich an ihnen, ganz im Gegenteil, denn die Stadtverantwortlichen haben längst das große Potenzial dieser Kolonie erkannt. Denn mit den Kreuzfahrtschiffen und Seelöwen kamen auch die Touristen nach Fisherman’s Wharf.

Dabei haben die Seelöwen nicht nur angenehme Eigenschaften. Sie sind laut, denn das Bellen ist schon aus weiter Ferne zu hören. Den intensiven Geruch, den sie verbreiten, ist nicht gerade angenehm, was auch auf die Hinterlassenschaften auf Pier 39 zutrifft. Und dennoch stört sich niemand daran, ganz im Gegenteil, die Hafenmeisterei bezeichnet die Seelöwen sogar als Segen, denn sie präsentieren sich den Touristen ganz entspannt und vergnüglich, als wäre Pier 39 ihr natürlicher Lebensraum. So wurden extra für die Seelöwen schwimmende Holzpontons eingerichtet, die sie gerne angenommen haben. Sie räkeln sich in der Sonne und das Ende dieser ungewöhnlichen Hafenbesetzung ist nicht abzusehen.

Pier 39 im Stadtteil Fisherman's Wharf in San Francisco
Pier 39 im Stadtteil Fisherman’s Wharf in San Francisco

Nicht alle teilten die Begeisterung über die Seelöwen

Die Bootseigentümer teilten diese Begeisterung jedoch nicht, denn die Seelöwen versperrten die Zugänge zu den Stegen und ihr Geruch war auch nicht gerade das Beste, was sich die Fischer vorstellen konnten. Außerdem sahen sie in den Seelöwen Konkurrenz um ihre Fischausbeute. Schon bald überlegten sich die Beteiligten abenteuerliche Möglichkeiten, die Seelöwen wieder loszuwerden: Glasstücke auf dem Pier, Elektroschockanlagen oder eine ferngesteuerte Haiattrappe waren im Gespräch. Es nützte alles nichts, die Seelöwen blieben und schon bald siedelten sich die ersten Geschäfte und Restaurants auf dem Ausflugspier an. Diese Entwicklung sprach sich schnell herum und viele Schaulustige kamen, um die Seelöwen zu sehen. Umquartiert wurden letztendlich also nicht die Seelöwen, sondern die Boote und Fischer. Die Holzstege an Pier 39 wurden verstärkt und weitere Docks errichtet.

Großer Pflegeaufwand sorgt für Ärger

Mit den Seelöwen ist ein großer Pflegeaufwand verbunden, denn die Docks, Stege und schwimmenden Holzinseln müssen regelmäßig gereinigt und bei Bedarf repariert werden. Kranke und verletzte Tiere werden im Marine Mammal Center, einer Klinik für Meeressäuger, behandelt.

Der Bestand der Seelöwen hängt von dem Nahrungsangebot ab. Große Fischbestände entlang der Pazifikküste locken viele Seelöwen in die Bucht von San Francisco. Ist das Nahrungsangebot weniger gut, jagen die Seelöwen in anderen Gebieten außerhalb der Bucht im offenen Meer. Dies trifft vor allem in der Winterzeit zu. In der Zeit von Frühjahr bis Herbst dagegen ist das Fischangebot groß, sodass die Tiere keinen Grund sehen, weit hinauszuschwimmen.

Manchmal halten sich hier bis zu 1.700 Seelöwen auf und man fragt sich unweigerlich, wo alle Tiere Platz finden sollen. Sie liegen recht sozial Flosse an Flosse und vertragen sich recht gut. Nur manchmal raufen sie und stoßen sich gegenseitig von den Holzpontons. Verglichen mit den rauen Lebensbedingungen vor der Küste auf Seal Rock lässt es sich auf den schwimmenden Pontons in der Sonne der Bucht recht gut leben. Auch müssen die Seelöwen hier nicht ihre natürlichen Feinde wie Orcas und Haie fürchten.

Jahrmarktatmosphäre auf Pier 39

Pier 39 hat jedoch noch mehr als Seelöwen, Restaurants und Shoppingmöglichkeiten zu bieten. Die Atmosphäre hat auch etwas jahrmarktähnliches, inklusive Fahrgeschäfte und das Aquarium of the Bay, in dem bis zu 20.000 unterschiedliche Arten von Wassertieren heimisch sind. Die Einrichtung erklärt anschaulich das Meeresleben in und um die Bucht von San Francisco und des angrenzenden Pazifiks.

Pier 39 in San Francisco mit Jahrmarktatmosphäre
Pier 39 in San Francisco mit Jahrmarktatmosphäre

Die Restaurants und Fischbuden bieten allerhand hochwertige Delikatessen, aber auch einfache Fischsnacks an. Wer die Atmosphäre des ehemaligen Fischerdorfes erleben möchte, sollte früh morgens vor den Touristen kommen, denn um diese Zeit kaufen die hier ansässigen Restaurantbetreiber ihre Fische und Meeresfrüchte bei den Fischern auf dem Fischmarkt. Krabben, Krebse und Shrimps sind bei den Besuchern von Fisherman’s Wharf besonders beliebt. Eine Spezialität ist die Clam Chowder Soup, eine in einem ausgehöhlten Brotlaib servierte mit Krebsen garnierte Meeresmuschelsuppe.

Fisherman’s Wharf und Pier 39 sind gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wie den Bussen der MUNI-Linie und der Straßenbahn der Linie F zu erreichen. Auf ein eigenes Auto sollten Besucher verzichten, denn das Parken in San Francisco ist mit 5 bis 8 Dollar pro Stunde nicht gerade günstig.

Fisherman’s Wharf mit Pier 39 ist ein familienfreundliches Ausflugsziel, dass sich gut in das Sightseeing-Programm für San Francisco einbinden lässt. Neben Chinatown ist Fisherman’s Wharf das bekannteste Stadtviertel San Francisco, das auch eine gute Ausgangsposition für weitere Ausflüge zu bekannten Sehenswürdigkeiten wie das angrenzende Chinatown und die Golden Gate Bridge bietet. Es macht nicht nur Spaß, die Seelöwen zu beobachten, sondern auch, sich einfach von der lebhaften Atmosphäre begeistern und einfangen zu lassen. Man sollte sich allerdings auf große Menschenmengen einstellen. Diese sind hier zu jeder Tageszeit anzutreffen.

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