Wer war Warren G. Harding?

Zahlreiche Affären auf dem Weg zur Präsidentschaft

Warren G. Harding, by Possibly Lucia A. Weeks [Public domain]
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Dieser amerikanische Präsident war offenbar eine ehrliche Haut. Zumindest lassen etliche Zitate darauf schließen. Warren G. Harding war lediglich zwischen 1921 und 1923 der höchste Repräsentant der Vereinigten Staaten, denn er starb am 2. August 1923 überraschend an den Folgen eines Herzinfarkts. Während seiner kurzen Amtszeit ließ er selten eine Gelegenheit aus, um der Öffentlichkeit mitzuteilen, wie wenig es ihm behagte, Präsident seines Landes zu sein. „Mir steht dieses Amt nicht, und ich hätte es niemals annehmen sollen“, sagte er einmal. Harding war dieser Aufgabe kaum gewachsen, und er ließ häufiger seinen Gefühlen und seiner Abneigung gegenüber seiner Aufgabe freien Lauf. Einmal soll er zu seinen Kabinettsmitgliedern gesagt haben: „Ich hasse diesen Job – er ist die Hölle…“ Allerdings war sein Weg zur Präsidentschaft von etlichen Affären begleitet.

Steckbrief: Warren G. Harding

  • Name: Warren G. Harding
  • Geburtsdatum: 2. November 1865
  • Geburtsort: Blooming Grove, Ohio, Vereinigte Staaten
  • Ehepartnerin: Florence Harding (verh. 1891–1923)
  • Kinder: Elizabeth Ann Blaesing
  • Eltern: Phoebe Elizabeth Harding, George Tryon Harding
  • Sternzeichen: Skorpion
  • Sterbedatum: 2. August 1923
  • Sterbeort: San Francisco, Kalifornien, Vereinigte Staaten

Kindheit und Jugend

Eine Kindheit in der Provinz und eine Mutter, die als Hebamme arbeitete

„Winnie“ nannte ihn seine Mutter Phoebe Elizabeth. Warren G. Harding wurde am 2. November des Jahres 1865 in Corsica, dem heutigen Blooming Grove im Bundesstaat Ohio, geboren. Von der kleinen Gemeinde im Morrow County ist lediglich überliefert, dass es dort seit dem Jahr 1844 ein Postamt gab, das erst 1912 seinen Betrieb einstellte. Warren G. Harding war das älteste von insgesamt acht Kindern des Dr. George Tryon Harding, der an einer Dorfschule nördlich von Mount Gilead wirkte und über medizinische Kenntnisse verfügte. Seine Frau war Hebamme und erhielt in späteren Jahren sogar die Zulassung als Ärztin. Phoebe Harding war eine angesehene Person im County, und ihr Sohn Warren schätzte sie als fürsorgliche Mutter. Als er zehn Jahre alt war, zog seine Familie nach Caledonia im Marion County. Dort hatte sein Vater die lokale Wochenzeitung „The Argus“ erworben. Für Warren begann von nun an ein abwechslungsreiches Leben auf der Farm seiner Eltern. In einem Bach lernte er das Schwimmen, und er musizierte in der Dorf-Kapelle.

Ausbildung und Studium

Der Kauf der Zeitung „Marion Daily Star“ kostete dreihundert Dollar

Die kleine Schule in Caledonia verfügte lediglich über einen Klassenraum. Hier lernte Warren G. Harding gemeinsam mit seinen jüngeren Geschwistern lesen und schreiben. Durch die Tätigkeit seines Vaters als Verleger erwarb er sich nebenbei die Grundkenntnisse des Zeitungsgeschäfts. Das kam ihm zugute, als er zum Ohio Central College nach Iberia wechselte, denn während seiner Studentenzeit arbeitete er dort für die Zeitschrift „Union Register“ in Mount Gilead. Außerdem war er Herausgeber der Campus-Zeitung. Nach seinem College-Abschluss wandelte er weiter auf den Spuren seines Vaters. Er schrieb Berichte für ein örtliches Blatt, das aber nur eine geringe Auflage hatte. Mit zwei Freunden gelang es ihm im Jahr 1884, dreihundert Dollar aufzutreiben und die Zeitung „Marion Daily Star“ zu erwerben. In den darauffolgenden fünf Jahren stellten sich allerdings nur geringe Erfolge ein. Für die Jung-Verleger hielt sich der wirtschaftliche Aufschwung in bescheidenen Grenzen.

Sympathien für die Politik und ein Zeitungsjunge namens Thomas

Eines Tages entschloss sich Warren G. Harding zu einer besonderen Maßnahme. Er verabschiedete sich von der Mehrzahl seiner Redakteure. Fast gleichzeitig entdeckte er seine Sympathien für die Politik und unterstützte die Republikaner in seiner kleinen Stadt. Doch in Marion befand er sich mit seinen lokalpatriotischen Vorstellungen nicht immer auf einer Wellenlänge mit den Republikanern. Und so konzentrierte sich Harding zunächst einmal auf das wirtschaftliche Wohlergehen seiner Zeitung und war eines Tages in der Lage, sich mit dem Konkurrenzblatt „Marion Independent“ zu messen. Was ihm nicht nur freundliche Kritiken einbrachten, denn Amos Kling, ein als Immobilien-Spekulant bekannter Verleger, drohte ihm Vergeltung an. Harding blieb ruhig, gewann in der Stadt Marion an Profil und überholte die Konkurrenz. Einer seiner Zeitungsjungen war ein gewisser Norman Thomas, der viele Jahre später einer der bekanntesten amerikanischen Journalisten und Führer der Sozialisten in New York City werden sollte. Seine Partei nominierte Thomas nicht weniger als sechsmal zu ihrem Präsidentschafts-Kandidaten.

Ehe und Kinder

Warrens Frau brachte einen zehnjährigen Sohn mit in ihre zweite Ehe

Warren G. Harding, by unattributed [Public domain]
Warren G. Harding, by unattributed [Public domain]
Die juristischen Auseinandersetzungen und der Kampf um die Vorherrschaft auf dem Zeitungsmarkt in Marion hatten die Konstitution des Warren G. Harding angegriffen. Er war erst 24 Jahre alt und litt doch schon unter Erschöpfungszuständen und unter psychischen Problemen. Zur Erholung und Wiederherstellung seiner Gesundheit begab er sich für eine längere Zeit in ein Sanatorium in Battle Creek im Bundesstaat Michigan. Zwei Jahre später heiratete er die einige Jahre ältere Florence Mabel Kling DeWolf. Sie brachte einen zehnjährigen Sohn aus einer gescheiterten früheren Ehe mit. Aber auch ein beträchtliches Vermögen, denn sie stammte aus einer reichen Familie. Ihr Vater war jener Amos Kling, mit dem sich Harding einige Jahre zuvor heftige verbale Streitigkeiten geliefert hatte. Als dieser von den Heiratsabsichten seiner einzigen Tochter Kenntnis bekam, verstieß er sie aus seiner Familie. Er verbot seiner Frau die Teilnahme an den Hochzeitsfeierlichkeiten und wechselte mit seiner Tochter und seinem Schwiegersohn acht Jahre lang kein einziges Wort.

Florence Harding: Eine ehrgeizige Vertriebsleiterin des „Daily Star“

Warrens Ehe mit seiner Frau Florence blieb kinderlos. Als „Mrs. Harding“ übernahm sie nach ihrer Hochzeit die Vertriebsabteilung des „Marion Daily Star“ und trug dazu bei, dass dieses Blatt mehr und mehr profitabel war. Die spätere First Lady der Vereinigten Staaten, von ihrem Mann stets „Flossie“ genannt, war eine starke Persönlichkeit, geschäftstüchtig und überaus ehrgeizig. Chronisten wollen ermittelt haben, dass sie in diesen Jahren auch schon mal einem Zeitungsjungen eine Ohrfeige verpasste, wenn dieser seinen Job vernachlässigte. Ein Freund der Familie soll einmal gesagt haben: „Als Vertriebsleiterin der Zeitung ist ihr kein einziger Cent entgangen.“ Die Entwicklung der Zeitung gab ihr Recht, und sie war wohl die entscheidende Kraft, als Warren G. Harding schließlich ein erstes politisches Amt antrat. 1899 wurde der Verleger in den Senat von Ohio gewählt und wurde zwischen 1903 und 1905 Vize-Gouverneur dieses Staates. Allerdings zog sich Harding danach wieder ins Privatleben zurück und widmete seine Kraft erneut der Zeitung.

Politischer Aufstieg

Freimaurer, überparteilich und doch Sympathisant der Republikaner

Von Harding war bekannt, dass er bereits in jungen Jahren ein aktives Mitglied der Freimaurer-Bewegung war. Im Jahr 1920 erreichte er in der Lodge No. 70 in Marion den Meister-Grad und wenige Monate später in der Internationalen Gemeinschaft der Freimaurer den Schottischen Ritus. Als Verleger seiner Zeitung genoss er ein hohes Ansehen. Auch deshalb, weil er die Gewinne seines Unternehmens mit seinen Mitarbeitern teilte. Es heißt, Harding habe während seiner gesamten Karriere niemals einen seiner Mitarbeiter entlassen. Aber auch in der Parteien-Landschaft war er beliebt, weil er es vermied, sich in der Berichterstattung seiner Zeitung auf die eine oder auf die andere Seite zu schlagen. Er galt als überparteilich, auch wenn er sich insgeheim zum konservativen Flügel der Republikaner zugehörig fühlte. Die sogenannte „Alte Garde“ hatte sich im frühen 20. Jahrhundert entschieden gegen den Eintritt der Vereinigten Staaten von Amerika in den Völkerbund ausgesprochen. Als Harding im Jahr 1920 von den Republikanern vorgeschlagen wurde, sich beim Konvent in Chicago für die Wahlen zur Präsidentschaft zu bewerben, waren viele überrascht. Denn dieser Mann war zu diesem Zeitpunkt ein weithin unbeschriebenes Blatt und somit krasser Außenseiter.

Der Konvent in Chicago und die Frage nach „unangenehmen Episoden“

Im Vorfeld des Konvents der Republikaner änderte sich an seiner Rolle als „Nobody“ eigentlich nichts. Bei allen geheimen Abstimmungen lag Leonard Wood, ein früherer General der Army und Gouverneur der Philippinen, weit vorn. Unter anderem hatte sich Wood im Spanisch-Amerikanischen Krieg bewährt und sollte ursprünglich im Ersten Weltkrieg als Oberbefehlshaber an der Westfront dienen. Beide Kandidaten wurden beim Konvent im Blackstone Hotel in Chicago befragt, ob es ihrer Biographie „unangenehme Episoden“ gegeben habe. Harding verneinte dies und hatte dabei offensichtlich „übersehen“, dass es da doch eine Affäre mit einer verheirateten Frau gab. Es handelte sich dabei um Carrie Phillips, der Gemahlin seines langjährigen Freundes James Phillips. Die attraktive und zehn Jahre jüngere Frau hatte eine längere Zeit in Berlin gelebt und galt als „deutsche Sympathisantin“.

Eine uneheliche Tochter zwei Jahre vor dem Antritt als Präsident

Der amerikanische Geheimdienst hatte ein Auge auf Carrie Phillipps geworfen, denn während des Ersten Weltkriegs soll es durch sie Erpressungsversuche gegenüber Harding gegeben haben, als es um die Kriegserklärung an Deutschland ging. Nachdem sich die Republikaner für Warren G. Harding als Präsidentschafts-Kandidaten entschieden hatten und die Liaison mit Carrie Phillipps bekannt wurde, sah sich das Nationalkomitee der Republikaner genötigt, das Ehepaar Phillips „ruhig zu stellen“. Sie finanzierten den beiden eine Reise nach Japan, zahlten 20.000 Dollar in bar und versprachen weitere monatliche Zahlungen. Dies alles wurde publik, als eine gewisse Nan Britton im Jahr 1927 etliche Pikanterien in einem Buch veröffentlichte. Sie war eine hübsche Blondine, dreißig Jahre jünger als Harding und hatte ebenfalls eine langjährige Beziehung zu dem Politiker. Der hatte ihr im Teenager-Alter einen Büro-Job bei der US Steel Corporation in Washington D.C. vermittelt und sie kreuzte während der kurzen Präsidentschaft ihres Liebhabers häufiger im Oval Office im westlichen Flügel des Weißen Hauses auf. Am 22. Oktober 1919 gebar sie eine Tochter und nannte sie Elizabeth Ann Christian. Harding leugnete nicht, der Vater zu sein und leistete großzügige Unterhaltszahlungen. Durch einen DNA-Test im Jahr 2015 wurde die Vaterschaft Hardings zweifelsfrei festgestellt.

Präsidentschaft (1921-1923)

„President’s Daughter“ und ein Erdrutschsieg bei der Präsidentenwahl

Warren G. Harding
Warren G. Harding

Nach dem Tod von Warren G. Harding entbrannte ein juristischer Streit um dessen Nachlass. Hardings Frau Florence verweigerte weitere Zahlungen an Nan Britton, und die rächte sich mit ihrer Buchveröffentlichung. Die Enthüllungen wurden ein Bestseller mit 90.000 Exemplaren und trugen den Titel „The President’s Daughter“. Ihr Buch widmete die Autorin „allen unverheirateten Müttern und ihren unschuldigen Kindern“. Doch dies alles geschah erst viele Jahre nach der kurzen Präsidentschaft des Warren G. Harding. Der profitierte bei seiner Kampagne von der Unbeliebtheit seines Vorgängers Woodrow Wilson. Der erhielt zwar im Jahr 1919 den Friedensnobelpreis, doch während seiner Amtszeit hatte er seine Landsleute viele Male aufgefordert, große Opfer zu bringen, um die Vereinigten Staaten nach den Ausgaben im Ersten Weltkrieg zu reformieren. Harding versprach als Herausforderer eigentlich nur die Rückkehr zur Normalität und gewann die Wahl gegen den Demokraten James M. Cox mit einem Erdrutschsieg und einem Stimmenanteil von fast 60 Prozent.

„Ich habe eigentlich nur ein echtes Hobby – meinen Mann…“

Obwohl Hardings Frau Florence allem Anschein nach von den ehelichen Fehltritten ihres Mannes wusste, beteiligte sie sich intensiv an dem Wahlkampf. Harding sprach von der „Herzogin“, wenn er seine Frau meinte, und die wiederum diktierte der amerikanischen Presse den Satz in die Notizbücher: „Ich habe eigentlich nur ein echtes Hobby – meinen Mann…“ Sie gab der Popularität Hardings auf dem Weg ins Weiße Haus einen kräftigen Schub, errichtete in ihrem Garten einen Bungalow, gab dort Interviews und posierte für Fotos. Die Präsidenten-Wahl des Jahres 1920 war die erste in der amerikanischen Geschichte, in der Frauen landesweit ihre Stimme abgeben konnten. Zur Wahl hatte sich neben Cox auch der Sozialist Eugene V. Debs gestellt. Dessen Eltern stammten aus dem elsässischen Colmar. Debs erwarb in den Vereinigten Staaten den Ruf eines radikalisierten Sozialistenführers, las die Werke von Karl Marx und führte seinen Wahlkampf aus einer Gefängniszelle. In einer Rede in Canton im Bundesstaat Ohio hatte er sich gegen den Ersten Weltkrieg ausgesprochen, damit nach Ansicht der Juristen gegen den Expionage Act aus dem Jahr 1917 verstoßen und war zu einer zehnjährigen Haftstrafe und dem Verlust der Bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt worden. Harding ließ Debs im März 1921 begnadigen.

Korruptions-Affären überschatteten die Amtszeit des Präsidenten

Die Männer, die der neue amerikanische Präsident in seinen Beraterstab und in sein Kabinett berief, sorgte bei etlichen Amerikanern für ein gewisses Unbehagen. Denn darunter befanden sich auch einige Politiker, denen man Skrupellosigkeit nachsagte und von denen die Kritiker davon überzeugt waren, dass sie nur darauf warteten, in einem geeigneten Augenblick der Geschichte ihre Taschen mit „schwarzen Geldern“ zu füllen. Harding ging allerdings davon aus, dass seine wichtigsten Begleiter sein Vertrauen mit ihrer Integrität begleichen würden. Er war wohl kein guter Menschenkenner, denn er sollte in seiner kurzen Amtszeit bitter enttäuscht werden. Zunächst richtete er seinen Fokus auf die Privatisierung öffentlicher Unternehmen. Seinen politischen Freunden verschaffte er höchste Regierungsämter und war auch deshalb wiederholt in Korruptions-Affären verwickelt. Sein Innenminister Albert B. Fall verstrickte sich in dem sogenannten „Teapot-Dome-Skandal“. Ihm wurde nachgewiesen, von einem privaten Öl-Unternehmen Schmiergelder angenommen zu haben. Fall war der erste Minister der amerikanischen Historie, der daraufhin ins Gefängnis wanderte.

„Meine gottverdammten Freunde bereiten mir schlaflose Nächte“

Während Warren G. Hardings Frau Florence im Weißen Haus häufiger Gäste empfing und Veteranen zu den beliebten Gartenpartys einlud, hatte der Präsident Mühe, seinen Ruf in der Öffentlichkeit zu verbessern. Immer wieder brachte man ihn mit Gerüchten und Skandalen in Verbindung. So auch in den ersten Tagen des Jahres 1923, als ihm der Generalstaatsanwalt mitteilte, dass der von Harding berufene Direktor des Veteranenbüros, Charles Forbes, illegale Geschäfte mit privaten Auftraggebern machte. Dabei ging es um die medizinische Versorgung durch die Regierung. Der amerikanische Präsident erlaubte Forbes, die Vereinigten Staaten zu verlassen, um einer möglichen Haftstrafe zu entgehen. Wenige Wochen später verübten zwei Mitarbeiter von Forbes Selbstmord, weil auch sie offenbar in dieser Schmiergeldaffäre eingebunden waren. Während sich in Amerika die Menschen von der wirtschaftlichen Depression allmählich erholten, nahmen Hardings Probleme im Amt kein Ende. Eines Tages stöhnte er: „Ich habe keinen Ärger mit meinen Feinden, doch meine gottverdammten Freunde bereiten mir schlaflose Nächte.“

Ein Rufmord und der starke Zulauf der Ku-Klux-Klan-Bewegung

Einige seiner politischen Gegner erinnerten sich in dieser Zeit auch daran, dass Hardings Schwiegervater Amos Kling dreißig Jahre vorher das Gerücht in die Welt setzte, Hardings Vorfahren seien keine waschechten Amerikaner sondern Afroamerikaner. Und deshalb fließe „schwarzes Blut“ in den Adern dieses Mannes. Es war die Zeit der rassistischen Vorurteile und die Kampagnen des Rufmordes gegenüber dem Präsidenten passten den Gegenspielern Hardings ins Konzept. Die Ku-Klux-Klan-Bewegung erfreute sich eines starken Zulaufs. Auch im Bundesstaat Ohio, der Heimat von Harding, hatten die Rassisten inzwischen einen starken Einfluss innerhalb der Gesellschaft. Der Ku-Klux-Klan sah sich als eine „moralische Kraft zur Wiederherstellung des weißen, protestantischen Amerika“. In einigen historischen Aufzeichnungen ist davon die Rede, dass auch Harding dem Klan beitrat, doch Historiker fanden dafür letztlich keine Beweise.

Ein Friedensvertrag und das erste Radio im Weißen Haus

Außenpolitisch war Warren G. Harding während seiner zweijährigen Amtszeit erfolgreicher als in seiner Innenpolitik. Ein Höhepunkt war der ausgehandelte Friedensvertrag mit dem Deutschen Reich sowie mit Österreich und Ungarn. Damit wurde der Erste Weltkrieg auch formal für beendet erklärt, nachdem bereits seit einigen Jahren die Waffen auf den Schlachtfeldern schwiegen. Harding rief außerdem die Washingtoner Flottenkonferenz ins Leben, und Kolumbien erhielt eine Entschädigung für den Verlust von Panama. Der Präsident war häufiger in der Öffentlichkeit und fand offensichtlich Gefallen daran, ausschweifende Reden zu halten. Dabei beschäftigte er sich auch mit den schwelenden Rassenunruhen, die die Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika nun schon seit dem Bürgerkrieg begleiteten. Im Oktober 2021 sprach Harding in Birmingham im Bundesstaat Alabama und vertrat dabei die These, dass sich Amerika nicht seines gestiegenen Wohlstands rühmen dürfe, solange das Land nicht in der Lage sei, die Gleichheit der Rassen herzustellen. Oft verhaspelte sich der Präsident allerdings bei seinen Reden und verstieg sich in Sinnfehler, die kaum jemand seiner Zuhörer verstand. In der Presse war zu lesen, dass seine englische Aussprache gewöhnungsbedürftig sei. Allerdings war er technischen Fortschritten zugetan. Er war der erste amerikanische Präsident, der sich ein Radio ins Weiße Haus stellen ließ.

Tod  im Amt

Eine lange Reise durch Alaska und der Tod in San Francisco

Hardings Begräbnis, by National Photo Company [Public domain]
Hardings Begräbnis, by National Photo Company [Public domain]
Abseits seiner Amtsgeschäfte entspannte sich der amerikanische Präsident mit seiner Frau Florence bei Poker-Partys in der Bibliothek des Weißen Hauses. Dabei soll auch das ein oder andere Glas Wein konsumiert worden sein, obwohl sich die Vereinigten Staaten zu diesem Zeitpunkt in der Prohibition befanden. Das Verbot zur Herstellung, dem Transport und dem Konsum von Alkohol wurde durch den 18. Zusatz zur amerikanischen Verfassung verbrieft und als „the noble experiment“ propagiert. Im Juli 1923 startete Harding in Begleitung seiner Frau zu einer längeren Reise durch Alaska und durch den Westen seines Landes. Unter anderem wollte der Präsident bei der Eröffnung der Alaska Railroad zugegen sein. Er bezeichnete seine Tour als „Reise der Verständigung“ und suchte dabei vor allem die Begegnung mit der Bevölkerung. Während seines Aufenthalts in British Columbia zeigten sich bei Harding Symptome einer Lebensmittelvergiftung, und als er schließlich das Palace Hotel in San Francisco erreichte, litt der Präsident offensichtlich auch an einer Lungenentzündung. Am Abend des 2. August 1923 starb er an den Folgen eines Herzinfarkts. Anderen Quellen zufolge könnte es sich auch um einen Schlaganfall gehandelt haben.

Der Erfinder Edison und der Industrielle Ford folgten dem Trauerzug

Warren G. Harding war in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika der sechste Präsident, der während seiner Amtszeit für immer die Augen schloss. Zu seinem Nachfolger wurde Vizepräsident Calvin Coolidge ernannt. Hardings Leichnam wurde zunächst unter den schweren Kronleuchtern des Hotels in San Francisco aufgebahrt. An seinem letzten Abend hatte ihm seine Frau Florence einen Artikel aus der „Saturday Evening Post“ vorgelesen. Es war ein Bericht, der ihm schmeichelte. „Das ist gut – lies noch etwas“, soll Harding gesagt haben. Es waren seine letzten Worte. Sein Ableben war – trotz aller Affären, die sein Leben begleitet hatten – ein großer Schock für die Menschen. Neun Millionen Amerikaner säumten die Gleise, als seine sterbliche Hülle mit dem Zug nach Washington D.C. transportiert wurde. In der Rotunde des Kapitols nahmen seine Freunde und politischen Weggefährten Abschied. In seiner Heimatstadt Marion folgten unter anderem der Erfinder Thomas A. Edison sowie die Industriellen Henry Ford und Harvey Firestone dem Trauerzug zum Friedhof.

Ehrungen und Denkmäler

Das Harding Memorial im Stil eines antiken griechischen Tempels

Hardings Frau Florence hatte sich nach dem Tod ihres Mannes einer Autopsie verweigert. Das nährte vorübergehend Gerüchte, der amerikanische Präsident sei vergiftet worden. Der Präsident hinterließ seiner Frau Florence einen Nachlass im Wert von rund 850.000 Dollar. Ursprünglich hatte das Ehepaar Harding vereinbart, nach der Amtszeit des Präsidenten zu einer monatelangen Reise aufzubrechen. Dazu sollte es dann nicht mehr kommen. Zahlreiche Schulen wurden nach Harding benannt, und in seiner Heimatstadt Marion entstand das Harding Memorial, das einem antiken griechischen Tempel nachempfunden wurde. Warrens Frau Florence überlebte ihren Mann nur um etwas mehr als ein Jahr und starb am 21. November 1924.

Häufige Fragen und Antworten

Wann wurde Warren G. Harding geboren?

Am 2. November 1865 in Corsica im Bundesstaat Ohio.

Wann war Warren G. Harding Präsident der USA?

Zwischen 1921 und 1923.

Wann ist Warren G. Harding gestorben?

Am 2. August 1923 in San Francisco.

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