Wer war Mark Twain?

Portrait von Mark Twain
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Mark Twain, dieser Name ist zum internationalen Begriff geworden. Es gibt wohl nur wenige Menschen, die mit diesem Namen nichts anfangen können. Wenn wir diesen Namen hören, denken wir zuerst an Tom Sawyer und Huckleberry Finn, die im 19. Jahrhundert so manches Abenteuer zu bestehen hatten. Vor allem Kinder lieben diese Geschichten auch heute noch, mehr als 150 Jahre nach der ersten Veröffentlichung. Mark Twain war jedoch sehr viel mehr als nur der Erfinder dieser beiden Abenteurer, aber nur wenigen ist diese Tatsache bekannt.

Das spricht für den Erfolg dieser Abenteuergeschichten, allerdings sind manche Schriftsteller nicht sonderlich begeistert, wenn sie auf ein bestimmtes literarisches Werk festgelegt werden. Häufig lässt sich so ein Erfolg nicht wiederholen und die nachfolgenden Werke erlangen nicht denselben Bekanntheitsgrad, selbst, wenn sie genauso gut sind.

Sein Leben war jedoch nicht nur durch seine literarischen Werke geprägt, denn er war nicht nur als Schriftsteller tätig. Sein Leben war nicht weniger spannend als das seiner bekanntesten Protagonisten Huckleberry Finn und Tom Sawyer. Zeitweise liest sich das Leben von Mark Twain wie ein Abenteuerroman. Als älterer Mann mit silberner Haarpracht hatte Mark Twain zudem eine starke optische Ähnlichkeit mit Albert Einstein.

Steckbrief: Mark Twain

  • Mark Twain
    Portrait von Mark Twain

    Name: Mark Twain, eigentlich Samuel Langhorne Clemens

  • Geburtsdatum: 30. November 1835
  • Geburtsort: Florida, Missouri
  • Ehepartnerin: Olivia Langdon Clemens (verh. 1870–1907)
  • Kinder: Clara Clemens, Jean Clemens, Susy Clemens, Langdon Clemens
  • Eltern: John Marshall Clemens, Jane Lampton Clemens
  • Geschwister: Orion Clemens (Bruder), Henry Clemens (Bruder), Pamela Clemens (Schwester), Benjamin Clemens (Bruder), Pleasant Clemens (Bruder), Margaret Clemens (Schwester)
  • Sternzeichen: Schütze
  • Sterbedatum: 21. April 1910
  • Sterbeort: Redding, Connecticut
  • Grabstätte: Woodlawn Cemetry, Elmira, New York
  • Website: marktwainhouse.org

Welche Bedeutung hat der Name Mark Twain?

Der Name Mark Twain hört sich an wie ein ganz normaler amerikanischer Name. Tatsächlich hat er jedoch eine tiefere Bedeutung und Verbindung zum Leben des Schriftstellers, denn er hat diesen Namen nicht zufällig ausgewählt. Er nutzte diesen Namen als Pseudonym für seine schriftstellerische Tätigkeit, denn sein richtiger Name lautete Samuel Langhorne Clemens. Mark Twain ist dagegen kein typischer amerikanischer Name, sondern ein von den auf dem Mississippi fahrenden Flussschiffern genutzter Ruf, der „zwei Faden“ bedeutet.

Mississippi
Mississippi River

Es handelt sich um eine Maßeinheit, die 4 Yards oder 12 Fuß entspricht. In den USA werden Entfernungen und Größenangaben nicht in Meter in wie Deutschland, sondern in Yards und Fuß angegeben. Auf dem Wasser misst man Entfernungen dagegen mit der Maßeinheit Faden. Zwei Faden entspricht in etwa 3,65 Meter. Dieser Zusammenhang ergab sich nicht zufällig, sondern deshalb, weil Samuel Langhorne Clemens mehrere Jahre auf und am Mississippi als Flussschiffer gelebt hat.

Das Leben des Mark Twain

Kindheit und Jugend in Hannibal, Missouri

Geboren wurde der später international unter dem Namen Mark Twain bekannte Schriftsteller am 30. November 1835 in Florida, allerdings nicht dem gleichnamigen Sunshine State, sondern in der Kleinstadt Florida, Missouri. Als Samuel vier Jahre alt war, zog die Familie in eine weitere Kleinstadt dieses Bundesstaates, nach Hannibal.

Für amerikanische Verhältnisse handelt es sich fast schon um ein Dorf, denn selbst heute zählt diese Stadt gerade einmal etwas mehr als 17.000 Einwohner und ist ausschließlich durch Mark Twain bekannt geworden, denn ansonsten hat diese Stadt im amerikanischen Mittleren Westen außer weiter Flusslandschaften nur wenig Aufregendes zu bieten.

Samuel war jedoch nicht der erste, der sich dem literarischen Werk zuwandte. Sein Bruder Orion Clemens war zwar kein Schriftsteller, in Hannibal war er jedoch als Verleger des Hannibal Journals tätig. In dieser Tageszeitung veröffentliche Samuel Langhorne Clemens seine ersten Zeitungsartikel und seine später bekannt gewordene Zeichnung „A friendly Firemann“, „Der freundliche Feuerwehrmann“.

Eine jedes Jahr wiederkehrende Attraktion hat Hannibal jedoch zu bieten: einen Wettbewerb im Zaunstreichen. Was soll daran so attraktiv sein?, denkt sich jetzt vielleicht so mancher Leser. Wieder einer von den zahllosen typischen Wettbewerben und seltsamen Beschäftigungen, die man eigentlich nur auf dem Lande findet. Dieser Wettbewerb im Zaunstreichen geht jedoch auf Mark Twain zurück, der in dieser Stadt seine Kindheit und Jugend verbrachte.

Hannibal diente als Vorlage für die fiktive Kleinstadt St. Petersburg, der Heimat von Tom Sawyer und Huckleberry Finn. Beide Protagonisten haben es faustdick hinter den Ohren und sind richtige Schlitzohren. Eine Geschichte erzählt, wie Tom Sawyer den Auftrag bekommt, einen Zaun zu streichen. Dazu hat der junge Mann jedoch nur wenig bis keine Lust. Nun überlegt er, wie sich dieser ungeliebten Aufgabe entziehen kann, ohne Ärger zu bekommen.

Illustration Tom Sawyer und Huckleberry Finn
Illustration Tom Sawyer und Huckleberry Finn

Clever wie er ist, redet er den Jungen aus dem Dorf ein, dass Zaunstreichen eine tolle Aufgabe ist, die ein besonderes Vergnügen bereitet. Die Jungs sollten sich doch einmal daran versuchen, um es selbst zu erleben. Die Dorfjungen glauben dem cleveren Tom Sawyer und jeder von ihnen macht sich jetzt ans Werk und möchte dabei so gut wie möglich sein. Sawyer lacht sich ins Fäustchen und kann seine Zeit mit angenehmeren Beschäftigungen verbringen. Auf eben jene clevere literarische Figur geht das alljährliche Zaunstreichen in Hannibal zurück.

Ausbildung zum Schriftsetzer

Seine Eltern Jane Lampton Clemens und John Marshall Clemens bemühten sich um ein wirtschaftlich und finanziell angenehmes Leben in Hannibal, waren jedoch nur mäßig erfolgreich. Obwohl die Familie in eher einfachen Verhältnissen lebte, waren sie Besitzer einer Sklavin, die sie 1842 aus Geldnot jedoch verkaufen mussten. 1846 bot sich die Gelegenheit, eine Wohnung im Haus des örtlichen Apothekers zu beziehen. Sie verpflichteten sich, das Haus instand zu halten und mussten im Gegenzug für diese Tätigkeit keine Miete zahlen.

Um etwas aus seinem Leben zu machen, entschloss sich der junge Samuel Clemens, eine Ausbildung als Schriftsetzer beim Missouri Courir zu machen. Bis 1853 blieb Samuel Clemens Langhorne in dieser idyllischen, direkt am Mississippi befindlichen Hafenstadt. 1852 veröffentliche er im Hannibal Journal seine Kurzgeschichte „The Dandy fighting the Sqatter“, zu Deutsch etwa „Der Dandy und der Hausbesetzer“. Auch diese Geschichte veröffentliche er nicht unter seinem Klarnamen, sondern gleichfalls unter einem Pseudonym. Dieser fiktive Name war allerdings recht sperrig zu lesen und auch wenig gut zu verstehen: W. Epaminodas Adrastus Perkins.

Nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung zum Schriftsetzer reiste der junge Samuel Langhorne Clemens ab 1852 als wandernder Schriftsetzer durch den Osten und den Mittleren Westen des Landes. Seine Tätigkeit führte ihn nach St. Louis, Philadelphia, New York und Washington D.C., alles Städte, die bereits damals deutlich mehr zu bieten hatten als die beschauliche Kleinstadt Hannibal am Mississippi.

Das Berufsbild des Schriftsetzers in der Form des 19. Und 20. Jahrhunderts existiert heutzutage nicht mehr. Spätestens mit Erfindung der digitalen Medien wurde der Schriftsetzer für die Herstellung des Zeitungs- oder Buchdrucks nicht mehr gebraucht. Allerdings war dieser Beruf regelmäßig starken Veränderungen unterworfen, da sich mit Einzug der industriellen Revolution Mitte des 19. Jahrhunderts auch die Druckmaschinen für den Papierdruck ständig änderten. Viele bekannte Persönlichkeiten ihrer Zeit haben diesen Beruf jedoch noch erlernt, unter ihnen Schriftsteller, Politiker, Künstler und Schauspieler.

Diese berufliche Tätigkeit brachte den jungen Samuel Clemens automatisch in Verbindung mit Zeitungen und den darin veröffentlichen Geschichten und Reiseberichten. Der junge Mann wollte nicht nur die literarischen Werke anderer Zeitgenossen in druckfähiges Material verwandeln, sondern selbst schreiben. Die Abenteuer, die er während seiner Reisen erlebte und der Aufenthalt in schon damals bekannten und beliebten Großstädten boten das ideale Material für seine schriftstellerischen Ambitionen.

Obwohl der junge Mann schon früh literarisches Talent erkennen ließ, war seine Allgemeinbildung aufgrund seiner einfachen Herkunft als eher bescheiden zu bezeichnen. Dem besten Schriftsteller nützt seine literarische Begabung wenig, wenn er nicht über eine akzeptable Allgemeinbildung verfügt, um seine Gedanken und Emotionen in ansprechende Geschichten zu verpacken. Sein Aufenthalt in New York kam ihm sehr gelegen, denn dort besuchte er in seiner Freizeit regelmäßig die zur New York Library gehörenden Astor- und Lenox-Bibliotheken, um eben jenen Bildungsmangel zu beseitigen. Als Autodidakt eignete er sich schnell das notwenige Wissen an, indem er zahlreiche Bücher las, die diesem Anspruch gerecht wurden.

Leben in St. Louis und Ausbildung zum Lotsen

Ab 1855 lebte Samuel Clemens in der Stadt St. Louis, die bereits Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts über die regionalen Grenzen hinausgehende Bekanntheit aufgrund des schnellen Bevölkerungswachstums erlangte. Einschließlich des ländlichen Umfeldes zählte die am Mississippi gelegene Stadt bereits zu diesem frühen Zeitpunkt 310.000 Einwohner.

1857 begann der spätere Mark Twain eine Ausbildung zum Schiffslotsen, seine Lizenz erhielt er zwei Jahre später. Bis 1861 befuhr er den mächtigen Mississippi, eigentlich eine ideale berufliche Tätigkeit, denn die vielen Erlebnisse während seiner Fahrten boten die ideale Kulisse für seine Geschichten, sodass er auch als Lotse seine schriftstellerischen Ambitionen verfolgte.

Samuel Clemens, alias Mark Twain führte ein Leben, das durchaus nach seinem Geschmack war und sicherlich hätte er dieses noch einige Zeit so weitergeführt. Der Ausbruch des Sezessionskrieges 1861 machte ihm jedoch einen Strich durch sein beschauliches Leben. Aufgrund der Kampfhandlungen und der sich daraus ergebenden politischen Entwicklungen kam die Flussschifffahrt auf dem Mississippi und dem Missouri zum Erliegen und der Lotse Samuel Clemens/Mark Twain wurde nicht mehr gebraucht.

Die Armee der Konföderierten Südstaaten konnten jeden Mann gut für diesen langjährigen und blutigen Waffengang gebrauchten. Daher fand sich Samuel Clemens in einer zweiwöchigen Militärausbildung wieder, die man so allerdings kaum bezeichnen konnte. Es handelte sich eher um eine schnelle Einweisung in die Handhabung von Waffen und einer ebenso schnellen Einweisung in militärische Gepflogenheiten. Für kurze Zeit schloss sich der spätere Mark Twain der Missouri State Guard, einer Staatsmiliz zur Unterstützung der Südstaatenarmee an. Nach vierzehn Tagen quittierte er allerdings seinen Dienst und setzte sich mit seinem Bruder Orion in den damals noch wenig erschlossenen Westen der USA ab.

Virginia City, Nevada

Sein Weg führte den ehemaligen Lotsen nach Virginia City, einer scheinbaren reizvollen Stadt, in der gerade das Goldfieber grassierte. Samuel Clemens beschloss, sein Glück als Goldgräber zu versuchen. Allerdings stellte er bereits nach kurzer Zeit fest, dass das Leben als Goldgräber nicht so toll und abenteuerlich war wie in zahlreichen Zeitungsberichten und Geschichten geschildert. Nur die wenigsten Goldgräber hatten tatsächlich das Glück, nennenswerte Goldfunde zu machen, die ihnen den viel besungenen Reichtum, zumindest jedoch ein ordentliches Auskommen sicherten.

Die ersten wirklich erfolgreichen Jahre der sagenhaften Goldfunde waren zu diesem Zeitpunkt jedoch schon wieder vorbei und der Höhepunkt auf der Suche nach dem gelben Metall längst überschritten. Nach den ersten, Ende der 1849er-Jahre bekannt gewordenen Goldfunden waren einfach zu viele Menschen in Richtung Westen in der Hoffnung nach dem großen Reichtum gekommen. So blieb nicht mehr genug für alle da und die meisten Goldgräber führen eher ein Leben in Armut als in Reichtum.

Mark Twain fand dieses müheselige Leben wenig attraktiv und entschloss sich, sich wieder seinen literarischen Fähigkeiten zuzuwenden. Ab 1862 war er als Reporter für die Tageszeitung Territorial Enterprise tätig. Dieser Lebensabschnitt währte jedoch nur wenige Monate, da er nach einem Streit die Stadt fluchtartig verlassen musste. Worum sich der Streit mit wem drehte ist nicht überliefert, daher ist auch nicht bekannt, warum Samuel Clemens so schnell die Flucht angetreten hat.

In dieser kurzen Zeit hatte der junge Mann allerdings sein Talent als Geschichtenerzähler bewiesen, denn in diesen Zeiten des aufstrebenden Druck- und Verlagswesens waren Geschichten, je bunter und fantasievoller, desto besser, stark nachgefragt. Entsprechend voll waren die Zeitungen von Reiseberichten, Kurzgeschichten, Romanen und Lokalreportagen.

Virginia City in Nevada ist eine der ältesten Siedlungsgründungen westlich des Mississippi und war Mitte des 19. Jahrhunderts nicht nur Goldgräberstadt, sondern auch sagenumwobene Stadt des gleichfalls aufstrebenden Wilden Westens, der zu diesem Zeitpunkt immer weiter in Richtung Kalifornien erschlossen wurde. Immer mehr Menschen aus dem Osten und dem Mittleren Westen zog es jetzt auch in den sogenannten Wilden Westen.

Zahlreiche Reporter und Geschichtenerzähler ließen ihrer Fantasie und Kreativität freien Lauf und schrieben reichlich ausgeschmückte Geschichten rund um die Abenteuer in diesem neuen, größtenteils noch unbekannten Land, die mit dem wahren, harten und meistens tristen Leben der Menschen vor Ort jedoch wenig zu tun hatten. Genau jene Geschichten bildeten jedoch die Grundlage für die zahlreichen sich um den Wilden Westen rankenden Geschichten, deren Mythos einige Jahrzehnte später auch in zahlreiche Hollywoodfilme Einzug hielten. Für die Wahrheit interessierte sich jedoch kaum jemand und genau diese Tatsache machte sich Samuel Clemens zunutze.

Zu seiner Zeit gab es in Virginia nur den staatlich organisierten Goldabbau in den ertragreichen Comstock-Minen. Präsident Abraham Lincoln erhob Nevada zum Bundesstaat, um die reichen Gold- und Silberfunde dieser ertragreichen Minen für den Bürgerkrieg nutzen zu können. Und genau über diese Geschehnisse berichteten Lokalreporter und Geschichtenerzähler wie der spätere Mark Twain.

Illustration Samuel Clemens
Illustration Samuel Clemens

Dieser wurde erst 1863 „geboren“, denn in diesem Jahr nutzte Samuel Clemens dieses Pseudonym das erste Mal. Er dachte sich dieses jedoch nicht selbst aus, sondern übernahm den Namen von dem ehemaligen Lotsen Isaiah Sellers. Dieser veröffentlichte, ähnlich wie Samuel Clemens, Geschichten, die seine Erlebnisse als Lotse auf dem Mississippi beschrieben. Da Clemens meinte, diese Geschichten seien zu fantasievoll ausgeschmückt, arbeitete er selbige in scharfzüngige Parodien um. Diesen Schreibstil hat er später in verschiedenen weiteren Geschichten verwendet, weshalb Mark Twain als Humorist bekannt ist.

1863: Mark Twain wird „geboren“

Sellers war wenig erfreut über diese satirische Umarbeitung seiner Geschichten und veröffentlichte keine literarischen Werke mehr, bis er 1864 schließlich starb. Samuel Clemens war durch diese humorvoll umgearbeiteten Werke, die längst nicht jeder Zeitgenosse verstand und guthieß, so bekannt geworden, dass er diesen Namen schließlich beibehielt.

Obwohl der 30-jährige Samuel Clemens, jetzt Mark Twain, zu diesem Zeitpunkt keinen festen Beruf ausübte, konnte man ihn durchaus als Schriftsteller bezeichnen, auch wenn seine Bekanntheit nicht über die der damals für die Zeitungen im ganzen Lande zahlreichen Geschichtenerzähler hinausging. Er bereiste das Land und führte einen unsteten Lebenswandel, zu dem auch der übermäßige Genuss von Alkohol gehörte. In einem Brief an seinen Bruder äußerste seine Unzufriedenheit und sogar Suizidgedanken, von denen er jedoch schnell abkam.

Ab 1864: Mark Twain als erfolgreicher Schriftsteller

Er lebte eine Zeit lang in Kalifornien, danach zog es ihn erneut nach Nevada. Ab 1864 wurden seine Geschichten erstmals einem breiten Publikum bekannt und im Rahmen eines Weiterbildungsprogramms für die einfache Bevölkerung konnte Mark Twain als Lehrer seinen Lebensunterhalt verdienen.

Haus von Mark Twain in Hartfort, Connecticut
Haus von Mark Twain in Hartfort, Connecticut

Anschließend zog es ihn an die Ostküste, wo er in New York für einige Zeitungen schrieb. 1870 heiratete er dort Olivia Langdon, die seit einem Unfall auf dem Eis unter teilweisen Lähmungserscheinungen litt. Mark Twain schaffte es jedoch, die junge Frau wieder auf die Beine zu bringen. Bis 1880 gingen aus dieser Verbindung ein Sohn und drei Töchter hervor. Der Sohn starb jedoch mit zwei Jahren. Ab 1871 lebte die Familie in Hartfort, Connecticut, im Mark Twain-House, das bis heute als Museum erhalten geblieben ist.

In den letzten Jahren hatte er erfolgreich für verschiedene Zeitungen gearbeitet und bereits mehrere, vielgelesene Geschichten veröffentlicht. 1874 erstand Mark Twain eine moderne Erfindung, eine Remington-Arms-Schreibmaschine. Mit dieser Schreibmaschine legte er sein erstes maschinengeschriebenes Werk „Life on the Mississippi“ vor, das von seinem Leben als Lotse auf eben jenem mächtigen und sagenumwobenen Fluss erzählt. Dieses Werk wird häufig mit einem seiner bekanntesten Bücher, „The Adventures of Tom Sawyer“ verwechselt, dass zu diesem Zeitpunkt noch nicht existierte.

1868 kaufte Mark Twain einen Anteil an der Zeitung Buffalo Express. Ein weiterer erfolgreicher Meilenstein in seiner Tätigkeit als Verleger war die Beteiligung an dem Verlag Charles L. Webster & Co., der eine Biografie über den legendären General der Unionsarmee, Ulysses S. Grant herausgebrachte und damit große Gewinne erzielte. Seine schriftstellerischen Tätigkeiten verband Mark Twain mit ausgedehnten Reisen, die ihn für fünf Jahre nach Europa führten. In Dresden lernte er einen Zahnarzt kennen, der zu diesem Zeitpunkt ein neues Verfahren für Zahnfüllungen erfand. Die beiden Männer freundeten sich an und der Zahnarzt benannte seine neue Erfindung nach seinem Freund Mark Twain, der sich die Herstellungs- und Vertriebsrechte für die USA sicherte.

Finanzielle Rückschläge und Neustart als Schriftsteller

1894 wurde seine Beteiligung an dem sonst so erfolgreichen Verlagshaus Webster jedoch zu einer finanziellen Belastung, die ihn schließlich in den Konkurs trieb, denn dort hatte man in eine fehlerhafte Setzmaschine, dem Page Compositor, investiert. Um wieder zu Geld zu gelangen, begab sich Mark Twain auf weltweite Lesereise, die durch den Vizepräsidenten des landesweit erfolgreichen Ölförderunternehmens Standard Oil finanziert wurde.

1896 starb seine Tochter Susy, später seine jüngste Tochter Jean und 1904 schließlich seine Ehefrau Olivia. Diese Schicksalsschläge arbeitete Mark Twain mit Ironie und Sarkasmus in seinen Spätwerken auf. Seine Autobiografie zeichnet sich dagegen durch einen ruhigen Lesefluss von großer Würde aus.

Mark Twain, der Humorist und bissige Chronist

Mark Twain starb am 21. April 1910 als gefeierter, jedoch nicht unumstrittener Schriftsteller in Redding, Connecticut. Lediglich seine Tochter Clara überlebte ihn, sie starb 1962. Das Leben des Schriftstellers war von zahlreichen Widersprüchen begleitet, denn häufig kritisierte er den typischen, nach Wohlstand und Glück strebenden „American Way of Life“, den amerikanischen Traum schlechthin, obwohl er selbst nach Anerkennung und Erfolg strebte und ein für den typischen amerikanischen Durchschnittsbürger dieser Zeit unerreichbares Leben führte.

Kaum ein normaler Amerikaner konnte sich wohl Reisen nach Europa leisten, die damals nur aufwändig durchzuführen waren und zudem viel Geld kosteten. Er umging den Dienst im Amerikanischen Sezessionskrieg und war doch an einem Verlag beteiligt, dessen größter Erfolg die Herausgabe einer Biografie über den Nordstaatengeneral Ulysses S. Grant war.

Er verbrachte einen großen Teil seines Lebens an der Ostküste und in Europa und war dennoch einer der erfolgreichsten Chronisten der Entwicklung des amerikanischen Südens und Westens. Seine häufig sozialkritischen Werke waren von bissiger Ironie und Sarkasmus gezeichnet, die beim Establishment nicht gut ankamen. Daher wurden einige seiner Werke zensiert, für die Jugend überarbeitet oder gekürzt.

Polemisch prangerte Mark Twain Polizeiübergriffe auf Minderheiten, religiöse Heuchelei, Korrumpierung von betrügerischen Politikern, erste Auswüchse auf den Finanz- und Kapitalmärkten sowie die prekären Lebensbedingungen der unteren sozialen Schichten an. Die Geldlust, die Gier und Macht kritisierte Mark Twain als amerikanische Krankheit. Schließlich wurde er in der antiimperialistischen Bewegung Amerikas aktiv, deren Präsident er von 1901 bis 1910 war.

Wachsfigur von Ernest Hemingway
Wachsfigur von Ernest Hemingway

Seine Protagonisten lassen sich von der wohlhabenden herrschenden Gesellschaftsklasse nicht in die Irre führen und erkennen deren Verlogenheit und Heuchelei. Mark Twains Werk ist vielschichtig und gehört zu den wichtigsten der amerikanischen Geschichte. Der nicht minder berühmte Schriftsteller Ernest Hemingway hat über Mark Twain gesagt, die gesamte amerikanische Literatur stamme von einem Buch namens Huckleberry Finn von Mark Twain ab. Davor und danach habe es nichts Vergleichbares mehr gegeben.

Zu den Werken Twains gehören zahllose Reiseberichte, Lokalreportagen und autobiografisch geprägte Romane. Und doch kennen die meisten Menschen lediglich die Abenteuer rund um Tom Sawyer und Huckleberry Finn.

Worin liegt die besondere Anziehungskraft der Bücher Mark Twains?

Die besondere Anziehungskraft dieser Geschichten liegt vermutlich in dem ausgeprägten Lokalkolorit. Mit seinen cleveren Figuren fängt Mark Twain geschickt das Leben im ländlichen Amerika und den Zeitgeist ein. Die Figuren sind clever und wissen sich regelmäßig Vorteile zu verschaffen, ohne dabei jedoch böse zu sein. Es sind zwar Kindergeschichten, die jedoch nicht nur für Kinder geeignet sind, sondern auch bei vielen Erwachsenen beliebt sind.

Gleichzeitig vernachlässigt der Schriftsteller nicht die realen Lebensumstände der Menschen, er erzählt also nicht nur anspruchslose Abenteuergeschichten, sondern schafft es, den Leser auch für sozialkritische Themen zu begeistern, indem er sie in einfacherer Art und Weise präsentiert.

Wie später der amerikanische Schriftsteller John Steinbeck arbeitet Mark Twain mit einfachen Geschichten aus der durchschnittlichen amerikanischen Gesellschaft, die vor allem aus heutiger Sicht vielleicht auch aus Nostalgiegründen so beliebt sind. Obwohl man am Anfang den Eindruck bekommt, da passiert nicht viel oder eben nur einfache, wenig aufregende Dinge, sind es doch diese kleinen Details, die cleveren Geschichtswendungen, die liebevoll gezeichneten, sympathischen Figuren, die diese Bücher lesenswert machen.

Mark Twain braucht kein Pathos, keine Aktion geladenen Handlungen und keine Superhelden, um seine Sicht auf den Verlauf der Welt zu erzählen. Seite für Seite baut sich der Handlungsstrang auf und die Figuren wachsen dem Leser ans Herz, er wird geradezu in die Handlung mit hineingezogen, als wäre er selbst einer dieser Figuren. Und genau diese Eigenschaft macht einen guten Schriftsteller aus.

Er fesselt seine Leser und nimmt sie mit auf eine Reise. Wer die amerikanische Literatur und ihren jeweiligen Zeitgeist verstehen will, sollte auf jeden Fall die Werke von Mark Twain nicht auslassen. Besonders interessant sind seine sozialkritischen und ironischen Werke, die den Lesern die Banalität der beschränkten Vorstellungskraft der Menschen auf komische und pointionierte Art und Weise vor Augen führt, ohne sie dabei der Lächerlichkeit preiszugeben.

Mark Twain versucht, seinen Lesern Denkanstöße mitzugeben und über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Genau diese Aufgabe hat gute Literatur. Wer sich jedoch an die englischsprachigen Originalwerke herantraut, muss mit der amerikanischen Sprachmentalität gut vertraut sein, denn der Schriftsteller arbeitet teilweise zwar mit einfacherer, aber mit Dialekten ausgestatteter Sprache, in dem die Wörter teilweise durch den typischen regionalen Slang abgekürzt oder verschluckt werden.

Auch typische, aus der amerikanischen Geschichte entwickelte regionale Sprache, die europäische Schüler im Englischunterricht nicht lernen, kommt vor. Gegen Grammatik- und Syntaxregeln wird gerne mal verstoßen, daher kommt vielen europäischen Lesern das Lesen der amerikanischen Originalausgaben vielleicht nicht so einfach vor wie die Lektüre anderer amerikanischer Schriftsteller.

Häufige Fragen und Antworten

Was bedeutet der Name Mark Twain?

Der Name Mark Twain ist ein Pseudonym für Samuel Langhorne Clemens. Das Pseudonym bedeutet „Marke zwei“ (Zwei Faden Wassertiefe). Er bezieht sich damit auf seine Zeit als Lotse auf dem Mississippi zwischen 1857 und 1861.

Wann ist Mark Twain gestorben?

Mark Twain ist am 21. April 1910 gestorben.

Was schrieb Mark Twain?

Mark Twain schrieb diverse Werke. Mit Life on the Mississippi lieferte er als erster Autor ein maschinengeschriebenes Buchmanuskript ab. Seine bekanntesten Figuren sind sicherlich Tom Sawyer und Huckleberry Finn, die sich in den Mississippi Writings wiederfinden.

Wo ist Mark Twain gestorben?

Mark Twain ist in Redding, Connecticut gestorben.

Wann lebte Mark Twain?

Mark Twain lebte vom 30. Novemer 1835 bis zum 21. April 1910. Er wurde 74 Jahre alt.

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