Thanksgiving in den USA

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Thanksgiving ist für die Amerikaner fast genauso wichtig wie der Unabhängigkeitstag am 4. Juli. Beide Feiertage haben eines gemeinsam: Sie gehen auf lange zurückliegende und wichtige historische Ereignisse zurück. Dieses Erntedankfest ist einer der höchsten Feiertage in Amerika, an dem das Land sozusagen stillsteht, denn Arbeit und Geld verdienen sind plötzlich gar nicht mehr so wichtig.

Thanksgiving wird traditionell am vierten Donnerstag im November gefeiert. An diesem Tag setzen sich Millionen von Amerikanern in Bewegung, denn dieses Fest wird im Kreise der Familie, mit Freunden und Bekannten gefeiert. Wer seine Familie nicht vor Ort hat, macht sich auf die Reise zu seinen Lieben, ganz gleich, wie weit diese auch immer entfernt sein mögen.

Die Amerikaner lieben die traditionellen Speisen, das Beisammensein mit der Familie und Freunden sowie die heitere und entspannte Atmosphäre. In kaum einem anderen Land wird das Erntedankfest so zelebriert wie in den USA. Diese Tradition hängt auch mit dem Patriotismus der Amerikaner zusammen, der sich nicht nur auf das Land und seine militärischen Einrichtungen beschränkt, sondern auch auf Sitten und Gebräuche, die teilweise mehrere Jahrhunderte alt sind.

Warum feiern die Amerikaner Thanksgiving?

Dieses traditionelle Erntedankfest geht zurück auf das 17. Jahrhundert, eine Zeit, in der die ersten großen Einwanderungswellen in dem bis dahin noch weitgehend unbekannten großen und unerschlossenen Land stattfanden.

Im Jahr 1621 feierten die Pilgerväter ihre erste erfolgreiche Ernte in der neuen Welt, denn sie hatten gerade mit der Besiedlung Neu Englands begonnen. Die Pilgrims konnten ihr Glück kaum fassen, denn sie konnten ihre Familie nun mit geräuchertem Fisch, gepökelten Fleisch und Getreide versorgen. Diese erste Ernte war sogar so erfolgreich, dass noch Vorräte für den bevorstehenden Winter über geblieben waren.

Diese Pilgerväter waren im Jahr 1620 mit dem Segelschiff Mayflower aus Mittelengland nach Amerika gekommen, weil sie sich in der neuen Welt ein besseres Leben als im eigenen Land versprachen. Diese bis heute verehrten Pilgrims legten den Grundstein für die Besiedlung des amerikanischen Kontinents, indem sie die ersten Siedlungen an der Ostküste gründeten.

Wie konnten diese Einwanderer jedoch nach so kurzer Zeit so erfolgreich sein, obwohl sie die Begebenheiten in diesem neuen Land gar nicht kannten? Die Geschichte der Pilgerväter ist eng mit der Beziehung zu den Ureinwohnern, den Indianern, verknüpft.

Illustration der ersten Pilger
Illustration der ersten Pilger

Zur Zeit der ersten Besiedlungen war der Stamm der Wampanoag in diesem Landstrich ansässig. Dieser Indianerstamm wurde durch den einflussreichen Häuptling Squanto angeführt. Die Ureinwohner traten den Neuankömmlingen gegenüber freundlich auf und boten ihre Gastfreundschaft an.

Squanto pflegte ein freundschaftliches Verhältnis mit dem englischen Entdecker John Weymouth. Beide Männer respektierten und begegneten sich auf Augenhöhe. Aus diesem Grund sahen die Indianer in den neuen Siedlern keine Gefahr für ihren eigenen Stamm, denn wie Weymouth waren auch sie Engländer.

Die Indianer machten die englischen Siedler mit den Begebenheiten des neuen Landes vertraut und zeigten ihnen, wie man erfolgreich Getreide, Obst und Gemüse anbaut. Die Ureinwohner zeigten den Engländern, wie man erfolgreich auf die Jagd geht und wie stets ein Fisch an der Angel hängen bleibt.

Die neuen Siedler lernten, essbare von giftigen Pflanzen zu unterscheiden und den Boden zu kultivieren. Viele Amerikaner sind der Meinung, diese freundschaftliche Beziehung zu den Indianern habe die erfolgreiche Besiedlung des amerikanischen Kontinents erst möglich gemacht.

Am 20. Juni 1676 bestimmte William Bradford in seiner Eigenschaft als Anführer der Pilgrims in Plymouth und als regierender Rat den 29. Juni als ersten offiziellen Feiertag für Thanksgiving in Massachusetts und Rhode Island. Fortan sollte dieser Feiertag in allen benachbarten Kolonien gemeinsam von den Siedlern und Indianern begangen werden.

Zu diesem Zeitpunkt lebten weiße Siedler und Indianer noch ohne Probleme in Harmonie zusammen. Wie sich die Geschichte weiter entwickelte, ist allgemein bekannt. In folgenden 200 Jahren wurden die Ureinwohner Amerikas immer weiter durch die weißen Siedler zurückgedrängt, die innerhalb weniger Jahrzehnte fast den ganzen nordamerikanischen Kontinent für sich einnahmen und schließlich die Vereinigten Staaten von Amerika gründeten. Die Neuankömmlinge betrachteten die Indianer als ungläubige, gottesferne Heiden und ihre Lebensweise als recht unzivilisiert.

Ende des 19. Jahrhunderts war ein Großteil der ursprünglich zahlreich vertretenen Indianerstämme ausgerottet, der Rest lebte in Reservaten. Und doch hat sich die Tradition, Thanksgiving zu feiern und dabei nicht nur den Pilgervätern, sondern auch den Indianern zu gedenken bis zum heutigen Tage gehalten.

Einige Amerikaner argumentieren, man danke den Pilgrims zu Recht, denn diese erste Generation sei die einzige gewesen, die harmonisch mit den Indianern zusammenlebte und eine wirkliche Form der Völkerverständigung praktizierte.

Thanksgiving war jedoch nicht von Anbeginn ein nationaler Feiertag. Dieser wurde erst durch Präsident Abraham Lincoln eingeführt. Ein festes Datum im Kalender gibt es nicht, denn man einigte sich schließlich darauf, das Erntedankfest am vierten Donnerstag im November zu feiern.

Was essen die Amerikaner an Thanksgiving?

Es gibt viele Rezepte und Beilagen. Fast jede amerikanische Hausfrau und Mutter hat wohl ihr eigenes bevorzugtes Rezept. Gerne verwendete Beilagen sind Kartoffeln, Preiselbeeren, Käserahm und Mais. Bei den Amerikanern macht sich mittlerweile jedoch auch zum Erntedankfest eine kritischere Einstellung zum Essen bemerkbar. In so manchen Haushalten kommt nicht mehr ein Truthahn auf den Tisch, sondern eine Variante aus Tofu oder anderem anderen Fleischersatz.

Truthahn im Ofen
Traditionell gibt es Truthahn zu Thanksgiving

Wie wird Thanksgiving heute gefeiert?

Traditionell ist Thanksgiving ein Fest, das die Amerikaner gerne mit ihrer Familie begehen. Wer seine Familie nicht vor Ort hat, besucht die Eltern, Großeltern und/oder Geschwister. Ist die Familie groß und weit verstreut, versammelt man sich gerne an einem Ort, zum Beispiel im Haus der Eltern oder Großeltern.

Das Hauptgericht ist der Truthahn, der auf dem Tisch, um den sich alle versammelt haben, kunstvoll aufgeschnitten wird. Thanksgiving ist den Amerikanern zwar heilig und ein offizieller Feiertag, landesweite Veranstaltungen wie beim Unabhängigkeitstag oder Superbowl gibt es jedoch nicht.

Dieses Erntedankfest ist eher eine Tradition, die gerne im Familien- und Freundeskreis begangen wird, denn es soll auch ein Tag der inneren Einkehr, der Selbstbesinnung und der Besinnung auf die Dinge sein, die wirklich wichtig sind. Eine Ausnahme gibt es jedoch. Das weltberühmte Kaufhaus Macy’s in New York City veranstaltet eine große Parade. Wie so vieles in Amerika ist auch die Veranstaltung groß, bunt und außergewöhnlich.

Ein weiterer Brauch ist die Amtshandlung des Präsidenten, dem jedes Jahr die wichtige Aufgabe zukommt, einen besonders schönen und prächtigen Truthahn zu begnadigen. Dieses glückliche Federvieh landet dann nicht als Braten auf dem Teller, sondern in einem Zoo. Anhand welcher Kriterien der Truthahn ausgewählt wird, ist jedoch nicht bekannt. Wie diese Begnadigungstradition entstanden ist, steht nicht genau fest. Angeblich soll sie auf John F. Kennedy zurückgehen, der während seiner Amtszeit als Präsident zu einem Thanksgiving Fest mit Blick auf einen prächtigen Truthahn gesagt haben soll: „Können wir den nicht behalten?“ Daraufhin soll dieser Truthahn tatsächlich begnadigt worden sein.

Selbst der Freitag nach diesem vierten Donnerstag im November hat sich als eine Art Feiertag etabliert. Er wird als Black Friday bezeichnet und gilt als der umsatzstärkste Tag des Jahres, denn in vielen Geschäften gibt es Sonderangebote. Die meisten Amerikaner nehmen diesen Freitag als Brückentag und strömen in die Kaufhäuser, um erste Weihnachtseinkäufe zu tätigen.

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