Guggenheim Museum
New York City ist eine Stadt voller Sehenswürdigkeiten, da ist es nicht leicht, innerhalb eines vergleichsweise kurzen Urlaubsaufenthalts Prioritäten zu setzen. Das Guggenheim Museum gehört für viele New York City Urlauber jedoch zum Pflichtprogramm. Dieses Museum ist nicht nur wegen seiner Ausstellung moderner und zeitgenössischer Kunst interessant, sondern auch wegen seiner Bauweise.
Das Guggenheim, wie das Museum im Volksmund auch kurz genannt wird, gilt als architektonisches Meisterwerk. Kein Geringerer als der legendäre, über die amerikanischen Grenzen hinaus bekannte Architekt Frank Lloyd Wright zeichnet für dieses meisterhafte Bauwerk verantwortlich.
Was ist das Guggenheim?
Das Guggenheim Museum ist ein Museum für zeitgenössische und moderne Kunst.
Das mitunter bizarr wirkende Gebäude kann es mit den ebenso bizarren und abstrakten Kunstwerken leicht aufnehmen. Daher ist dieses Museum nicht nur für Kunstfreunde, sondern auch für Architekturliebhaber eine der ersten Adressen während eines New York-Besuchs.
Ein monumentaler Bau braucht einen außergewöhnlichen Architekten
Das Guggenheim Museum trägt nicht nur den Namen des international renommierten Kunstsammlers Solomon R. Guggenheim, sondern indirekt auch den Namen des Architekten Frank Lloyd Wright, denn dieser ist untrennbar mit dem Museum verbunden und fast schon zu einer Markenbezeichnung geworden. Frank Lloyd Wright (1867-1959) war einer der Stararchitekten Amerikas und bekannt für seine monumentalen und extravaganten Bauten. In dieser Tradition hat Wright auch das Guggenheim Museum verwirklicht. Der Bau in Form einer Rotunde befindet sich an der Fifth Avenue in Manhattans Stadtviertel Upper East Side zwischen East River und Central Park.
Auch wenn dieser außergewöhnliche Bau viele Bewunderer weltweit auf sich vereint, ertönten schon vor Baubeginn kritische Stimmen aus Künstlerkreisen, die der Meinung waren, der extravagante Bau und die außergewöhnliche Architektur lenkten von den ausgestellten Kunstwerken ab. Ihrer Meinung nach würden die Besucher dem Gebäude mehr Aufmerksamkeit schenken als den darin ausgestellten Kunstwerken. Diese Sorge bestand jedoch zu Unrecht, denn nach mehr als achtzig Jahren Guggenheim-Geschichte lässt sich feststellen, dass Gebäude und Ausstellung im harmonischen Einklang miteinander existieren und beide Bereiche die verdiente Aufmerksamkeit der Besucher auf sich ziehen.
Frank Lloyd Wright vereinte mit seinem Meisterwerk unterschiedliche Formen wie Quadrate, Bögen, Ovale, Dreiecke und Kreise. Innerhalb des Gebäudes zieht sich eine spiralförmige Rampe von unten bis in den vierten Stock. Zur Innenseite ist der Rundbau mit den terrassenförmigen Etagen offen gehalten, sodass er die Kunstwerke aus verschiedenen Perspektiven und Blickwinkeln zeigt. Die Glaskuppel durchflutet das Museum mit viel Licht und sorgt für eine natürliche Ausleuchtung der Kunstwerke. Aufgrund seiner Form wird der Bau auch etwas weniger charmant als „Tasse aus Beton“ oder scherzhaft als Schnecke bezeichnet. Schnecke deshalb, weil die Besucher hier aufgrund des hohen Andrangs häufig nur im Schneckentempo vorankommen und wegen der 400 Meter hohen Rotunde, deren Form an ein Schneckenhaus erinnert.
1943 bis 1959: von der Planung bis zur Fertigstellung
Der Architekt fertigte 700 Skizzen an und wurde 1943 mit der Planung des Museums beauftragt. Verwirklichen konnte er das Bauwerk jedoch erst in der Zeit von 1956 bis 1959. Der Vorläufer des heutigen Museums war das „Museum of Non Objektive Painting“ an der 24th Street. Betreiber war die Solomon R. Guggenheim Foundation. Dieses Museum war deutlich weniger extravagant wie sein Nachfolger, denn die Ausstellung des Kunstsammlers Guggenheim fand Platz in einem umgebauten Autohaus.
Wann wurde das Guggenheim Museum gebaut?
Von 1956 bis 1959.
Der Standort in direkter Nachbarschaft zum Central Park war für Frank Lloyd Wright die ideale Voraussetzung, um seinen monumentalen Bau so umzusetzen, dass er sich gut an die Umgebung anpasste und zu einem weiteren Ruhepol vom lebhaften Großstadtleben wurde.
Die Eröffnung des Guggenheim-Vorläufers fand am 01. Juli 1939 statt. Ab 1943 arbeitete Frank Lloyd Wright an seinen Plänen. Dass er seine Pläne erst ab 1956 verwirklichen konnte, lag an dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg und den ersten Nachkriegsjahren. Die USA waren der große Kriegsgewinner, denn bereits vor Eintritt in diesen bewaffneten Konflikt, der hauptsächlich in Europa, Russland, Japan und im Pazifik stattfand, profitierten amerikanische Unternehmen, da die komplette Wirtschaft auf Kriegsproduktion umgestellt wurde, die immense Gewinne einfuhr. Nach Kriegsende wurde die ganze Wirtschaft wieder zurückgefahren. Bis die zivile Güterproduktion vergleichbare Gewinne und damit einen ähnlichen Wohlstand für die amerikanische Gesellschaft brachte, dauerte es etwa zehn Jahre. Während dieser Zeit wurden Pläne für solche monumentalen Bauten wie das Guggenheim Museum zurückgestellt.
Als sich die Inflationsrate wieder nach unten bewegte, war schließlich auch die Zeit von Frank Lloyd Wright gekommen, der seine lang gehegten Pläne jetzt endlich umsetzen konnte. Zu diesem Zeitpunkt entstand auch die Idee, das Museum dem Kunstsammler und Philanthrop Solomon Robert Guggenheim zu widmen, der ab 1929 den Grundstock für die Ausstellung abstrakter zeitgenössischer Kunst gelegt hatte.
Die jüdische Familie Guggenheim emigrierte 1847 von der Schweiz in die USA, wo Solomon zwei Jahre später das Licht der Welt erblickte.Ausgebildet in Privatschulen in Philadelphia und der Schweiz, kam Guggenheim schnell mit der höheren Bildung und den schönen Künsten in Berührung. Der Reichtum der Familie Guggenheim gründete sich auf in der Kupferproduktion tätigen Unternehmen. Zunächst interessierte sich der junge Solomon für die Alten Meister. Als er in Kontakt mit der abstrakten deutschen Malerin Hilla von Rebay kam, begeisterte er sich jedoch schnell für zeitgenössische und moderne Kunst, die er zu sammeln begann und ab 1929 in seinem Apartment im Savoy Plaza Hotel ausstellte.
Ein Krieg zwischen Kunst und Architektur?
Da sich schnell ein großer Kreis für diese Art der zeitgenössischen abstrakten Kunst interessierte, wurde die Solomon R. Guggenheim-Stiftung gegründet, um eben jene Kunst großen Kreisen interessierter Menschen zugänglich zu machen. Den Bau des ihm gewidmeten Museums erlebte Guggenheim jedoch nicht mehr, da er 1949 verstarb.
Hilla von Rebay, die Künstlerin, die Guggenheim erst mit der modernen Kunst in Kontakt gebracht hatte, beauftragte Frank Lloyd Wright nicht nur, weil er ein weltbekannter Stararchitekt war, sondern auch als durchsetzungsstarker Kämpfer galt, der alles, was er sich einmal vorgenommen hatte, gegen alle Widerstände umsetzte. Sein erklärtes Ziel war, nach vielen Jahrhunderten der kulturellen Abhängigkeit von der alten Welt Europas ein unabhängiges kulturelles Amerika zu schaffen, mit einem eigenen Kunst- und Architekturstil. Beide Gebiete waren für ihn eng miteinander verbunden, obwohl seine Kritiker ihm genau diese Einstellung absprachen.
Als die Pläne für das Museum bekannt wurden, unterstellten erste aus den Kunstkreisen stammende Kritiker Frank Lloyd Wright, mit seinem monumentalen Bau wolle er einen Krieg zwischen Architektur und Kunst anzetteln. Aus diesem könnten jedoch beide Seiten nur als Verlierer hervorgehen. Andere Stimmen empfahlen, das Guggenheim Museum selbst in ein Museum zu stecken, um den Wahnsinn des 20. Jahrhunderts zu zeigen.
Weitere Künstler warfen dem Architekten vor, mit seinem Monumentalbau habe er die darin ausgestellte Kunst unwichtig gemacht. Auf der anderen Seite gab es jedoch auch viele Anhänger des neuen Guggenheim Museums, die diesen Bau als Wrights größtes und wichtigstes Werk bezeichneten. Die Stellung des Architekten in diesem Projekt war also alles andere als einfach, da er sich in einem ständigen Konfliktfeld zwischen Stadtverwaltung, Befürwortern, Gegnern, der öffentlichen Wahrnehmung und seinen Auftraggebern befand.
Die Architektur des Guggenheim Museums
Ursprünglich war Frank Lloyd Wright gegen den Standort New York, da die Stadt überbevölkert und zugebaut sei. In den ersten Entwürfen spielte Glas eine herausragende Rolle, fand im realisierten Bau jedoch nur noch einen untergeordneten Platz, unter anderem in der Glaskuppel. Die Lage am Central Park ermöglichte schließlich die Umsetzung seines bevorzugten Architekturansatzes der organischen Bauweise. Mit diesem Ansatz realisierte er einen direkten, spricht organischen, Zusammenhang zwischen Architektur, Natur, Kunst und der menschlichen Lebensweise.
Gleichzeitig war Frank Lloyd Wright Schriftsteller sowie Kunstsammler und Kunsthändler. Auf diese Weise hatte er ein größeres Kunstverständnis als vergleichbare Kollegen und verstand es mit viel Verhandlungsgeschick, seine Auftraggeber dazu zu bewegen, die zu seinen Gebäuden passenden Kunstgegenstände zu erwerben. Damit setzte er die von ihm realisierten Bauten nicht nur gut in Szene, sondern füllte ganz nebenbei auch noch sein Konto. So manches Mal waren seine Erträge aus seiner Tätigkeit als Kunsthändler höher als die aus seiner Tätigkeit als Architekt.
Das Konzept der organischen Bauweise spiegelt das Guggenheim Museum in Form einer Rotunde sehr gut wider. Der Kreis ist das Hauptmotiv, dieser wird jedoch durch weitere geometrische Formen wie Dreiecke, Ovale, Quadrate und Bögen begleitet, sodass für den Betrachter unterschiedliche Blickwinkel auf die ausgestellten Kunstwerke entstehen. Begehbar ist diese runde Bauweise durch terrassenförmige Etagen. Das Alleinstellungsmerkmal dieses Museums ist die um drei Prozent steigende Rotunde, an der die Kunstgegenstände ausgestellt werden. Die Besucher bekommen einen direkten Blick aus unterschiedlichen Perspektiven und werden nicht wie bei vergleichbaren Museen, wie zum Beispiel dem Louvre, durch unterschiedliche Etagen geführt.
Ein Aufzug führt die Besucher nach oben, sodass sie von dort aus die Rotunde langsam nach unten gehen können und so einen freien Blick auf die Kunstgegenstände bekommen. Da der Rundbau zur Innenseite her offen ist, gibt er den Blick auf die Ausstellungsstücke aus sämtlichen Etagen frei. Die in 28 Meter Höhe befindliche Glaskuppel durchflutet den Bau zusammen mit fluoreszierenden Lampen mit einem angenehmen Licht. In den 1990er-Jahren wurde der Bau durch einen gleichfalls auf die Pläne von Frank Lloyd Wright zurückgehenden Turm erweitert.
Was gibt es im Guggenheim Museum zu sehen?
Die Ausstellung umfasst zahlreiche, über mehrere Dekaden zusammengetragene Kunstwerke. Die ursprüngliche Sammlung von Samuel R. Guggenheim, die er das erste Mal in seinem Apartment im Hotel Savoy Plaza ausstellte, gilt als Gründungssammlung. Ein gefeierter Künstler der abstrakten Malerei der 1920er-Jahre war Wassily Kandinsky, von dem mehrere Werke in der Ausstellung zu sehen sind. Die ursprüngliche Ausrichtung galt der abstrakten und zeitgenössischen Kunst.
Mit zwei Werken des Künstlers Marc Chagall, „Grüner Violinist“ und „Paris, durch das Fenster gesehen“ fanden auch Bilder in die Sammlung Einzug, die nicht der gegenstandslosen Kunst zuzurechnen sind. Allerdings gehören sowohl diese Werke als auch die abstrakte, zeitgenössische Kunst der Ausstellung in den avantgardistischen Bereich.
Was macht das Guggenheim Museum so besonders?
Die Architektur in Form einer Rotunde macht das Guggenheim Museum so besonders.
1948 erwarb das Guggenheim Museum die 730 Objekte umfassende Kunstsammlung aus dem Nachlass des Kunsthändlers Karl Nierendorf. Diese Sammlung umfasst für die Kunstwelt bedeutende Werke aus dem Expressionismus und Surrealismus der bekannten Maler Wassily Kandinsky, Paul Klee, Lyonel Fininger, Joan Miró und Marc Chagall. Mit der Zeit wurde die Sammlung regelmäßig erweitert. 1963 erweiterte die Thannhauser Collection die Ausstellung mit Werken aus der Zeit des Impressionismus und des Post-Impressionismus, darunter Werke der Maler Vincent van Gogh, Édouard Manet und Camille Pissaro. Weiter fanden Werke des Malers Paul Cézanne Einzug in die Ausstellung. Mit diesen Künstlern wurde das ursprüngliche Ziel, sich ausschließlich auf zeitgenössische Kunst aus dem 20. Jahrhundert zu konzentrieren, aufgegeben. Mit dieser Sammlung wurden auch 32 Arbeiten auf Papier und Gemälde von Pablo Picasso erworben. Das Guggenheim Museum befindet sich im Besitz der weltweit größten Picasso-Sammlung.
Wie viel Zeit sollte man einplanen?
Ein guter Richtwert sind zwei bis drei Stunden.
Zu Beginn der 1990er-Jahre konzentrierte sich die Panza Collection auf Kunstwerke aus den 1960er- und 1970er-Jahren. Mitte der 1960er-Jahre ging die Peggy Guggenheim Collection auf Ausstellungstournee. Peggy Guggenheim war eine Nichte des Museums-Gründers Solomon R. Guggenheim. Die beiden waren sich nicht immer gut gesonnen. Dennoch übertrug Peggy Guggenheim ihre Rechte an dieser Sammlung schließlich an die Guggenheim-Stiftung. Bis zum heutigen Tage finden wiederholt Sonderausstellungen zu diversen Kunstthemen im Museum statt, die mal mehr oder weniger Beachtung einer großen Öffentlichkeit finden.